Geesthacht. Geesthacht. Wer auf einen Bauplatz in Finkenweg-Nord spekuliert, braucht starke Nerven. Denn die Entwicklung des Baugebiets dauert noch.
Häuslebauer in der Warteschleife: Die Stadt kommt mit der Realisierung des Neubaugebietes Finkenweg-Nord zwischen Wilhelm-Holert-Straße, Sophie-Scholl-Ring und Zöllnersweg seit Monaten nicht weiter. 2016 beschäftigten sich bereits Studenten damit, wie das Wohngebiet im Norden der Elbestadt aussehen könnte. Seitdem heißt es: Still ruht der See – und das könnte auch erstmal so bleiben. Denn im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr steht keine Summe für nötige Erschließungsarbeiten. Auch mit perspektivischen Einnahmen durch den Verkauf von Bauplätzen rechnet die Stadt im Zahlenwerk für 2018 nicht.
2019 sollen Bagger rollen
Auf Nachfrage unserer Zeitung bleibt Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) dennoch verhalten optimistisch: Er geht davon aus, dass vor 2019 die Bagger rollen. Geld für die Planung könnte aus diesem Jahr mit ins Jahr 2018 genommen werden. Frühestens 2020 könnten dann die ersten Bewohner einziehen, wobei unklar ist, wie sich bis dahin die Zinsen für Baufinanzierungen entwickeln, und ob in der Zwischenzeit Bauwillige ins schnellere Umland abwandern – das passiert jetzt schon.
An dem Bebauungsplan (B-Plan) für Finkenweg-Nord wird schon deutlich länger als üblich geplant. „Wir wollen das Projekt nach vorne bringen und sind auch mit Druck bei der Sache“, betont Schulze dennoch. Aktueller Stand ist: Ideen eines studentischen Wettbewerbs sollen Basis für die weitere Entwicklung des B-Plans sein. Wann der Entwurf zur finalen Beratung in den Fachausschuss kommt, ist unterdessen unklar. Die Studenten hatten sich bereits 2016 mit dem Thema befasst.
WoGee würde in Erschließung einsteigen
Die größte Hürde: Es scheint unklar, wie überhaupt die Erschließung durchgeführt werden soll. Das nahe gelegene Baugebiet Finkenweg-Ost hatte die Stadt an den Unternehmer Uwe Gerner übertragen. Der ließ das Areal erschließen und verkaufte später die Bauplätze. Das Geld blieb bei ihm. Auch im Baugebiet Finkenweg-Nord gehört eine Teilfläche Gerner. Für die Stadt, die auf Jahre mit defizitären Haushalten zu kämpfen haben wird, könnte aber eine Erschließung unter eigener Regie deutliche Mehreinnahmen bedeuten. Die Idee: Unter Federführung der Wohnraum-Entwicklungs-Gesellschaft (WoGee), die eine Stadttochter ist, könnte eine Erschließungs-Gesellschaft gegründet werden, die sich um die Abwicklung kümmert. „Wir stehen bereit und könnten bei einem positiven Zeichen zeitnah starten“, sagt WoGee-Geschäftsführer Markus Prang.
Doch Schulze bremst ab. „Uns fehlt dazu noch der politische Beschluss“, betont der Bürgermeister. Er hofft, den zu erhalten, während sich der B-Plan in der öffentlichen Auslegung befindet. Doch vor diesem Schritt müssten viele Fragen geklärt werden: Will die Stadt der WoGee das Ackerland übertragen oder verkaufen, wird die WoGee später Einnahmen an die Stadt abführen oder mit dem Geld weitere Projekte realisieren? Punkte, die die Politik über Monate beschäftigen könnten. „Details müssten wir auch mit Herrn Gerner klären, es könnte ja für beide Seiten positiv sein, eine Baufirma mit der Erschließung zu beauftragen“, sagt Schulze. Gerner möchte zügig mit den Arbeiten beginnen, bei ihm stehen Interessenten Schlange.
150 Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften möglich
Zum Hintergrund: Erst wenn die zuvor skizzierten Fragen geklärt sind, kann die Erschließung detailliert geplant werden. Dann wäre eine Ausschreibung nötig, erst danach können Kanalbau, Entwässerung sowie Straßen- und Leitungsbau folgen. 150 Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften, 40 Reihenhäuser und 100 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern könnten auf dem Areal entstehen.