Geesthacht. Gasthaus  Mit Investitionen übernommen? Betrieb soll fortgeführt werden

Bitterer Gang für Ingmar Jürs, den Geschäftsführer der Forsthaus Grüner Jäger GmbH: Er musste für das traditionsreiche Gasthaus an der Bundesstraße 5, in dem schon Napoleon gespeist und genächtigt haben soll, Insolvenzantrag stellen. „Das bedeutet aber nicht das Aus für unser Haus“, tritt Jürs bereits schwelenden Gerüchten entgegen. „Vielmehr sehe ich die Insolvenz als große Chance.“

Auslöser der Insolvenz seien Forderungen der Bank gewesen. Die habe „kalte Füße“ bekommen, so Jürs, nachdem er in Umbauten im Haus investiert hatte und die Kredite nicht mehr schnell genug bedienen konnte. Außenstände gebe es sonst nicht.

Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin wurde vom zuständigen Schwarzenbeker Amtsgericht die Lauenburger Rechtsanwältin Verena Vogt bestellt. „Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt erst einmal darin, den Betrieb fortführen zu können. Die Buchungslage des Restaurants ist gut und der Betrieb macht auch einen guten und strukturierten Eindruck. Vielleicht muss an einigen Stellen etwas nachgesteuert werden“, gibt die Rechtsanwältin ihren ersten Eindruck wieder.

Seit mehr als 30 Jahren führt die Familie Jürs das Restaurant, vor vier Jahren hatte es Ingmar Jürs von seinen Eltern übernommen. Er setzt zwar konsequent auf die Tradition, ergänzt sie aber um Neuerungen wie freies WLAN und eine E-Tankstelle vor dem Haus. 2015 hatte der Geschäftsführer außerdem den um hausgemachte Speisen ergänzten Imbiss „Fofftein“ auf dem Parkplatz an der Borsigstraße eröffnet, im Gegenzug das Mittagsangebot im „Grünen Jäger“ aufgegeben. So reagiere er auf das rückläufige Interesse an einem „ordentlichen“ Mittagessen, begründete Jürs die Entwicklung.

„Die Geschäfte laufen nicht mehr so wie früher, das ist überall so. Aber uns fehlen auch viele Geschäftsessen zur Mittagszeit“, sagt Jürs. So seien früher etwa Mitarbeiter der inzwischen stillgelegten Teppichfabrik oder vom Kernkraftwerk Krümmel oft mit Geschäftspartnern zum Essen gekommen.

„Der Imbiss läuft, das war eine gute Idee, und davon gibt es sicher noch weitere“, ist auch Insolvenzverwalterin Verena Vogt überzeugt. Der Grüne Jäger ist für seine Wildgerichte, aber auch für saisonale Essen wie Spargel oder Stint bekannt. Jürs: „Die Veranstaltungen, die gebucht sind, sind auf jeden Fall sicher. Parallel arbeiten wir an einem Sanierungsplan für den Betrieb.“ Für Gäste ändere sich grundsätzlich nichts – außer, dass sie ihre Speisen ab sofort bar bezahlen müssen. Kartenzahlungen sind nicht mehr möglich.

Als „Grünjäger“ wurde das Lokal 1650 erstmals als Fuhrmannsherberge und Ausspann urkundlich erwähnt. In der Senke an der B 5 gelegen, ist es heute eines von nur noch vier Reetdachhäusern in Geesthacht.