Geesthacht/Hamwarde. Geesthacht. Ob Autoreifen, Schränke oder Einweggrills – immer mehr Menschen entsorgen ihren Müll einfach im Wald oder am Knick.
Eine Küchenzeile samt Einbauherd und Mikrowelle, ein Lattenrost, zwei Hocker, ein Stuhl, Teller und Tassen – das klingt wie ein klassisches Verkaufsinserat. In Hamwarde sorgt die Aufzählung für Empörung. Unbekannte haben diese Gegenstände illegal am Feldrand entsorgt – ein Problem, das in Geesthacht und Umgebung immer wieder für Ärger sorgt und die öffentlichen Kassen belastet.
„Insgesamt waren es dieses Mal wohl so um die vier Kubikmeter Sperrmüll. Leider kein Einzelfall“, ordnet Hamwardes Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Richard den Fund zwischen der Geesthachter Straße und Landstraße ein. Etwa alle zwei Monate würde Sperrmüll an den Feldwegen im Gemeindegebiet entsorgt. „Allerdings nicht in solchen Mengen. Gelbe Säcke, Autoteile und Gartenabfälle mit Sack finden wir sogar monatlich“, sagt Richard.
Illegal entsorgter Sperrmüll: Bußgelder bis zu 1500 Euro
Aufkommen muss für die Entsorgung bei unbekanntem Verursacher zunächst die öffentliche Hand. Wird jemand auf frischer Tat erwischt oder später ermittelt, wird es für ihn teuer: Neben den angefallenen Kosten für die Entsorgung kann gegen die Schmutzfinken ein Bußgeld verhängt werden. Laut dem aktuellen Umwelt-Bußgeldkatalog für Schleswig-Holstein können bei illegal entsorgtem Sperrmüll beispielsweise zwischen 50 und 1500 Euro fällig werden. Für illegal entsorgten Grünschnitt und Pflanzenreste, durch die eine Überdüngung und die Ausbreitung nicht heimischer Arten droht, werden Strafgelder zwischen 5 und 800 Euro verhängt. Dabei ließe sich beides – Sperrmüll und Grünschnitt – gegen Gebühr beim Recyclinghof in Wiershop entsorgen. Nach Terminabsprache wird der Abfall auch abgeholt.
Hundebesitzer, die die Häufchen nicht beseitigen, können übrigens mit 10 bis 20 Euro zur Kasse gebeten werden, für achtlos weggeworfenen Müll, wie Bananenschalen, Papiertaschentücher oder Zigarettenschachteln 10 Euro.
Etwa 20 Tonnen unsachgemäß entsorgten Müll fischen die Mitarbeiter der Berufsförderungsgesellschaft (BFG) und des städtischen Betriebshofes Geesthacht jedes Jahr aus der Natur, sagt Rathaussprecher Torben Heuer. Besonders häufig werden die Müllsammler beispielsweise im Bereich Besenhorst und auf der Elbinsel fündig. Letztere bietet aktuell einen besonders traurigen Anblick. Liegen gelassene Grills, frei laufende Hunde, abgekühlte Feuerstellen, Plastikmüll, auf Zweige gesteckte, leere Flaschen finden sich auf dem von der Europäischen Union als besonders schützenswert beurteiltes Flora- und Fauna-Habitat (FFH-Gebiet). Seit Jahren ist diese Situation nicht in den Griff zu bekommen, auch nicht durch von der Stadt aufgestellte Müllbehälter.
Elbinsel: „Wir können nur hinterher räumen.“
„Wir können da leider nur hinterher räumen. Alle Appelle an die Menschen, die sich dort aufhalten, scheinen nicht viel zu fruchten“, erklärt Heuer. Angler und wilde Camper lassen Müll
zurück, Ausflügler und Partyvolk schleppen sich auf dem Weg zum Strand ab, aber nicht mehr auf dem Heimweg. „Wir bekommen demnächst Infotafeln vom Land und erhoffen uns dadurch etwas mehr Sensibilität für die Natur“, sagt Ulrike Stüber vom Umweltamt.
Das FFH-Gebiet umfasst den westlichen Teil der Elbinsel unterhalb des Stauwehrs. Dort, wo der Strand die Menschen anlockt, sich seltene Tiere und Pflanzen wohlfühlen. Heuer: „Wir wollen den Zugang zwar weiter ermöglichen, denn es soll ein Naherholungsgebiet bleiben. Die Verträglichkeit mit einem FFH-Gebiet ist aber ein großer Spagat.“ Das Flora- und Fauna-Management stelle gewisse Anforderungen. „Müll ist zu vermeiden und zu beseitigen und Hunde dürfen nicht frei herumlaufen“, nennt Heuer zwei Regeln, gegen die oft verstoßen werde. Aufgestellte Hinweisschilder, dass Hunde anzuleinen sind, werden umgehend von Unbekannten entfernt. Der Umweltausschuss hat sich mehrfach mit dem Thema befasst, aber noch keine Lösung gefunden. Schlimmstenfalls droht die Sperrung der Insel.
Etwa 2500 bis 3500 Euro kostet die Müllentsorgung die Stadt Geesthacht jedes Jahr – größere, illegale Deponien, die auch hin und wieder auffallen, sowie Personalkosten nicht eingerechnet.
Die Gemeinde Hamwarde hat gegen die unbekannten Schmutzfinken Anzeige erstattet. Zeugen, die in der Nähe des Hundeplatzes etwas Verdächtiges gesehen haben, mögen sich bei der Polizei melden: (0 41 52) 8 00 30.