Geesthacht. Gefahr am Elbufer: Der Eichenprozessionsspinner ist auch im Norden auf dem Vormarsch. Jetzt wurden Nester rund um den Feldherrenhügel gefunden und entfernt. Die Brennhärchen der Raupen können Allergien auslösen und die Haut reizen.
Auf einer Strecke von etwa einem Kilometer hat Baumpfleger Dirk Pretzsch in Geesthacht Nester des Eichenprozessionsspinners entdeckt – und zwar an sieben Bäumen. Sie stehen an der Elbe zwischen Krümmel und Dialogicum gleich neben Wanderweg, Spiel- und Grillplatz.
Keine gute Nachricht, hatte die Stadt doch gehofft, dass sich das Insekt nicht bis nach Norden durchsetzt. Der Grund: Die Härchen der Raupe sind giftig, können neben Hautreizungen auch schwere Allergien auslösen. Der zertifizierte Baumpfleger Pretzsch ist schon zweimal mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt gekommen. „Einmal hatte ich juckenden Ausschlag am Unterarm, einmal auf der Brust.“
Die Entfernung der Nester geht nur mit Schutzkleidung
Deshalb zieht der Mitarbeiter der Stadt Schutzkleidung an, bevor er Nester des Insekts entfernt. So auch gestern am Feldherrenhügel. Zwei weiße Schutzanzüge, eine Brille, zwei Paar Handschuhe und Plastikbeutel um die Schuhe sollten verhindern, dass Pretzsch mit den Härchen in Berührung kommt oder dass sie auf seiner Kleidung hängen bleiben.
Zuerst sprühte Pretzsch das Nest mit Haarspray ein. „Das fixiert die Härchen.“ Dann schabte er die Raupen in einen Müllbeutel. „Meistens sitzen die Nester direkt am Stamm oder am Fuß des Baums unter Holzschnitt oder in Mauselöchern“, sagt Pretzsch. Abends würden die Tiere in einer Karawane (Prozession) den Baum hinauf wandern, um sich über Nacht an den Blättern satt zu fressen. Die Raupen sind im Mai geschlüpft und durchlaufen fünf bis sechs Entwicklungsstadien, bevor sie zum Falter werden.
Warnschilder sollen Passanten fernhalten
Alle Bäume, an denen die Mitarbeiter der Stadt Nester entdeckt haben, sind mit einem blauen Punkt gekennzeichnet. „So wissen wir im nächsten Jahr noch, welche Bäume wir genauer überprüfen müssen.“ Während der Arbeit stellen Pretzsch und sein Kollege Thorsten Krüger Schilder auf, die Passanten warnen.
2011 ist der Eichenprozessionsspinner zum ersten Mal in Geesthacht aufgetaucht – und findet bei Tausenden Eichen in der Stadt reichlich Nahrung. Wer privat eine Eiche im Garten hat und ein Nest des Eichenprozessionsspinners entdeckt, sollte auf keinen Fall selbst Hand anlegen, rät Pretzsch, vielmehr eine fachkundige Firma beauftragen.
Eine Ausbreitung der Tiere ist schwer aufzuhalten
Eine solche ist zum Beispiel die Geesthachter Firma BaumRinge. Baumkletterer Jan Ringe warnte allerdings schon im Mai vor Panikmache: Natürlich müsse man an viel besuchten Plätzen sowie etwa bei Grundschulen sensibler sein als im Wald. Doch: „Wir müssen lernen, mit dem Tier zu leben.“ Denn Ringe ist sich sicher, eine Ausbreitung ist kaum aufzuhalten.
Zumal das Insekt nur wenige natürliche Feinde hat. Als Vogel wagt sich einzig der Kuckuck an die Raupe ran. „Doch der ist schon nach zwei Stück satt“, sagt Pretzsch. Meist sitzen aber allein in einem Nest Dutzende Raupen.