Geesthacht. Geesthacht. Die Jugendherberge wird die kommenden Jahre komplett als Unterkunft genutzt. Sie sei ein “Auslaufmodell“. Kommt ein Neubau?

Plötzlich geht alles ganz schnell: Zehn Jugendliche unbegleitete Flüchtlinge sind bereits in den Räumen der Jugendherberge Geesthacht untergebracht – 40 weitere werden spätestens zum Jahreswechsel aus der Erstaufnahmestelle in Wentorf nach Geesthacht verlegt. Damit wäre die Kapazität der Unterbringung am Runden Berg bereits erschöpft, wie Rüdiger Jung, Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie, Schulen und Soziales des Kreises Herzogtum Lauenburg, im Hauptausschuss erläuterte. Für die Jugendherberge bedeutet die neue Nutzung gleichzeitig das endgültige Aus, wie deutlich wurde.

Der Kreis geht davon aus, im kommenden Jahr 140 bis 240 jugendliche Flüchtlinge unterbringen zu müssen. „Für uns ist das eine enorme Herausforderung“, machte Jung deutlich. Entsprechend froh sei man in der Verwaltung, mit der Geesthachter Jugendherberge eine Unterbringung gefunden zu haben, die über nötige Infrastruktur verfügt und gleichzeitig die hohen gesetzlichen Hürden für die Betreuung Minderjähriger erfüllt. „Eine kleinteilige Unterbringung hätten wir unter den Voraussetzungen nicht hinbekommen“, so Jung.

Jugendherberge hätte eh keine Perspektive

Während die Ausschussmitglieder dem Kreis grundsätzlich Unterstützung zusagten, sorgte die Dauer der Unterbringung für Kritik. So erklärte Jung, dass der Kreis die Jugendherberge für drei bis fünf Jahre ausschließlich nutzen will. „Das gefällt mir überhaupt nicht. Wir hatten uns viele Gedanken über den Tourismus gemacht, dabei spielte die Jugendherberge immer eine große Rolle“, sagte der Ausschussvorsitzende Walter Bödeker (CDU).

„Wenn das Haus drei bis fünf Jahre erstmal nicht mit Gästen belegt werden kann, ist es nicht mehr im Fokus. Die Nutzer orientieren sich um und kommen auch nicht wieder“, sagte Gerhard Boll (Grüne).

Für die meisten Ausschussmitglieder überraschend, erklärte Jung, der Mitglied des Vorstandes im Jugendherbergswerk ist, dass es für das Haus am Runden Berg ohnehin keine Perspektive gebe. „Dieses Haus hatte und hat für das Jugendherbergswerk ohnehin nur eine Restlaufzeit von drei bis fünf Jahren“, sagte Jung und sprach von einem „Auslaufmodell“.

Gespräche könnten im Frühjahr beginnen

Allerdings strebe der Vorstand an, ein Neubaukonzept in Geesthacht zu verfolgen. „Die Überlegung ist, gemeinsam mit der Stadt Ideen zu entwickeln. Ich sehe durchaus Chancen, diesen Weg zu beschreiten. Das ist kein Versprechen, aber der Einstieg in eine interessante Entwicklung“, sagte Jung und erklärte, dass die Gespräche im Frühjahr beginnen könnten. Hier forderte Kathrin Wagner-Bockey (SPD) mehr Tempo: „Wir hätten uns einen nahtlosen Übergang zu einem neuen Konzept gewünscht. Jetzt wird es sehr schwer werden.“

Rund-um-die-Uhr-Betreuung geplant

Erstmals öffentlich präsentierte Jung zudem das Betreuungskonzept für die jungen Flüchtlinge in Geesthacht. Der Betreuungsaufwand für die bis zu 60 jungen Menschen ist enorm. „Jeder erhält einen Vormund, so will es das Gesetz“, sagte Jung. Zudem sei eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung in der Jugendherberge geplant. Dafür sollen allein 16 Erzieher und Sozialpädagogen bereitstehen. Als Partner für diese Aufgabe konnte der Kreis den Verein für soziale Dienste St. Salvatoris gewinnen. Außerdem wird vor Ort ein Sicherheitsdienst eingesetzt.

Hatte der Kreis bislang bei den Planungen die Stadt außen vor gelassen – was unter anderem für scharfe Kritik von Grünen und SPD sorgte – soll künftig Hand in Hand gearbeitet werden: Jung schlug vor, dass auch der Bürgermeister Teil einer neu zu schaffenden Trägerkonferenz sein soll.