Geesthacht (gb). “Es gab hin und wieder einen Spaziergänger, der verdutzt fragte, was ich hier, am 'Ende der Welt', machen würde. Ansonsten ist es das erste Mal, dass unser Atelier ganz offiziell von Besuchern betreten wird“, sagt Gundel Wilhelm.

Die Geesthachterin widmet sich neben dem Chorgesang mit Malerei, Zeichnungen und Drucken der visuellen Kunst. Sie ist eine von fünf Künstlern, die die Ausstellungsgemeinschaft Lauenburgischer Künstler (ALK) bilden und ihrer Kreativität im gemeinsamen ALK-Atelier freien Lauf lassen. Die Künstler öffneten am Wochenende ihr Atelier im Rahmen des Kultursommers ebenso wie zahlreiche andere Künstler im Kreis.

Mit einem alten Fabrikgebäude mit der Hausnummer 71, das unweit vom Thekla-Haus auf dem Klinikgelände von Edmundsthal-Siemerswalde liegt und nahezu vom Wald verschluckt ist, hat das Künstler-Quintett mit Ursula Langhoff, Hilke Enders, Freia Steinmann, Gundel Wilhelm und Holm Lilie vor zehn Jahren ein kleines Idyll entdeckt. Farben, Pinsel, Gips, eine Druckerpresse, Leinwände, Staffeleien und Bilderrahmen machen aus dem Haus heute eine zauberhafte Kunstschmiede.

An einer Wand vermerkte Freia Steinmann ihren ersten Tag im Atelier, den 15. Juli 2002. "Ich war begeistert und vom ersten Anblick an in diese verlassene, verträumte Räumlichkeit verliebt. Hier kann ich herrlich, absolut ungestört arbeiten. Dieses Atelier bedeutet für uns alle eine stressfreie Zone, in der wir in Kürze exakt zehn Jahre verbracht haben." Gerade im Herbst und Winter sei es hier wunderschön. "Draußen rauscht der Wald, Schneeflocken fliegen rund ums Haus, in dem absolute Stille herrscht. Da erreicht die Intensität, sich auf das Bild einzulassen und zu konzentrieren, ein Optimum", schwärmt Freia Steinmann, die durchschnittlich zehn Bilder pro Jahr kreiert.

Mit dem Kultursommer-Programm in der Hand kamen am Sonnabend und Sonntag viele Besucher in die versteckte Kunstschmiede. "Die Wegbeschreibung ist klar formuliert. So war es doch relativ einfach, hierher zu finden", meinte Sigrid Schröder. Wie die meisten Besucher, war sie von ihrer "Entdeckung tief im Wald" begeistert. Hilke Enders, die im Atelier mit Öl, Acryl, Pastellkreide und Tusche arbeitet: "Viele Besucher haben uns, unsere Arbeiten, aber auch die Philosophie des Kultursommers und die Idee, einen Einblick in die stillen Kämmerlein der kreativ arbeitenden Menschen zu ermöglichen, mehrfach gelobt."