Geesthacht. Statt dichten Gebüsches nur noch abgesägte Stämme und gestutzte Zweige: Was für manche Spaziergänger nach Kahlschlag aussieht, ist notwendige Landschaftspflege.

Viele Knicks in Schleswig-Holstein werden jetzt beschnitten, bis Mitte März ist das noch erlaubt. Durch das "Auf den Stock setzen" können die Sträucher dichter nachwachsen.

"Das muss alle zehn bis 15 Jahre gemacht werden", sagt Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt. Auch Geesthacht lässt jetzt Knicks pflegen. 58 Kilometer gibt es im Stadtgebiet, davon 16 Kilometer in städtischen Knicks. "Wir achten darauf, dass nicht zu viel an einer Stelle auf den Stock gesetzt wird, so dass wir Knicks aller Altersstufen haben", so Stüber. 1055 Meter Knicks sind in diesem Jahr an der Reihe. Gepflegt werden sie von Mitarbeitern der städtischen Betriebe. Die setzen noch per Hand Säge und Astschere an. Ulrike Stüber: "Es gibt zwar Maschinen, mit denen es schneller geht. Doch deren grobe Kneifer setzen weit unten an, so dass die Gebüsche oft bis in den Wurzelstock einreißen. Das führt zu Fäulnis."

Auch die Landwirte pflegen jetzt Knicks - in Absprache mit dem Fachdienst Umwelt. "Es gibt einzelne Vereinbarungen, nach denen sie einen fünf Meter breiten Streifen entlang des Knicks brach liegen lassen. Dafür bekommen sie eine Entschädigung", so Ulrike Stüber. Diese Fläche erweitert den Lebensraum seltener Pflanze und Tiere, schützt außerdem vor Dünger-Eintrag und vor dem allmählichen Absacken durch zu dichtes Anpflügen.

Denn die Knicks gelten als ökologisch höchst wertvoll. Hainbuche, Hasel, Weißdorn, Schlehe, Esche und Brombeeren bieten gute Rückzugsorte für Tiere - und reichlich Nahrung. Die Zahl der knickbewohnenden Tierarten Schleswig-Holsteins wird auf 7000 geschätzt; davon können auf nur einem Kilometer der begrünten Erdwälle 1600 bis 1800 Tierarten leben. Im Durchschnitt sollen etwa 30 Vogelpaare in einem Kilometer Knicklänge brüten. Auffällig ist besonders die reiche Singvogelwelt: Die häufigsten Arten sind Dorngrasmücke, Heckenbraunelle und Goldammer.

Entstanden sind die Knicks im 18. Jahrhundert. Infolge der Verkoppelungsgesetze wurden Dorffluren und Gemeindeweiden vermessen, jeder Bauer erhielt seinen eigenen Grund zugewiesen, den er mit "lebendem Pathwerk" einzukoppeln hatte. Die Sträucher trennten nicht nur Besitz, sondern hielten auch Vieh auf der Weide und schützten vor Wind. Besonders in Schleswig-Holstein - im Vergleich zu anderen Bundesländern eher waldarm - prägen Knicks heute die Landschaft.