Geesthacht. . Toilette Verwaltung soll weiter planen
Ausgerechnet ein Zwischenruf aus dem Publikum brachte es im Bauausschuss auf den Punkt: „Hat denn überhaupt schon einmal jemand den Bedarf ermittelt?“, wollte ein Zuschauer wissen. Doch Michael Purwins (CDU) schnitt ihm als Vorsitzender des Gremiums das Wort ab. Stattdessen drehte sich die Diskussion ums Für und Wider einer neuartigen öffentlichen Toilette in der Einkaufsstraße im Kreis. Ergebnis: Es wird erst einmal geplant, dann weitergesehen.
Wie berichtet, hatte die Verwaltung den Aufbau einer WC-Anlage für 170 000 Euro bei jährlichen Unterhaltungskosten von 15 000 Euro vorgeschlagen. Ein Hightech-Modell, das sich komplett selbst reinigt, um alle hygienischen Bedenken zu zerstreuen, sollte es demnach sein. Als Standort ist der neue Parkplatz im Gespräch, der bei der Umgestaltung der Nelkenstraße entstehen soll.
In Ahrensburg nicht einmalvier Nutzer pro Tag
Laut Bauamtsleiter Peter Junge habe die Stadt Ahrensburg für 450 000 Euro Miete für zehn Jahre eine Toilette in der Innenstadt aufstellen lassen, die in dem Zeitraum von 14 000 Nutzern besucht wurde. Das brachte Einnahmen in Höhe von 7000 Euro. Mit einer ähnlichen Gebührenhöhe – 50 Cent bis ein Euro – würde die Verwaltung auch die Besucher der Geesthachter Toilette zur Kasse bitte wollen. Mehr zur Verhinderung von Vandalismus als zur Kompensation der anfallenden Kosten, heißt es. Nur: 14 000 Nutzer in zehn Jahren bedeutet nicht einmal vier Nutzer der öffentlichen Toilette in Ahrensburg pro Tag.
Nun ist es so, dass über eine öffentliche Toilette in der Innenstadt schon seit Jahren diskutiert wird. Das Kaufhaus Nessler bietet gegen Gebühr oder mit Nessler-Kundenkarte eine Toilettennutzung im zweiten Obergeschoss, im Sky-Center sorgt eine Toilettenfrau für Ordnung der zugänglichen Toilette im ersten Stockwerk, die ansässigen Gastronomen bieten WCs für ihre Kunden an.
Wer geht nach 22 Uhr durch die Innenstadt
Haken an der Sache ist, dass spätestens um 22 Uhr, wenn Sky schließt, keine Toilette mehr für Passanten zugänglich ist. Die Frage aus dem Publikum und von Teilen der Politik, wer denn nach 22 Uhr überhaupt noch in der Innenstadt unterwegs sei, blieb unbeantwortet.
„Wir als SPD sehen nicht die Notwendigkeit“, gab Helmut Klettke ein klares Bekenntnis für die Sozialdemokraten ab. Dem widersprach in Teilen Ali Demirhan. „Wir sehen die Notwendigkeit, aber die Kosten muss man reduzieren“, sagte der Fraktionschef der Grünen. Purwins unkte, dass die Verwaltung da „wohl gleich das teuerste Modell ausgesucht“ habe. „Für mich ist das nicht nachvollziehbar, wenn ich sehe, wo wir überall sparen müssen“, warf Ronald Schulze (SPD) ein. Andreas Schröder, der Leiter der Tiefbauabteilung, erklärte die Modellauswahl: „Wir wollen eine Rundum-sorglos-Toilette.“ Die würde sich nach jedem Besuch komplett selbst reinigen.
CDU und Grüne setzten sich schließlich durch: Die Verwaltung soll zunächst vertiefend planen. Haushaltsmittel gaben die Politiker jedoch nicht frei. „Keiner soll in den Geschäften betteln müssen, ob er mal auf die Toilette dürfe“, warb Ali Demirhan um Unterstützung – bei der SPD blieben seine Appelle vergeblich, und bei den meisten Zuschauern erntete er nur ein Kopfschütteln.