Geesthacht. Geesthacht. Das Gleis von Krümmel nach Grünhof wurde Jahrzehnte nicht befahren. Trotz Beschluss ist die Stilllegung bis heute nicht erfolgt

Beschlossen hat die Politik den Rückbau des Bahngleises von Krümmel über Grünhof bis an die Borsigstraße bereits 2009. Doch passiert ist sieben Jahre nichts. Offenbar hat es die Verwaltung versäumt, das Land über die geplante Stilllegung zu unterrichten. Und die Politik hat augenscheinlich nicht nachgehakt.

60.000 Euro für Stilllegungsantrag

Das wurde jetzt im Planungsausschuss bekannt, als Andreas Schröder, der Leiter der städtischen Tiefbauabteilung, überraschend 60 000 Euro für die Beauftragung eines Planungsbüros beantragte. Das Geld soll allein dafür verwendet werden, um mit externer Hilfe den Stilllegungsantrag voranzutreiben. Das tote Gleis könnte der Stadt indes noch viel höhere Kosten bescheren.

Muss die Stadt die Trasse abbauen?

So ist nach jetzigem Stand nicht absehbar, welche Folgekosten ein neuerlicher Beschluss über den Rückbau auslösen würde. Der Vertrag aus den 1960er-Jahren der Stadt mit der Industrieverwertungs-Gesellschaft (IVG) des Bundes, der das Waldstück gehört, sieht vor, dass die Stadt das Gleis bei einer Stilllegung zurückbauen müsste.

Das wäre wahrscheinlich sogar mit einem langwierigen und teuren Planfeststellungsverfahren verbunden, wie im Ausschuss deutlich wurde. Nötig sei dies wegen der umfangreichen Eingriffe in die Natur. Andererseits sagt das Eisenbahngesetz, dass vorhandene Gleise auch befahrbar sein müssen. Das ist hier nicht der Fall. Folge Wollte Geesthacht die Trasse erhalten, kämen ebenfalls immense Ausgaben auf die Stadtkasse zu.

30 Jahre kein Zugverkehr mehr

Dabei ist auf dem Bahngleis seit 30 Jahren kein Zug mehr gefahren. Es beginnt neben der Einfahrt zum Kernkraftwerk Krümmel, führt dann über das Gelände des Helmholtz-Zentrums, an der Reaktorstraße, der Otto-Hahn-Straße und der Westerheese vorbei, ehe es durch den Wald führt, die Max-Planck-Straße quert und an der Borsigstraße endet. Bäume wachsen auf den Gleissträngen, eine Brücke droht einzustürzen.

Hier könnte ohne eine Millionen-Investition nie wieder ein Zug fahren. Interesse an einer Nutzung gibt es tatsächlich seit Jahrzehnten nicht mehr.

Geesthacht hat Land nicht geantwortet

So lehnte der Ausschuss die Forderung vorerst ab. Erstens wegen der hohen Planungskosten und unkalkulierbarer Rückbaukosten. Zweitens will die Politik Klarheit, warum die Entscheidung von 2009 durch die Verwaltung nicht umgesetzt wurde. Pikant: Auf einem von der Verwaltung im Ausschuss präsentierten Schreiben stand deutlich, dass die Stadt auf eine Stellungnahme zur Zukunft des Gleises, die das Land am 19. Februar 2009 angefordert hatte, nie geantwortet hat.

„Da sind noch viel zu viele Dinge unklar, ehe ich hier zustimmen würde“, brachte es Thomas Schliemann (SPD) auf den Punkt. Und Carsten Hack von der FDP befürchtet gar, Geesthacht würde zu Schilda verkommen, wenn man für den Rückbau des Gleises erst noch ein „Ingenieurbüro durch den Wald toben lassen“ würde, um das dort eingewachsene Gleis auszumessen.

Verwaltung bleibt Antworten schuldig

„Das wäre eine Strecke für unseren Museumszug gewesen, aber jetzt ist das Thema erledigt“, bedauert Gerhard Boll (Grüne). Er hatte aus den alten Sitzungsunterlagen den Beschluss von 2009 gesucht und wollte Aufklärung, warum der nicht umgesetzt wurde. Die blieb die Verwaltung schuldig. Vor einer neuen, kostspieligen Entscheidung, will die Politik jetzt zunächst tiefer ins Thema einsteigen,