Geesthacht. Geesthacht. Uneinigkeit im Forsthaus Grüner Jäger: Während der eine eigenmächtig die Immobilie anbietet, will der andere weitermachen.

Eine Internet-Kleinanzeige mit dem Titel „Traditionsrestaurant in Geesthacht – mit Hotelbauplatz. Preis: 1 500 000 € VB“ sorgt derzeit für Aufsehen in der Stadt. Denn es handelt sich um das ehrwürdige Forsthaus Grüner Jäger, in dem schon Napoleon genächtigt und gegessen haben soll. „Aus gesundheitlichen Gründen suche ich für unser Restaurant in Geesthacht einen Nachfolger. Es handelt sich um eine ehemalige Fuhrmannsherberge“, heißt es in der Beschreibung, in der Eigentümer Herbert Jürs als Kontaktperson benannt ist.

„Ich will gar nicht verkaufen“

Doch der stellt gegenüber unserer Zeitung klar: „Ich will gar nicht verkaufen. Ich muss meinem Sohn endlich klarmachen, dass er diesen Unsinn lassen soll“, erklärt Herbert Jürs. Denn Ingmar Jürs war mit dem Betrieb des Hauses und seines Imbisswagens im Sommer in die Insolvenz geraten. „Das bedeutet aber nicht das Aus für unser Haus. Vielmehr sehe ich die Insolvenz als große Chance“, hatte der Sohn des Eigentümers als Geschäftsführer der Forsthaus Grüner Jäger GmbH im Juni erklärt. Der Vater hat inzwischen trotz seiner 82 Jahre das Zepter wieder selbst in der Hand. Anfang September wurde die GmbH dann vor dem Amtsgericht Lübeck aus dem Handelsregister gelöscht.

Senior will Mittagstisch wieder etablieren

„Ich stelle mir gerade eine neue Mannschaft zusammen. Das ist aber gar nicht so einfach“, berichtet Jürs senior. Vor allem an einem zusätzlichen flinken Koch hapere es zurzeit. Jürs: „Sobald alles wieder passt, wollen wir auch wieder mittags öffnen“, sagt der Gastwirt, der den Grünen Jäger bereits 1982 gekauft hatte. Das Mittagsgeschäft hatte Ingmar Jürs vor zwei Jahren aufgegeben und nur noch einen Imbisswagen geöffnet. Zum Bedauern von Geschäftsleuten, die mit Geschäftspartnern mittags gern in gediegener Atmosphäre essen gingen. „Das wollen wir wieder anbieten“, sagt Herbert Jürs.

Freude bei Mitarbeitern

Was hinter der Anzeige steckt, kann er sich derweil nicht erklären. Die darin genannte Mobiltelefonnummer gehört zu seinem Sohn Ingmar, der nicht erreichbar ist. Auch die aufgeführte Internetseite des Forsthauses ist zurzeit offline. Ein Saal für bis zu 100 Gäste, die Terrasse mit Platz für bis zu 150 Menschen und die Möglichkeit, einen Hotelanbau errichten zu können, sollen das Interesse an dem Objekt bei möglichen interessierten Käufern steigern. Tatsächlich sieht der Flächennutzungsplan parallel zur Krümmelstraße eine Sonderfläche für ein Hotel vor. Ob sich das realisieren ließe, ist aber unklar. Zuletzt hatte ein Interessent vor zehn Jahren entsprechende Ideen – allerdings nicht die Familie Jürs.

„Wir Mitarbeiter sind froh, dass wir jetzt mit dem Senior wieder auf einem guten Weg sind“, sagt ein Kellner.

In einer ursprünglichen Fassung dieses Artikels hatte es geheißen, der Vater habe seinen Sohn vor die Tür gesetzt. Dieser Darstellung haben beide inzwischen widersprochen. Vielmehr musste sich Ingmar Jürs im Rahmen des Insolvenzverfahrens aus dem Haus zurückziehen.