Geesthacht. Ehrenamtliche kümmern sich um verwilderte Tiere und wollen die Populationen eindämmen

„Geesthacht hat ein Straßenkatzenproblem“, sagt Sarah Kubsch, Vorsitzende des Geesthachter Tierheims. 45 Kitten, teilweise ohne Mutter, wurden im Mai 2016 ins Tierheim gebracht. „Ich habe mich gefragt, woher die alle kommen und gesagt, dass wir etwas tun müssen“, erinnert sich Sarah Kubsch. Sie knüpfte Kontakte nach Lauenburg, wo sich Gerda Starke um verwilderte Katzen kümmert.

Im August gründete Sarah Kubsch dann die Geesthachter Katzenfreunde. „Wir sind beim Tierschutzverein Geesthacht angesiedelt“, erklärt sie die Struktur. Gemeinsam mit sieben Mitstreiterinnen fängt sie verwilderte Katzen ein und bringt sie zum Tierarzt. „Wir arbeiten eng mit Frau Dr. Drews aus Lauenburg zusammen“, erklärt Kubsch. 65 Euro kostet der Eingriff bei Katern, 85 Euro bei Katzen, denn die Sterilisation ist komplizierter. „Das sind aber Tierschutzpreise“, betont Sarah Kubsch.

Viele Bürger geben den Tierschützern Tipps, wo sich sogenannte Hotspots befinden. „Wir beobachten dann über vier bis sechs Wochen diese Orte. Machen Fotos von den Katzen und klappern die Nachbarschaft ab, denn wir wollen ja keine Hauskatzen einfangen“, schildert Marina Kracht das Vorgehen. Die Recherche ist wichtig, denn wenn sie eine Katze kastrieren lassen, die einen Besitzer hat, könnten rechtliche Konsequenzen drohen. „Deshalb wäre die Katzenschutzverordnung so wichtig, denn dann könnten wir uns die Kosten vom Besitzer erstatten lassen“, erklärt Sarah Kubsch.

Stadt sieht keine

Notwendigkeit

Grundlage für die Verordnung ist ein Schritt des Umweltministeriums: Per Ermächtigungsübertragung werden Kommunen im Rahmen des Tierschutzgesetzes dazu bevollmächtigt, Schutzgebiete auszuweisen. In denen können sie die Kastration von Katzen einfordern. Michael Zühlke, stellvertretender Stadtsprecher, betont, dass die Verwaltung dazu aktuell aber keine Notwendigkeit sieht. „Wir müssten Schutzgebiete festlegen und das wäre ein riesiger Aufwand“, sagt er.

Das Problem ist, dass Katzen ab dem sechsten Lebensmonat geschlechtsreif sind und innerhalb eines Jahres, bis zu 35 Nachkommen in die Welt setzen können. „Die Tiere haben zu wenig zu fressen, und sind voller Parasiten“, sagt Meike Hildebrandt-Klose, die seit Anfang an mit dabei ist. So schaffen es viele Herbstkitten nicht. „Straßenkatzen werden nur um die sieben Jahre alt“, weiß Sarah Kubsch. Oftmals werden Katzen einfach zurückgelassen, wenn deren Besitzer umziehen oder sie werden rausgelassen, obwohl sie nicht kastriert sind.

Damit die Populationen nicht weiter zunehmen, werden die Tiere in Lebendfallen gefangen. „Das ist manchmal echt nerven- und zeitaufreibend, wenn die Tiere immer nur halb in die Falle gehen“, berichtet Iris Fieg. Jeden Mittwoch sind sie und ihre Mitstreiter unterwegs, um Katzen einzufangen. Wo sie sich auf die Lauer legen, geben die Tierschützer bewusst nicht bekannt. „Wir wollen dort keine Unruhe schaffen“, erklärt Sarah Kubsch. Wie wichtig die Arbeit ist, zeigt sich an einem Hotspot in der Stadt. „Dort haben wir ganz viel Inzucht und verkrüppelte Tiere“, erzählt Marina Kracht. Nach der Kastration werden die Katzen wieder zurückgebracht. „Das sind wilde Tiere, die kann man nicht vermitteln. Die würden die Wohnung auseinandernehmen“, erklärt Sarah Kubsch. Wenn sie Kitten retten, versuchen die Tierschützer, diese „zahm zu kuscheln“. Auch auf das Umland schauen sie. „Wir wollen erst unsere Hotspots abschließen und uns dann die Dörfer ansehen“, sagt Sarah Kubsch.

Hilfe und Unterstützung können die Ehrenamtlichen gebrauchen. „Wir brauchen eigentlich immer Futterspenden“, sagt Sarah Kubsch. Auch Heu und Stroh für Winterhütten werden benötigt. Über Informationen zu neuen Katzentreffpunkten sind sie dankbar. Wer herrenlose Katzen sieht, sollte sie erst mal eine Woche beobachten, ob sie wirklich keinen Besitzer haben und abgemagert aussehen.

Wer helfen möchte, kann Kontakt über die Facebook-Seite „Katzenfreunde Geesthacht – wir helfen einander!“ oder über das Tierheim unter (0 41 52) 7 43 11 aufnehmen. Kubsch: „Einfach auf den Anrufbeantworter sprechen.“

75 000 Straßenkatzen leben nach Schätzungen in Schleswig-Holstein. Tendenz steigend. Das muss nicht sein! Ich hatte selber zwei Katzen, die waren kastriert. Viele Besitzer lassen ihre Tiere aber nicht kastrieren und lassen sie auch raus. Wenn Katzen erst geschlechtsreif werden, kommen sie oftmals nicht nach Hause zurück – verwildern und werfen zweimal im Jahr. Zu viel Nachwuchs bedeutet: Zu viele Katzen haben kein Zuhause, führen ein tristes Leben voller Krankheiten und Hunger. Das muss nicht sein, deshalb sollte die Kastration von Katzen Pflicht sein.