Geesthacht (ger). Pünktlich zum Start der neuen Gemeinschaftsschule soll am Gebäude der bisherigen Integrierten Gesamtschule Geesthacht (IGG) ein neuer Name leuchten. In mehreren Sitzungen diskutierte eine Arbeitsgruppe über Vorschläge wie Elbe-Schule oder Bertha-von-Suttner-Schule.

Schließlich einigte sich die Schulkonferenz auf den Namen Alfred-Nobel-Schule (wir berichteten). Der Industrielle hatte in Geesthacht 1866 das Dynamit erfunden, eine Fabrik in Krümmel aufgebaut, später den Nobelpreis gestiftet.

Doch die Namensfindung sorgte Dienstagabend im Schulausschuss für Diskussionsstoff: "Immer wenn Krieg herrschte, war Geesthacht Boomtown. War der Krieg zu Ende, lag Geesthacht am Boden und hatte Schwierigkeiten, wieder hoch zu kommen", sagte der Grünen-Ratsherr Gerhard Boll und spielte auf die ehemalige Dynamitfabrik und die bis heute problematischen Besitzverhältnisse ihrer Flächen in Geesthacht sowie Altlasten im Boden an. "Der Name einer Schule ist eine Ehrung. Aber Geesthacht hat unter Nobel mehr gelitten als profitiert", mahnte Boll, die Entscheidung zu überdenken. Auch Gundel Besser-Kunze (SPD) enthalte der Name Nobel zu viel Brisanz: "Er hat weltweit 300 Rüstungsfabriken betrieben, dort sind viele Menschen ums Leben gekommen. Da kann es nicht sein, dass der Regionalbezug das wichtigste Argument ist."

Das bewertete Christoph Bähnk (CDU) anders: "Nobel ist ein großer Name und hat einen Bezug zu Geesthacht. Und es gibt genügend Beispiele für Menschen, die nicht immer alles positiv gemacht haben", unterstützte er den Antrag der Schule. Auch IGG-Leiterin Monika Kleinmann betonte, dass die Namensgebung durchaus kritisch begleitet werden soll: "Das Argument der Schulkonferenz war, dass man Nobel, der schon vor dem Ersten Weltkrieg gestorben ist, nicht anlasten kann, was in den Weltkriegen passierte", so Kleinmann.

Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen folgte der Ausschuss dem Ansinnen der Schule, die sich nun im Sommer offiziell umbenennen darf. Wolf-Rüdiger Busch, Leiter des Geesthacht-Museums, mahnte allerdings, die Gelegenheit unbedingt zu nutzen, um das Wissen über Alfred Nobel an der Schule zu vertiefen. "Nobel hat nicht nur Gutes getan. Deshalb ist es sehr wichtig, eine Möglichkeit zu schaffen, dass sich Schüler tiefer mit der Person beschäftigen können."

"Nobel hat nicht nur Gutes getan."

Wolf-R. Busch Museumsleiter