Geesthacht. Zwei Jahre lang wurde intensiv geplant und diskutiert – jetzt steht der Entwurf für die tidebeeinflusste Überflutung der Borghorster Elbwiesen zwischen Geesthacht und Altengamme unmittelbar vor dem Abschluss.

„Wir haben einen langen Planungsweg hinter uns“, erklärte Rolf Semrok, Projektleiter der von der Hamburger Projektrealisierungs-Gesellschaft (ReGe) geplanten umstrittenen Maßnahme, am Dienstagabend bei einer Information im Ratssaal. Es war wohl die letzte Vorab-Info. Der Entwurf der ReGe für den Planfeststellungsantrag soll nun nach Kiel geschickt werden. Wenn von dort keine Einwände gegen die geplante Deichöffnung kommen, werde man den Antrag stellen, kündigte Semrok an. Er geht davon aus, dass das im Mai der Fall sein wird.

Ob dieses Okay aus Kiel tatsächlich uneingeschränkt kommen wird, ist fraglich. Wie berichtet, hatte sich erst am Montag der vom Kieler Landtag eingesetzte Petitionsausschuss über die Situation und die Sorgen der Anlieger informiert. Und die Anlieger in Geesthacht, Escheburg und Altengamme laufen weiterhin Sturm gegen die Überflutung der Elbwiesen. Aus gutem Grund: Durch das auf die Wiesen laufende Elbwasser wird der Grundwasserstand teilweise sehr deutlich ansteigen, bis in die Siedlungen östlich der B404, in Escheburg-Voßmoor sogar jenseits des Knollgrabens bis zur A25 sowie in Altengamme und dem Gewerbegebiet Vierlander Straße.

„Wir werden wohl mit Schwimmflossen herumlaufen müssen“, klagt Peter Biermann, Anwohner aus der Hans-Mayer-Siedlung. In der Sitzung bekam er Beifall der mehr als 120 Interessierten, als er forderte, Hamburg müsse das Projekt ein für alle Mal beerdigen. Die Sicherheit der Anlieger dürfe nicht den wirtschaftspolitischen Zielen der Hansestadt geopfert werden, so Biermann. Denn wegen der Erweiterung des Airbus-Werkes fordert die Europäische Union 66 Hektar neues Süßwasserwatt. Und das soll, unter anderem als Domizil für den Schierlings-Wasserfenchel, an den Borghorster Elbwiesen entstehen.

Der Plan der ReGe unterscheidet sich nun deutlich von dem früheren Life-Projekt, das die Anwohner durch ihren Widerstand bereits erfolgreich gekippt hatten. Geplant ist jetzt, ein Schöpfwerk in den Schleusenleitdamm zu bauen. So soll das Wasser kontrolliert auf die Elbwiesen fließen. Bei jeder Flut soll ein kleiner Teil des Areals überschwemmt werden. Bis zu einem Wasserstand von 4,50 Metern über Normalnull bleibt das Schöpfwerk durchlässig. Ist ein höherer Wasserstand angekündigt, soll das Sperrwerk bereits bei zwei Metern geschlossen werden. Qualmwasser, das unter dem Damm durchsickert, sowie Oberflächenwasser vom Geesthang wird sich dann aber auf den Wiesen stauen. Notfalls kann der Wasserstand mit Pumpen gesenkt werden.

„Der Leitdamm wird künftig sicherer als bisher“, versuchte Semrok die Anlieger zu beruhigen. Denn die ReGe wird ihn abdecken und verbreitern. Doch die Sorgen bleiben. Denn eine Garantie, dass ihnen nichts passiert, bekommen die Anlieger nicht. „Die ReGe hat schon bei anderen Projekten ergebnisorientierte Gutachten geliefert, die sich nachher als nicht ausreichend erwiesen haben“, bemängelt Jean-Jacques Ripoche von der Bürgerinitiative. Er nennt unter anderem die Elbphilharmonie als bestes Beispiel. „Wir können es uns nicht leisten, der ReGe zu vertrauen“, sagt Ripoche.