Aumühle. In einem 20-Meter-Streifen an der Fürstin-Ann-Mari-von-Bismarck-Schule wurden alle Bäume gefällt. Notwendig, sagt der Bürgermeister.
Umfangreiche Rodungsarbeiten im Umfeld der Fürstin-Ann-Mari-von-Bismarck-Schule in Aumühle haben bei Bürgern der Sachsenwaldgemeinde zu Unverständnis und Empörung geführt. Sie vermuten, dass bei den Fällungen in der vergangenen Woche über das Maß abgeholzt wurde.
Die Rodung ist im Zuge des Bebauungsplans 11 b erfolgt: Um die von der Gemeinde geplante Erweiterung des Spielplatzes neben der Schule, die Einrichtung von zusätzlichen Parkplätzen und den Bau des Pfadfinderheims zu realisieren, fordert die Forstbehörde, den Wald umzuwandeln. Im Bereich rund um die Schule ist so ein 20 Meter breiter Schutzstreifen entstanden, der notwendig ist, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Die gerodeten Flächen gelten jetzt nicht mehr als Wald.
Schutzstreifen hätte schon vor 20 Jahren eingerichtet werden müssen
„Dieser Schutzstreifen hätte schon vor 20 Jahren, als die neue Sporthalle gebaut wurde, eingerichtet werden müssen“, erklärt Aumühles Bürgermeister Knut Suhk (Bündnis 90/Die Grünen). Diese Vorgabe sei aber nie umgesetzt worden. Die aktuelle Gemeindevertretung habe in den vergangenen Jahren immer wieder über den B-Plan diskutiert, ihn schließlich verabschiedet und setze ihn jetzt um.
„Die Rodung wurde vom Bauhofleiter Dennis Kropp beaufsichtigt und von Eckhard Könnecke, Revierförster im Sachsenwald, und einem Forstwirt begutachtet“, sagt Suhk. Eine Vertreterin des Bauamtes aus der Amtsverwaltung in Dassendorf war ebenfalls vor Ort. „Für den 20 Meter breiten Schutzstreifen mussten in diesem Bereich alle Bäume gefällt werden“, erklärte Dennis Kropp auf Nachfrage eines Bürgers in der jüngsten Gemeindevertretersitzung. Weitere acht Bäume, die nach der Begutachtung als umsturzgefährdet eingestuft wurden, mussten ebenfalls gefällt werden, so der Bauhofleiter. Bürgermeister Suhk äußerte zwar auch, dass er zunächst entsetzt gewesen sei bei dem Anblick, betonte aber die Notwendigkeit der Maßnahme. Er zeigt Verständnis für die Verärgerung der Bürger, die Informationen über die geplante Rodung vermisst hätten. Aufgrund des knappen Zeitfensters sei das nicht möglich gewesen.
Die Schüler waren schockiert
Empört zeigten sich Bürger und Eltern, weil auch der von den Kindern als Schulwald genutzte Waldstreifen hinter der Schule nun gerodet ist. Dort hätte eigentlich ein fünf Meter breiter Streifen stehen bleiben sollen, so Suhk. Da aber mehrere Bäume nicht mehr intakt gewesen seien, mussten sie ebenfalls gefällt werden. „Wir wussten zwar seit Längerem, dass hier gerodet werden muss, wurden aber jetzt sehr überrascht“, sagt Aumühles Schulleiter Stefan Platte. Weil die meisten Kinder zurzeit im Homeschooling sind, erlebten nur wenige Grundschüler, die in der Notbetreuung sind, die Fällarbeiten. „Sie waren schockiert, aber wir haben ihnen erklärt, warum das geschehen muss“, so Platte.
Im „Erlebniswald“ gab es Info-Tafeln, Nistkästen und Bänke. Alles wurde vom Hausmeister eingelagert. Bürgermeister Suhk geht davon aus, dass in diesem Bereich wieder angepflanzt wird. „Wir müssen jetzt einen Weg finden, wie wir die Fläche neu nutzen können“, erklärt Stefan Platte. Er hat bereits darum gebeten, dass einige Baumstämme zum Balancieren liegen bleiben und Holzklötze zum Sitzen. „Dann müssen uns mit allen Beteiligten zusammentun und Ideen entwickeln“, so der Schulleiter. „Die Kinder können den Verlust des Schulwaldes verschmerzen, wenn dort wieder etwas für sie entsteht, wie zum Beispiel ein Grünes Klassenzimmer.“
Anwohner erkundigen sich beim Bürgermeister
Mehrere Aumühler erkundigten sich im Laufe der Rodungsarbeiten seit Mittwoch beim Bürgermeister und wollten wissen, ob die Maßnahme so geplant sei. „Warum wurde die Fällung nach geäußerter Kritik nicht gestoppt und noch mal geprüft“, fragt Johann Wagner. Er ist Vater einer Grundschülerin und wünscht sich mehr Transparenz. Knut Suhk: „Ich habe mich am Donnerstag erneut mit dem Bauhofleiter besprochen und die Fällarbeiten nicht gestoppt, weil alles in Ordnung war.“
In einem Facebook-Post erklärt die Grünen-Fraktion, nicht glücklich damit zu sein, was passiert. „Aber es ist auch völlig unverständlich, dass einzelne Gemeindevertreter (...) auf diejenigen zeigen, die ihren eigenen Beschluss jetzt umsetzen müssen“, heißt es dort.