Aumühle. 26 sowjetische Zwangsarbeiter wurden auf Aumühler Waldfriedhof beerdigt. Jetzt hat verstecktes Mahnmal einen sichtbaren Platz erhalten.
Am Mittwochmorgen ist auf dem Aumühler Waldfriedhof ein Gedenkstein versetzt worden. Er erinnert an die sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941 und 1942 in dem Ort gestorben sind. An seinem neuen Platz am Ehrenmal ist er jetzt für Besucher des Friedhofes deutlich sichtbar.
Bestattungen sollten so unauffällig wie möglich sein
Initiator der Umsetzung des Steines war der Aumühler Kulturwissenschaftler Nikolaj Müller-Wusterwitz. Seit 2015 beschäftigt er sich mit Kriegstoten und damit auch mit der Geschichte der sowjetischen Kriegsgefangenen in Aumühle. Für seine Recherchen hat Müller-Wusterwitz in Archiven geforscht, Artikel gelesen und letztlich erstaunlich viel herausgefunden.
„Am 27. Oktober 1941 erging ein Schnellbrief des Reichsinnenministers Wilhelm Frick an die Gemeinden in Deutschland, in dem Regularien für die Bestattung verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener aufgelistet sind“, sagt der Kulturwissenschaftler. Die Feststellung des Todes und der Leichentransport sollten möglichst durch die Wehrmacht erfolgen, die Bestattungen so unauffällig wie möglich entweder außerhalb der Friedhöfe oder in entlegenen Teilen durchgeführt werden.
Einige der Kriegsgefangenen arbeiteten im Forst
Auf dem Aumühler Waldfriedhof wurde deshalb 1941 östlich des damaligen Friedhofsgeländes ein solcher Begräbnisplatz ausgewählt. Die Recherchen von Müller-Wusterwitz haben ergeben, dass insgesamt 26 Männer dort beerdigt wurden, die als Kriegsgefangene zwischen Ende 1941 und Frühjahr 1942 nach Aumühle gekommen waren.
Sowohl das Eintreff- als auch das Todesdatum der Männer sind auf Karteikarten dokumentiert, die Müller-Wusterwitz gesehen hat. „Einige der Kriegsgefangenen waren als Arbeiter im Forst eingeteilt, sie sollen in einer Scheune in Oedendorf untergebracht gewesen sein“, sagt er. „Sie sind so krank und geschwächt angekommen, dass sie innerhalb kurzer Zeit gestorben sind.“
Zur Erinnerung soll ein Holzkreuz gesetzt werden
Zufällig lernte Nikolaj Müller-Wusterwitz eine ehemalige Aumühlerin kennen, die sich mit der Geschichte der Fremdarbeiter beschäftigt. Er erhielt über sie einen Plan, auf dem der Begräbnisplatz für die sowjetischen Kriegsgefangenen exakt verzeichnet ist. Das sei einer der Höhepunkte seiner Forschungsarbeit gewesen. Er hat die Stelle genau ausgemessen und markiert.
Im kommenden Jahr möchte er ein kleines Holzkreuz zur Erinnerung setzen. „Nachdem am 26. Oktober 1960 von den insgesamt 26 Toten 17 in die Gedenkstätte Gudendorf im Kreis Dithmarschen umgebettet wurden, war das Thema in Aumühle kaum noch präsent“, sagt der Forscher. Der als „Russenfriedhof“ bekannte Platz wurde eingeebnet. Nur ein Foto, dass der Aumühler Lothar Neinass um 1960 dort gemacht hat, erinnert an den Ort. Ein schlichtes großes Holzkreuz ist zu sehen, und einige Gräber sind zu erkennen.
Für den Volkstrauertag ist ein kleiner Festakt geplant
Erst 2001 ließ der damalige Friedhofsausschuss auf dem Waldfriedhof einen Gedenkstein für die sowjetischen Kriegstoten setzen. Er stand hinter dem Mahnmal, das an die Toten beider Weltkriege erinnert, und war daher kaum zu finden. Vor neun Jahren unternahm Lothar Neinass einen Anlauf, den Stein an einen angemessenen Platz umsetzen zu lassen. Das Projekt wurde aber nicht weiterverfolgt.
Jetzt war es dann endlich so weit: Mit Hilfe eines Radladers wurde der rund 1,5 Tonnen schwere Stein versetzt. Am Volkstrauertag, 15. November, wird auf dem Waldfriedhof mit einem kleinen Festakt aller Kriegstoten gedacht. Teilnehmen werden auch die Bürgermeister von Aumühle und Wohltorf, Knut Suhk und Gerald Dürlich, sowie Pastor Christoffer Sach. Mit dem Festakt endet die Veranstaltungsreihe „75 Jahre Kriegsende – Frieden“ in den Sachsenwaldgemeinden.