Buxtehude. Sie rutschte selbst mit 17 Jahren in die Prostitution. Heute bekämpft sie das System mit aller Kraft – nun auch im Landkreis Stade.

Huschke Mau zieht mit 17 Jahren aus ihrem gewalttätigen Elternhaus aus. Mittellos und ohne Unterstützung rutscht sie in die Prostitution und damit einhergehend in eine Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Ihr erster Zuhälter: ein Polizist. Zehn Jahre vergehen, bis sie sich aus diesem Teufelskreis befreien kann.

Die Arbeitsgruppe „RotlichtAus“ aus dem Landkreis Stade nimmt den Internationalen Tag gegen Prostitution am 5. Oktober zum Anlass, um über die Lage von Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Deutschland zu informieren.

Tag gegen Prostitution: Aktivistinnen planen Buxtehude:

Dazu hat sie Huschke Mau eingeladen. Die unter Pseudonym auftretende Aktivistin, Buchautorin und ehemalige Prostituierte ist Mitbegründerin des Vereins „Sisters“ sowie eines Netzwerks, das Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution unterstützt. Sie setzt sich für ein Sexkaufverbot nach dem „Nordischem Modell“ ein, bei dem ausschließlich die Freier kriminalisiert werden. So hatte es jüngst auch die CSU-Politikerin Dorothee Bär im bayerischen Wahlkampf als Modell für Deutschland ins Spiel gebracht.

Als die rot-grüne Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder 2002 die Prostitution legalisierte, ging ein hehres Ziel damit einher: Zwangsprostitution und Menschenhandel – wesentliche Bestandteile der organisierten Kriminalität – sollten dadurch eingedämmt werden. Doch das Gegenteil sei passiert, so die Initiative „RotlichtAus“: Deutschland sei zum „Bordell Europas“ geworden.

Prostitution in Deutschland: Ein Kinoabend mit anschließender Diskussion

Die Aktivistinnen möchten das ändern – sie weigern sich zu akzeptieren, dass „wir in einer Gesellschaft leben, in der die Käuflichkeit von Sex und (vor allem) Frauen, als normal angesehen wird“. Die Arbeitsgruppe will sich daher weiterhin für Aufklärung einsetzen und bei Veranstaltungen über ihr Anliegen und über Prostitution im Land aufklären.

Die Arbeitsgemeinschaft „RotlichtAus“ will über das Thema Prostitution in Deutschland informieren. Sie wird unterstützt von den Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Stade.
Die Arbeitsgemeinschaft „RotlichtAus“ will über das Thema Prostitution in Deutschland informieren. Sie wird unterstützt von den Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Stade. © HA | Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Buxtehude

Die nächste Veranstaltung findet am Donnerstag, 12. Oktober, ab 19 Uhr im Kinohotel Meyer in Harsefeld statt, wo zunächst der Film „Ich gehöre ihm“ gezeigt wird und es anschließend in die Diskussion mit Huschke Mau geht. Im Film verliebt sich die 15-jährige Caro in den 19-jährigen Cem, welcher ihre Gefühle systematisch ausnutzt und sie letztlich durch Gewalt und Drohungen in die Prostitution zwingt. Im Anschluss daran wird Huschke Mau, studierte Geisteswissenschaftlerin und Begründerin des Netzwerks „Ella“, für Gespräche zur Verfügung stehen. Tickets gibt es im Vorverkauf über das Kino-Hotel Meyer oder an der Abendkasse.

Das System Prostitution – und wie man hineingerät

Am Freitag, 13. Oktober, tritt Huschke Mau dann bei einer Lesung im Stadthaus Buxtehude auf, die um 19 Uhr beginnt. Die Aktivistin liest aus ihrem Buch: „Entmenschlicht: Warum wir Prostitution abschaffen müssen“. In diesem beschreibt sie das System Prostitution, wie Frauen hineingelangen und vor allem, warum es so schwer ist, wieder auszusteigen. Im Anschluss an die Lesung ist auch hier wieder Zeit für einen Austausch und Fragen zum Thema. Einlass zur Lesung gibt es nur mit Anmeldung über die Mailadresse gleichstellung@stadt.buxtehude.de oder per Telefon unter 04161/501-1510.

Die „RotlichtAus“-AG besteht aus einigen Mitgliedern des ehemaligen Bündnisses der „RotlichtAus“-Kampagne, die aus vielen Akteurinnen im Landkreis Stade bestand und von September 2021 bis September 2022 eine große Aufklärungskampagne zum Thema Prostitution umsetzte.

Die Nachfolge-AG hat sich zum Ziel gesetzt, Prostitution in Deutschland in der Region weiterhin zu thematisieren und für das „Nordische Modell“ einzutreten. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertreterinnen von Pro Familia Stade, Soroptimist International Club Stade und Buxtehude, Terre des Femmes, Städtegruppe Stade, Frauenwerk Sprengel Stade, Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Stade, Hansestadt Buxtehude, Samtgemeinde Harsefeld und Horneburg sowie Himmelblau-Frauen für interkulturelle Bildung und Begegnung e.V.