Dassendorf. Dassendorf. Fünf Jugendtreffs öffnen im Amt Hohe Elbgeest für Jugendliche und junge Erwachsene – und sie funktionieren heute anders als früher....
Hoch konzentriert versucht die Gruppe aus acht Schülern, eine rote Wolldecke mit einem Glas Wasser durch die schmale Tür zu tragen. Das Glas muss vom Eingang des Jugendtreffs in die Küche transportiert werden – ohne umzukippen. Als es geschafft ist, stürmen sie aus der Küche: „Juhe, wir dürfen Wii spielen.“
„Eine Zeit lang wurde nur an der Konsole gespielt und da haben wir uns überlegt, dass erst gespielt werden darf, wenn eine Geschicklichkeitsaufgabe geschafft wurde“, erklärt Amtsjugendpflegerin Diana Graf das Schauspiel. Fünf Jugendtreffs gibt es im Amt Hohe Elbgeest (Kasten).
Dassendorf liegt in der Zahl der Teilnehmer ganz vorn
Fast jeden Dienstag und Donnerstag ist Romy Badur im Dassendorfer Jugendtreff anzutreffen. „Bei uns im Ort ist wenig los“, sagt die Kröppelshagenerin. Deshalb startete sie im Vorjahr eine Unterschriften-Aktion für einen Jugendtreff in ihrer Gemeinde. „Am Ende habe ich unserem Bürgermeister die Liste überreicht“, erzählt die Zwölfjährige stolz. Mit Erfolg – im November eröffnete der Jugendtreff. Immer montags ist Jugendpfleger Bastian Numrich von 15 bis 18 Uhr in die Einrichtung im Schulweg 1 vor Ort. „Der Wunsch zu mehr Tagen ist da“, sagt Diana Graf. 15 Kinder kommen regelmäßig.
Am besten besucht ist zurzeit der Jugendtreff in Dassendorfer. „Um die 30 Kinder kommen jede Woche hier her“, erzählt Philipp Kwiering. Der 27-Jährige leitet seit 2012 die Einrichtung am Wendelweg. Ab 15 Uhr strömen die Jungen und Mädchen in den Raum. Mit dabei ist auch Finn Ruch. „Ich habe mich immer gefragt, was hier wohl drin ist, wenn ich zum Fußball-Training gegangen bin“, erzählt der Zwölfjährige. Vor drei Jahren schaute der Dassendorfer dann rein und war begeistert. „Die Betreuer sind super. Wir können viel machen, und ich habe schon einige neue Leute kennengelernt“, sagt Finn. Am liebsten spielt er Billard.
Früher hatten Jugendtreffs Kneipencharakter
„Ein Kicker- und Billard-Tisch darf in keiner Einrichtung fehlen“, weiß Diana Graf. Seit 1998 arbeitet sie in der Jugendpflege des Amtes. Viel verändert hat sich seitdem. „Früher hatten Jugendtreffs einen Kneipencharakter. Das ist heute nicht mehr so“, betont die 45-Jährige. So gibt es dort heute zum Beispiel nur kleine Snacks und alkoholfreie Getränke. „Aber auch die Probleme sind größer geworden. Wir hören zu, wenn es Probleme zu Hause oder in der Schule gibt, unterstützen und beraten bei schwierigen Fragen. Wir sind immer da für alle“, erklärt Diana Graf. Ein offenes Ohr haben die Jugendpfleger auch für die Eltern.
Die Treffs wollen Kinder ab sieben Jahren bis zu junge Erwachsene ansprechen. „Ein sehr junges Publikum haben wir in Hamwarde“, sagt Graf. Dort wird die Einrichtung noch als geschlossene Institution angesehen. Viele Eltern denken, sie müssten ihren Nachwuchs anmelden. „Wir haben ein offenes Programm und setzen auf Freiwilligkeit. Jeder kann ohne Anmeldung und kostenlos dabeisein.“
Von gesunder Ernährung bis zum Klima- und Energietag
Anders als die Geesthachter Einrichtungen – der Alten Bahnhof und die Düne – sind die Jugendtreffs im Amtsgebiet klein. „Wir haben oft nur einen Raum. Da wird es schwierig mit mehreren Gruppen“, nennt Diana Graf ein Problem. Den meisten Platz hat der Treff in Börnsen in der Waldschule. „Dort erleben wir gerade einen Generationswechsel“, sagt Kwiering. Auch in Escheburg sei es aktuell etwas ruhiger. „Dort hatten wir teilweise bis zu 50 Kinder“, erzählt Diana Graf.
Vier Jugendpfleger und zwei FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr) kümmern sich um die Jugendlichen in den fünf Treff. Sie haben ein Budget von 15 000 Euro zur Verfügung, für Anschaffungen und Projekte. Für dieses Jahr hat sich das Team um Diana Graf einiges vorgenommen: In Börnsen gibt es ein Projekt zur gesunden Ernährung. „Wir kochen gemeinsam und klären auf, was gesund ist“, sagt Graf. Wie man Filme drehen und schneiden kann, gilt es in Dassendorf zu lernen. Graf: „Außerdem planen wir einen Klima- und Energietag mit Versuchen. Und es soll einen Workshop zum Thema Grenzen geben.“