Geesthacht. Neues gesetz  Schulen warten auf Fakten

Längeres Lernen könnte in Geesthacht für Abiturienten bald wieder in allen Oberstufen möglich sein. Denn die Landesregierung plant die Wiedereinführung des G9-Abiturs im Norden – eine erneute Wende, die in der Elbestadt gelassen bis hoffnungsvoll beobachtet wird.

Dr. Jan Rüder, Leiter der Alfred-Nobel-Gemeinschaftsschule (ANS), sieht der möglichen Entwicklung bei den Gymnasien gelassen entgegen. Beim ihm erreichen Schüler nach mindestes neun Jahren das Abitur. Sinkende Schülerzahlen erwartet er nicht, falls das Geesthachter Gymnasium in Sachen längeres Lernen nachzieht. „Unsere Schule hat schon lange existiert bevor der Wechsel von G9 auf G8 kam“, sagt Rüder und betont: Die Lernzeit sei für Familien nicht der entscheidende Grund, dass ihre Wahl auf eine Gemeinschaftsschule falle. Vielmehr punkte die Schulform beispielsweise mit heterogenen Lernkonzepten und unterschiedlichen Bildungsabschlüssen.

„Von vielen wird das eher als Chance wahrgenommen“, ordnet Michael Francke, Studiendirektor und Koordinator für schulfachliche Aufgaben am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG), die Stimmung an seiner Schule ein. Geesthachts einziges Gymnasium hatte sich 2011 dafür entschieden, beim schnellen Abitur, das 2004 eingeführt worden war, zu bleiben, obwohl das damals neue Schulgesetz eine Rückkehr zu G9 bereits ermöglicht hätte. Heute sind Lehrer, Schüler und Eltern noch unentschieden. „Wir führen angeregte Diskussionen innerhalb der Lehrerschaft – aber auch unter Schülern und Eltern ist das ein Thema“, sagt Francke. Eine Wechselmüdigkeit, Frust oder Ärger angesichts des Zick-Zack-Kurses der Politik beobachtet er am OHG nicht. „Die Umstellung zu G8 war massiv. Es musste zum Beispiel viel an den Lehrplänen gearbeitet werden. Aber es ist nicht so, dass wir denken, dass das nun alles umsonst war“, sagt er. Im November tagen Lehrer- und Schulkonferenz zu den Umstrukturierungsoptionen. Dann – so hofft Francke – sollten weitere Details bekannt sein.

Bisher liegt nur ein Gesetzentwurf aus Kiel vor. Im Dezember soll das Gesetz in zweiter Lesung beschlossen werden. Bis Ende Februar müssen die Schulkonferenzen der Gymnasien dann entscheiden, ob sie an G8 festhalten. Praktisch in Kraft treten soll das Gesetz zum Schuljahr 2019/20 für die 5. und 6. Klassen.