Hausbesitzer mit sonnigen Dächern können mit Solarenergie ihren Strom produzieren. 20 Jahre lang erhalten sie garantierte Preise.
Wir spüren derzeit ,Fridays for future‘ in unseren Beratungen.“ Das sagt Bernhard Weyres-Borchert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und Geschäftsführer des DGS-Landesverbands Hamburg-Schleswig-Holstein. Viele Menschen kommen, um herauszufinden, welchen Beitrag sie zur Energiewende leisten können.
Hausbesitzer mit sonnigen Dächern können mit Solarenergie ihren eignen Strom produzieren. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten sie 20 Jahre lang für jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom einen garantierten Preis von zehn Cent. Das entspricht in etwa den Produktionskosten. Um einen kleinen Gewinn zu machen, setzten viele Solarinvestoren auf relativ große Anlagen, bei denen die Kosten je produzierter Einheit etwas geringer sind.
Inzwischen können private Produzenten mit ihrem Solarstrom aber auch ihren eigenen Bedarf decken. Weyres-Borchert: „Bei einem Strompreis von 30 Cent erhöht sich die Wirtschaftlichkeit beim selbst genutzten Strom um den Faktor drei. Es wird aber immer auch ein Teil des Stroms ins öffentliche Netz eingespeist werden – selbst dann, wenn ein Stromspeicher installiert ist. Er erhöht typischerweise den Eigenanteil von 30 auf 60 Prozent.“
Nicht „über den Durst“ produzieren
Um nicht zu viel Strom „über den Durst“ zu produzieren, der kostenneutral ins Netz eingespeist wird, seien neu installierte Anlagen eher etwas kleiner geworden. Das bedauert Weyres-Borchert: „Wenn wir eine Energiewende wollen, brauchen wir möglichst viel Solarstrom.“ Die Idee, mit dem heute noch überschüssig erzeugten Strom eines Tages sein Elektroauto betanken zu können, wirke diesem Trend entgegen.
Und: Solarstrom lässt sich auch in einem ganz kleinen Maßstab erzeugen, mit Balkon-Kraftwerken. So heißen Solarmodule, die den erzeugten Strom mittels Steckdose oder fester Verbindung ins häusliche Netz einspeisen. Sie haben oft eine Leistung von 200 bis 300 Watt. Bei größeren, leistungsstärkeren Anlagen sollte ein Elektriker das häusliche Stromnetz überprüfen, bevor der Sonnenstrom hineinfließt.
Wenn eine neue Heizung fällig ist, können Hausbesitzer ebenfalls auf erneuerbare Energie setzen. „Sie sollten sich vor jeder Sanierungsmaßnahme beraten lassen über potenzielle Fördermaßnahmen“, sagt Kai Hünemörder, Leiter des Zentrums für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) der Handwerkskammer Hamburg.
„Oft lohnt es sich, vor einem Heizungsaustausch Maßnahmen zur Wärmedämmung zu ergreifen, weil die Heizung dann kleiner ausgelegt werden kann“, ergänzt Nicola Beck, Leiterin des Energiebauzentrums im ZEWU. Wer viel Platz oder einen Öltank im Keller hat, kann die Ölheizung gegen eine Pelletanlage auswechseln.
Allerdings sei der Pellet-Preis bis heute relativ teuer und die Nachfrage nach Pelletheizungen dementsprechend überschaubar geblieben.
Interesse an Wärmepumpen hat stark zugenommen
Dagegen habe das Interesse an Wärmepumpen als Alternative stark zugenommen, sagt Nicola Beck. Die Pumpen beziehen ihre Wärme aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Boden. Beck: „Erdwärme wird am häufigsten genutzt, gerade bei größeren Gebäuden.
Es gibt zwei Varianten: Wärmekollektoren können flächig verlegt werden und brauchen dann das 2,5-fache der beheizten Fläche. Oder die Pumpe nutzt Erdsonden, die bis zu 100 Meter tief sein können. Hier muss zuvor die Bodenbeschaffenheit untersucht werden.“
Ein gängiger Weg, um die Energiewende im eigenen Haus zumindest einzuleiten, ist die solare Heizungsunterstützung. Hünemörder: „Eine Gas-Brennwertheizung lässt sich gut mit einer thermischen Solaranlage auf dem Dach kombinieren, die heißes Wasser erzeugt und damit im Sommer den Warmwasserbedarf deckt.
Die Gasheizung kommt nur zum Zuge, wenn die Sonne nicht ausreichend scheint.“ Dort, wo kein Gasanschluss vorhanden ist, könne man auch eine Öl-Brennwertheizung mit Solarthermie kombinieren“, sagt Hünemörder – es ist ihm anzusehen, dass er die Öl-Variante weniger schätzt.
Bund förderte Einsatz von Solarthermie
Der Bund fördere über das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) und die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) den Einsatz von Solarthermie recht ordentlich, sagt Weyres-Borchert. Unter den Ländern sei Hamburg vorbildlich: „Die Stadt legt im Prinzip den gleichen Betrag noch einmal obendrauf. Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben nicht dasselbe Niveau.“
Der zweite Hebel zum klimaschonenden Wohnen ist die Wärmedämmung. Auch hier gibt es Fördermittel des Bundes und der Länder. Generell haben Hauseigentümer die Pflicht, ihre oberste Geschossdecke nach einem festgelegten Mindeststandard zu dämmen, wenn darüber ein unbeheizter Dachraum liegt.
Darüber hinaus können Fenster erneuert sowie Kellerdecken oder Fassaden gedämmt werden. Hünemörder: „Auch hier ist eine professionelle Beratung, die zum Beispiel bei uns im ElbCampus in Harburg, aber auch von den meisten Verbraucherzentralen in der Metropolregion durchgeführt wird, sehr wichtig.“
Dämmstoffe sind feuchtigkeitsempfindlich
Nicola Beck weist auf die Feinheiten hin: „Manche Dämmstoffe sind Feuchtigkeitsempfindlich und verlieren dann sofort ihre Dämmeigenschaft. Ökologische Dämmstoffe wie Holzfaser, Flachs, Hanf oder Holz im Wärmeschutzverbund halten im Sommer die Gebäude zwar wirkungsvoll kühl, zeigen im Winter aber eine geringere Wirkung.“
Expandiertes Polystyrol wärme sehr gut und sei preiswert, sagt die Energiebauberaterin. Mineralfasern bieten dagegen einen besseren Brand- und Schallschutz und lassen zudem Feuchtigkeit entweichen, was Schimmelproblemen vorbeuge.
Aber hier bestehe das Problem, dass Mineralfasern lungengängig seien, so Beck. Eines kann sie ohne den Blick auf detaillierte Gebäudedaten sagen: „Häuser mit einem zweischaligen Mauerwerk können relativ einfach mit einem Schüttsystem gedämmt werden.“
Wie ambitioniert Hausbesitzer ihr Heim energetisch aufrüsten, bleibt ihnen überlassen. Kai Hünemörder ist sich jedoch sicher: „Heute muss eine Haussanierung enkeltauglich sein. Und das heißt nicht nur, dass das Haus später ohne technische Macken vererbt wird, sondern dass es auch hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes zukunftsfähig ist.“
Auch Mieter können Beitrag leisten
Auch Mieter können und wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz am Bau leisten. Nicola Beck: „Wir waren erstaunt darüber, wie viele Mieter unsere Beratungsangebote wahrnehmen. Einige machen sich schlau, um dann auf ihren Vermieter zuzugehen. Andere hatten sich zuvor vom Vermieter grünes Licht geholt, um auf eigene Kosten Maßnahmen zu treffen.“