Geesthacht . Geesthacht. Bäume sind ein emotionales Thema. Darum dürften die Sanierungspläne Am Spakenberg auch für ordentlich Wirbel sorgen.

Der Spakenberg wird zur Großbaustelle: Vielleicht schon kommendes Jahr soll die 1000 Meter lange Straße zwischen Hansastraße und Waldrand komplett saniert werden. Das kündigte die Stadtverwaltung Donnerstagabend überraschend im Bau- und Verkehrsausschuss an. Unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ skizzierte Verwaltungsmitarbeiterin Kerstin Richter Details zu Ablauf und Umfang der geplanten Maßnahmen. Die Planung bekam die Politik erstmals zu Gesicht, sie soll aber in Kürze bereits den Anliegern vorgestellt werden.

Nur wenige Nebenstraßen haben getrennte Kanalisation

Der Spakenberg erschließt die Wohnbereiche am Haferberg, an der Rabenstraße, am Hang und am Schackendiek. Außerdem verbindet die Nebenstraße den Leuchtturm Albenverlag sowie die St.-Petri-Kirche und die Kindertagesstätte mit der Hansastraße, die eine der Hauptverkehrsadern der Oberstadt ist. Auf die Anwohner des ganzen Quartiers kommt nun ein ganzes Maßnahmenpaket zu: Die Asphaltdecke, die im mittleren Bereich noch einen guten Eindruck macht, im oberen Abschnitt aber deutlich in die Jahre gekommen ist, wird aufgerissen. Außerdem möchte die Verwaltung die Kanalisation am Spakenberg von Misch- auf Trennsystem umrüsten, was mit aufwendigen Tiefbauarbeiten einhergehen wird. Erschwerender Faktor: Unter der Fahrbahn befinden sich nicht nur die üblichen Leitungen von Gas und Telekommunikation, sondern auch eine Haupttransportleitung für Trinkwasser vom Hochbehälter der Stadtwerke. Bisher sind nur wenige Straßen des Quartiers – der Kuckucksweg und der Lerchenweg – mit getrennter Kanalisation ausgestattet.

Bäume sollen für Ausbau weichen

Um die zusätzlichen Leitungen in die Erde bringen zu können und damit sich künftig bei verbreiterter Fahrbahn am Spakenberg auch 40-Tonner und Linienbusse begegnen können, sollen Bäume am Straßenrand weichen. Nur ein Teil der alten Lindenallee würde den umfangreichen Ausbau überstehen. Vorschlag von Verwaltungsmitarbeiterin Kerstin Richter: Die südliche Baumreihe könnte erhalten werden, wenn man die nördliche Baumreihe opfert und die Fahrbahn ein Stück gen Norden verschiebt. Die Allee sei laut Richter zwar ein schützenswertes Biotop. Gutachter hätten jedoch aufgrund der vielen angrenzenden privaten und stark begrünten Gärten erkannt, dass es keine negativen Einflüsse auf die Tierwelt hätte, wenn eine Baumreihe mit 13 Linden entfallen würde.

Busse und Lkw sollen warten

Werner Flindt (SPD) brachten die Vorschläge dennoch auf die sprichwörtliche Palme. „Ich sehe nicht ein, auf so einer Nebenstraße Verhältnisse zu schaffen, die wir nichtmal am Richtweg haben, und der ist eine Bundesstraße“, sagte der Politiker verärgert. Es müsste schon ein sehr großer Zufall sein, dass sich ausgerechnet ein Bus und ein Laster am Spakenberg treffen. „Die können dann auch kurz abwarten, das klappt andernorts ja auch“, so Flindt.

Auch Michael Berendt vom städtischen Umweltbeirat, der in der Nähe des Spakenbergs lebt, protestierte. „Ich habe da nie einen Engpass gesehen.“

Zeitfenster und Anliegerkosten noch unklar

Was die Maßnahme kostet, welche Beiträge Anlieger zahlen müssten, und ob 2018 bereits gebaut werden könnte, ist wegen des frühen Planungsstadiums unklar. Wird die Straße aufgerissen, bedeutet das für das Quartier lange Umleitungen und massive Verkehrseinschränkungen.

Wie ökologisch ist es, wenn man für die Umrüstung der Kanalisation eine Allee mit schönen Linden opfert? Ich bin am Spakenberg aufgewachsen, dort gibt es eine in meiner Kindheit angepflanzte Allee. Ich kenne diese Straße nur so. Und sie ist schön so! Jetzt soll eine komplette Baumreihe der Kettensäge zum Opfer fallen. Nicht ohne Ausgleichsmaßnahme, doch die soll zehn Kilometer entfernt in Grünhof gepflanzt werden. Was soll das?

Noch unverständlicher finde ich allerdings, dass für den zweifelhaften Nutzen eines nach Regen- und Abwasser getrennten Kanalsystems die Straße aufgerissen werden muss und der Platz für die weiteren Leitungen nur ausreicht, wenn Bäume weichen. Man nimmt dem Quartier seine grüne Identität, um einige kleine Straßen an ein Trennsystem anzuschließen, dass diese selbst aber noch gar nicht haben.