Rodung: Stadt lässt zahlreiche Bäume entlang der Elbe fällen - dabei leben hier viele Nachtigall-Pärchen
Der Geesthachter Naturschutzbund (Nabu) ist stinksauer: Mitarbeiter des Bauhofs haben auf dem westlichen Teil der Elbhalbinsel mehrere Bäume gefällt. "Was wir dort haben feststellen müssen, ist kein pflegerisches Ausholzen, sondern ein Radikalschlag", sagt Nabu-Mitglied Jürgen Vollbrandt. Dabei seien gerade in diesem Bereich jedes Jahr mehrere Nachtigallen anzutreffen. 60 Paare der seltenen Singvögel leben in Geesthacht, seit 15 Jahren organisieren die Naturschützer für interessierte Besucher deshalb auch die "Nacht der Nachtigallen" - eine beliebte Veranstaltung.
"Was die Lebensräume der Nachtigallen angeht, hätte man sensibler vorgehen müssen", sagt Jürgen Pflantz, Leiter des Fachdienstes Umwelt. Zum Beispiel indem man in verschiedenen Abschnitten rodet. Am Elbufer wurden mehr als 20 Weiden auf einem Uferabschnitt von rund 250 Metern gefällt, auch das Untergehölz wie Weißdornbüsche wurden komplett zurückgeschnitten. Die Begründung: Verkehrssicherheit. In dem gerodeten Bereich befinden sich zwei städtische Stege für Binnenschiffe. Deswegen hätte es Handlungsbedarf gegeben. "Außerdem schlagen die Weiden schnell wieder aus", so Pflantz.
"Die schnellwachsenden Weiden kann man vielleicht noch einsehen, aber warum die Schwarzpappel", fragt Grünen-Politikerin Bettina Boll auf einem Ortstermin. Denn neben den Weiden direkt am Ufersaum wurde auch eine 80-Jahre alte Schwarz-Pappel Opfer der Kettensäge. Die Begründung: Bruchgefahr. Mögliche herabfallende Äste könnten gefährlich werden für Spaziergänger. Pflantz: "Dabei hätte man anders vorgehen können, zum Beispiel mit einem Kronenbeschnitt, so dass mehr vom Baum hätte erhalten werden können." Jetzt steht nur noch ein großer Baumstrunk am Wegesrand, es ist eher unwahrscheinlich, dass er noch einmal ausschlägt. Dabei gibt es in Geesthacht nur noch wenige Exemplare, auf der Elbinsel stehen noch einige Schwarz-Pappeln.
"Was mich stört ist, dass es bei einem so großen Vorhaben im Vorfeld keine Informationen gab, weder an die Politik noch an die Presse", sagt Gerhard Boll (Grüne), Vorsitzender des Ausschuss für Planung und Umwelt. Dies hätte in der Regel in den letzten Jahren eigentlich ganz gut geklappt. Besonders bei der Schwarz-Pappel hätte man dann bei einer Ortsbegehung über mögliche Alternativlösungen reden können.