Gewerbeförderer Werner Hesse hat für Geesthachts Betriebe viel getan - jetzt geht er in Rente
Das "Enfant terrible" der deutschen Wirtschaftsförderungsszene ist von Bord gegangen: Etwa 100 Gäste verabschiedeten Werner Hesse (64) als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft des Kreises (WFL) in den Ruhestand. Zuletzt hatte er schon drei Monate lang seinen Nachfolger Ulf Hahn (43) eingearbeitet. Hesse war vom Tag eins der WFL am 1. Januar 1989 deren Geschäftsführer, hat in Geesthacht die großen Gewerbegebiete an der Mercatorstraße und an der Vierlander Straße für die Stadt entwickelt und vermarktet. Kreisweit siedelten sich unter seiner Regie in den vergangenen 26 Jahren mehr als 700 Firmen an, die mehr als 10 000 neue Arbeitsplätze schafften.
Dafür ging Hesse gern auch den ungewöhnlichen Weg. Im Auftrag der WFL verschickte ein Dienstleister Briefe in der Aufmachung eines Erpresserschreibens an Hamburger Unternehmer, um für die Standortvorteile im Lauenburgischen zu werben. Ein anderes Mal wurde mit Millionenaufwand eine in der Kreispolitik allerdings umstrittene Marketingkampagne für den Standort Herzogtum Lauenburg in Hamburg gestartet. "Immer ging es darum, den Bekanntheitsgrad der Region zu steigern. Das dürfte uns bei der überregionalen Aufmerksamkeit, die wir durch unsere Aktionen erlangt haben, gelungen sein", bilanzierte Hesse.
Sein Kollege Marc-Mario Bertermann aus Norderstedt brachte es auf den Punkt: "Er hat ganz Hamburg plakatiert." Freunde hätte er sich in Hamburg damit nicht gemacht, so Bertermann, der Hesse für seine direkte Art dennoch ausdrücklich lobte. "Er ist nicht so weichgespült wie andere und sagt Dinge überschaubar diplomatisch" so Bertermann.
Unter den Gästen in der "Waldhalle" in Mölln war auch der frühere Landrat Günter Kröpelin. Er hatte Hesse eingestellt. "Es war damals die richtige Entscheidung, die WFL zu gründen. So eine Gesellschaft ist viel flexibler als eine Verwaltung", sagte Kröpelin. Denn früher lief die Wirtschaftsförderung in der Kreisverwaltung nebenbei mit und auch in den Städten des Kreises mühten sich die Bürgermeister mit der Ansiedlung von Gewerbe ab.
So war es beispielsweise eine Idee von Lauenburgs früherem Bürgermeister Hauke Matthießen, die Zündholzfabrik an der Reeperbahn zu kaufen und dort ein Gewerbezentrum für kleine Unternehmen einzurichten. Daraus wurde das erste Projekt der WFL, das die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung legte. Vor allem im südlichen Kreisgebiet legte die WFL eine Erfolgsstory hin. Hesse: "Es war nie leicht und das ist es auch heute nicht, aber es sind Perspektiven für die Region vorhanden." Klaus Schlie als Aufsichtsratschef und Norbert Brackmann als Erster Kreisrat erinnerten an die 26 Jahre, die Hesse die WFL anführte. Und Hahn bedankte sich, dass Hesse ihn in vielen Gesprächen vor Ort bekannt gemacht hätte.
Für Rainer Burghardt, Vorstandschef der Kreissparkasse, die Gesellschafter der WFL ist, steht fest: "Die positive Entwicklung kann fortgesetzt werden. Wir durften als Kreissparkasse in den 26 Jahren alle Erschließungsvorhaben der WFL begleiten. Wir brauchen dringend neue Gewerbeflächen im Südkreis", sagte er. Denn in Geesthacht sind Gewerbeflächen nahezu ausverkauft.