Geesthacht. Sie hatten Weitsicht, und das schon 2004. 34 Bürger fanden sich damals zusammen und wollten eine riesige Solaranlage auf der Realschule am Dösselbuschberg finanzieren. Doch das Bürgerengagement scheiterte am Misstrauen der Politik. Die Zeit für alternative Energien war noch nicht reif.
Acht Jahre später greift die Politik selbst das Projekt wieder auf - und in Zeiten der Energiewende kann es plötzlich nicht schnell genug gehen. Am Dienstagabend diskutierte der neue Energieausschuss über vom Bürger finanzierte Solaranlagen auf großen Dächern. "Es gibt unendlich viele Flächen, die dafür in Betracht kommen würden. Gerade in den Gewerbegebieten", sagte der Ausschussvorsitzende Gerhard Boll (Grüne).
Neben dem Schulgebäude gilt auch das Dach des städtischen Seniorenzentrums am Katzberg als geeignet. Wie geeignet, darüber informierte im Ausschuss die Firma Juwi, die gerade in Büchen ein Bürgersolardach realisiert. "Mit eigener Stromproduktion kann man sich als Kommune autark machen. 100 Prozent regenerative Energien sind machbar", versprach Brit Wittmann von Juwi. Bürgersolardächer könnten dabei einen wichtigen Anteil im Energiemix übernehmen. Auf beiden Dächern zusammen könnte eine elektrische Leistung von 96 Kilowatt Peak (kWp) erzeugt werden - genügend Strom, um etwa 30 Einzelhäuser zu versorgen. Für das Schuldach müssten etwa 94 000 Euro investiert werden, am Katzberg fallen 83 500 Euro Kosten an, rechnete Juwi-Ingenieur Frank Brenner vor. Dafür aufkommen könnte ein Zusammenschluss von Bürgern - eine Stromgenossenschaft.
Eine Genossenschaft funktioniere denkbar einfach, betonte Brenner. Interessierte kaufen sich Anteile, bekommen dadurch Mitspracherecht - und aus der eingesammelten Summe wird die Solaranlage bezahlt. Am Ende teilen sich die Genossen den erwirtschafteten Gewinn. Und der könne sehr gut geplant werden, schließlich sind die Subventionen für eingespeisten Solarstrom auf Jahrzehnte festgeschrieben. So würde die Anlage am Dösselbuschberg über 20 Jahre etwa 199 000 Euro erwirtschaften, auf dem Dach des Seniorenheims rund 177 000 Euro. "Natürlich besteht aber auch immer ein Risiko", so Brenner.
Die Verwaltung soll jetzt eine Bürgerinformation über Energiegenossenschaften vorbereiten. Sie könnte als Startschuss für neue Solarkraftwerke in Geesthacht dienen. Gleichzeitig wollen auch die Stadtwerke Geesthacht ihr Engagement im Solarbereich stärken. Auch hier könnte es möglich sein, Bürger zu beteiligen - allerdings lohnten sich für eine wirtschaftliche Investition nur großflächige Anlagen ab etwa 500 kWp. Doch in dieser Größenordnung stehe in Geesthacht vermutlich kein Dach zur Verfügung.