Mehr als 60 Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen. Die Polizei schätzt den Brandschaden auf 850 000 Euro.
Schon den ganzen Montagabend über hatten Jugendliche in der Oberstadt Böller gezündet. Doch der Knall, der die Geesthachter gegen 23.25 Uhr aufschreckte, war eine Nummer zu laut für ein verfrühtes Silvesterfeuerwerk. "Die Druckwelle war so heftig, dass mein ganzes Haus gewackelt hat", berichtete Gerald Stuckenbrock aus dem Süderkamp. Beim Blick aus dem Fenster sah er schräg gegenüber das flammende Inferno. Ein Einfamilienhaus stand komplett in Flammen. "Das war der absolute Wahnsinn", sagte Stuckenbrock am Einsatzort.
Innerhalb weniger Minuten waren mehr als 60 Feuerwehrleute aus Geesthacht und Grünhof-Tesperhude mit 16 Fahrzeugen vor Ort. Zu retten gab es für sie nicht mehr viel, sie konnten durch ihren schnellen Einsatz aber eine Ausbreitung des Feuers in der Siedlung verhindern.
Für Peter und Karin W., die das Haus in der Ökosiedlung zusammen mit ihren beiden fünf und sieben Jahre alten Kindern bewohnen, war die telefonisch von Nachbarn übermittelte Nachricht vom Feuer ein Schock. Sie besuchten über die Festtage Familienangehörige in Grabow. Peter W., der in einem Geesthachter Medizinlabor als Facharzt arbeitet, war nach einem spontan eingeschobenen Arbeitstag noch gegen 22 Uhr im Haus, erzählten Angehörige. Da sei alles normal gewesen, der Arzt startete wieder nach Grabow.
Eineinhalb Stunden später dann die Katastrophe. "Wir sind nur froh und dankbar, dass niemand im Haus war. Auch wenn alle Erinnerungen und Sachen verbrannt sind, lässt sich dieser Schaden doch ersetzen", sagte eine Angehörige gegenüber unserer Zeitung.
Über die Ursache des Großbrandes kann bisher nur spekuliert werden. In dem erst zwei Jahre alten Haus gibt es eine Pellet-Heizung, die schon bei der Inbetriebnahme durch eine Verpuffung aufgefallen war, berichteten Angehörige der Bewohner unserer Zeitung. Sie soll zudem bisher nicht einwandfrei funktioniert haben. Möglich, dass sie jetzt das Feuer ausgelöst hat. Offenbar hatte sich in dem ungewöhnlich konstruierten Haus mit 260 Quadratmetern Wohnfläche - es hat geschwungene flügelförmige Dachflächen - auf allen Ebenen Rauch ausgebreitet, der dann durchgezündet ist. Anders ist die rasante Brandausbreitung in allen drei Geschossen kaum zu erklären.
Während ihrer massiven Löscharbeiten hatten die Feuerwehrleute immer wieder mit den eisigen Temperaturen der Nacht zu kämpfen. Der Bauhof streute gegen die Rutschgefahr an der Brandstelle extra Salz, um das ausgelaufene Löschwasser, das bei minus fünf Grad gefroren war, aufzutauen. Selbst die Atemschutzgeräte der Retter und die Korbsteuerung der Drehleiter froren ein.
Hausrat und Gebäude sollen bei zwei Gesellschaften ausreichend versichert sein, hieß es gestern. Was auch immer die Untersuchung der Ruine durch Brandermittler der Geesthachter Kripo und Experten des Kieler Landeskriminalamtes ergeben wird: Die Haftungsfrage bei einem nachweisbaren Defekt der Heizung als Ursache dürfte sicher zu einem Rechtsstreit zur Kostenregulierung führen.