Geesthacht. Ingo Fokken ist tot. Geesthachts Bürgermeister starb am Montagabend überraschend auf dem Golfplatz in Escheburg. Er wurde nur 50 Jahre alt. „Wir sind tief erschüttert“, sagte Geesthachts 1. Stadtrat Dr. Volker Manow. „Ich werde jetzt erst einmal die Geschäfte führen. Dann müssen wir sehen, wann wir einen Termin für die Bürgermeisterwahl finden.“

Manows Frau Sabine, die Pastorin ist, und Geesthachts Polizeichef Henry Holst hatten Ingo Fokkens Ehefrau Brigitte am Montag gegen 22.15 Uhr die furchtbare Nachricht überbracht. Sie war gerade bei einer Probe des Damenchors 2000 der Geesthachter Liedertafel.

Die genaue Ursache für Fokkens Tod steht noch nicht fest. Nach Informationen unserer Zeitung war der Verwaltungschef, ein passionierter Golfer, am Montagabend beim Spielen auf dem Platz des Escheburger Golfclubs Am Soll offenbar zusammengesackt. Gegen 21.30 Uhr entdeckten ihn andere Golfer leblos an Loch 15 liegend auf dem weitläufigen Grün des Platzes. Sofortige Wiederbelebungsversuche und auch die Bemühungen des alarmierten Rettungsdienstes blieben erfolglos. Wie lange Fokken, der die Runde alleine gespielt hatte, auf dem Rasen gelegen hatte, ist bislang unklar.

Nach ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei auf der Anlage wurde Fokkens Leiche dann gegen 1 Uhr von einem Bestatter abtransportiert. Die Untersuchung durch die Kripo ist Routine, da der Notarzt an Ort und Stelle keine Todesursache feststellen konnte. Alles deutet aber auf eine schlagartige Erkrankung, etwa einen Herzinfarkt, hin.

Die Menschen in Geesthacht reagierten gestern bestürzt auf die Nachricht vom Tod ihres Bürgermeisters; viele lobten seine engagierte Arbeit als Leiter der Verwaltung mit 450 Beschäftigten. Ingo Fokken (parteilos) hatten am 4. September 2005 53,3 Prozent der Wähler ihr Vertrauen ausgesprochen. Dabei bekam er noch mehr Stimmen als bei seiner ersten Wahl im Jahr 2000. Damals wurde er Nachfolger von Peter Walter (SPD). Fokkens zweite Amtszeit hätte bis Mai 2012 gedauert. Dann wollte er aus Altersgründen nicht mehr kandidieren, hatte er gegenüber unserer Zeitung angedeutet.

Wann der Verwaltungschef beerdigt wird, ist noch unklar. Die Stadt will im Rathaus ein Kondolenzbuch auslegen. Ingo Fokken hinterlässt seine Frau Brigitte, mit der er in Tesperhude lebte. Kinder hatte das Paar nicht.

Die Mitarbeiter des Rathauses erfuhren gestern Morgen um 7.45 Uhr vom überraschenden Tod ihres Bürgermeisters Ingo Fokken. Eigentlich hatten sie für diesen Tag gemeinsam mit dem Verwaltungschef einen Betriebsausflug zur Schweriner Bundesgartenschau geplant. Der Erste Stadtrat Dr. Volker Manow eröffnete ihnen, was passiert war. Während die Mitarbeiter sich entschlossen, doch gemeinsam loszufahren, blieb die Verwaltungsspitze im Dienst.

Manow: „Wir müssen die Führung der Amtsgeschäfte organisieren.“ Als erster Stellvertreter des Bürgermeisters führt der Jurist jetzt die Geschäfte der Verwaltung.

In der Stadt verbreitete sich die Nachricht gestern rasend schnell. „Bei uns herrscht große Betroffenheit“, sagte CDU-Fraktionschef Karsten Steffen, der zweite stellvertretende Bürgermeister, der mit Fokken eng befreundet war. „Ich mochte seine offene, menschliche Art. Er hat sich in vielen Sachen für Geesthacht eingesetzt: die Ortsumgehung, der Hafenausbau, und das Projekt Geesthacht an die Elbe.“

Bürgervorsteher Peter Groh (CDU) hatte noch am frühen Montagabend mit Fokken gesprochen. „Er machte einen ganz normalen Eindruck. Ich bin zutiefst erschüttert, man kann das einfach nicht fassen.“

„Wir sind alle total schockiert, sprachlos und traurig“, reagierte Kathrin Bockey, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. „Für uns alle ist das ein großer Verlust“, sprach sie im Namen der Fraktion Frau Brigitte Fokken ihr Beileid aus. Fokken habe sich besonders dafür eingesetzt, Geesthacht touristisch zu entwickeln und über die Region hinaus bekannt zu machen. SPD-Fraktionschef Samuel Walter Bauer: „Bei allen politischen Gegensätzen – menschlich hatten wir ein gutes Verhältnis. Ich bin traurig.“

Rüdiger Tonn, Fraktionsvorsitzender der FDP, hat die Nachricht wie „ein Schlag“ getroffen. „Wir haben viele Jahre gut mit ihm zusammengearbeitet. Das ist schlimm für uns alle“, so Tonn. „Niemand weiß, wie es jetzt weitergeht.“

„In Gedanken bin ich bei Frau Fokken“, reagierte Torsten Wilms, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG) erschüttert.

„Das ist eine bittere Sache“, erklärte Landrat Gerd Krämer. Mit „Gänsehaut“, so Lauenburgs Bürgermeister Harald Heuer, habe er auf die Nachricht reagiert. „Eine traurige Geschichte. Ingo Fokken war ein aufrichtiger Kollege, mit dem ich sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet habe.“

Geesthachts Grünen-Fraktionschef Ali Demirhan war zutiefst bestürzt über den Tod Fokkens. „Ich habe ihn als Menschen sehr gemocht. Auch wenn wir politisch manchmal anderer Meinung waren, war er stets fair und ausgleichend“, sagte Demirhan.

Sabine Heinzel-Große, Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke wurde von der Nachricht über den Tod des Verwaltungschefs überrascht: „In der Sache waren wir oft sehr unterschiedlicher Meinung, trotzdem ist es außerordentlich bedauerlich, wenn ein Mensch so jung aus dem Leben gerissen wird.“ Man müsse sich nun wieder Gedanken machen; einen neuen Bürgermeister zu finden.

Auch im Golf-Club Escheburg war die Stimmung gestern gedrückt. „So etwas Schreckliches hat es hier noch nicht gegeben“, sagte der Vorsitzende Ulrich Schwarz. Auf dem 100 Hektar großen Gelände sei es nicht möglich, immer alle Spieler im Auge zu haben.