Bergedorf/Geesthacht. Mindestens fünf trockene Tage bräuchte es, damit sich Pflanzen und Tiere vom Dauerregen erholen. Experten meinen: Es bleibt zunächst wechselhaft, soll aber wärmer werden.

Die Landwirtschaft versinkt in nassen Feldern, die Raps- und Obstblüte ist verregnet, Bienen bleiben aus, junge Vögel ertrinken in den Nestern. „Wir brauchen jetzt fünf Tage lang Regenpause, Wind und Sonne“, sagt Heinz Behrmann, Präsident des Bauernverbandes Hamburg.

Fallen im Mai sonst 60 Liter Regen pro Quadratmeter, habe diesmal binnen zehn Tagen das Dreifache die Felder überschwemmt. Vor allem der Mais habe es schwer, so Behrmann. Auch Weizen, Raps und Gerste mögen das stehende Wasser nicht, in dem die Wurzeln ohne Luftzufuhr verfaulen und Pilzbefall droht.

Wie ein chinesischer Reisbauer muss sich Biogärtner Thomas Sannmann gefühlt haben, als er jetzt auf seinem Feld in Ochsenwerder zwischen Schnittlauchpflanzen im Wasser stand und Abflüsse buddelte. An weitere Aussaat oder Pflanzungen ist derzeit nicht zu denken. Dabei müssten Dill und Koriander ebenso in die Erde, wie Salat und Sellerie.

Straßenbauer arbeiten trotz schlechten Wetters

•Probleme auch auf dem Bau. „Der Regen wirbelt den Bauablauf immer wieder durcheinander. Es wäre gut, wenn es mal vier Tage am Stück trocken wäre“, sagt Carsten Gaigalat, Bauleiter bei Geestra-Bau. Gerade Kanalarbeiten seien derzeit fast unmöglich. „Gleichzeitig entstehen durch den starken Regen aber neue Schäden.“

•Trotz der Nässe versuchen Straßenbauunternehmen wie Garbers vom Kirchwerder Elbdeich, die Straßen in Schuss zu bringen. „Wir konnten bis Ende März vier Monate lang wegen der Kälte nicht arbeiten“, sagt Geschäftsführer Berend Kohlhase. Jetzt packen täglich etwa 30 Straßenbauer zu.

Sommermode bleibt Ladenhüter

•Im Einzelhandel bleiben seit Wochen die Kassen klamm, klagt Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer des Hamburger Verbands. „Die Einkaufszentren und Passagen kommen noch leidlich zurecht, aber viele einzelne Geschäfte stehen buchstäblich im Regen und haben massive Einbrüche.“ Frühlings- und Sommermode läuft durchweg schlecht.

•Während im Südosten Deutschlands Flüsse über die Ufer treten, sieht Bergedorfs Wasserwirtschaft derzeit keine Gefahr: Trotz der Regenmengen von bis zu 60 Litern je Quadratmeter pro Tag rund um Pfingsten sei alles gut abgeflossen, „unsere Gräben und Vorfluter hatten genug Kapazität“, sagt Uwe Wehling vom Bezirksamt.

Wärmere Temperaturen zum Wochenende

•Förster André Guiard blickt erfreut gen Himmel: Für knapp 50.000 Neuanpflanzungen im Südkreis Herzogtum Lauenburg sei das nasse Frühjahr ideal. Die Ausbreitung des Borkenkäfers werde eingedämmt. Sorge bereitet ihm der Rest des Jahres. „Wenn wir jetzt so viel Regen haben, muss es noch sehr trocken werden, übers Jahr bleibt die Niederschlagsmenge ja immer in etwa gleich.“

Zumindest in den kommenden Tagen besteht da keine „Gefahr“. Es soll zwar nicht mehr wie aus Eimern schütten, aber es bleibt wechselhaft bei wärmeren Temperaturen. Fürs Wochenende erwarten Meteorologen sogar mehr als 20 Grad – und kaum noch Regen.