Amelinghausen. Amelinghausener Lopausee entstand vor 50 Jahren als „Oase der Erholung“ für Hamburger Familien und mit Geld aus der Hansestadt
Sekt floss in die Lopau, Freibier in die Kehlen – und Hunderte feierten ausgelassen eine große Taufparty wie bei einem Stapellauf eines Schiffes. Vor 50 Jahren, im August 1973, fand die feierliche Stauung des Lopausees in Amelinghausen statt. Er war der erste Stausee im Landkreis Lüneburg, ein Meilenstein für den Heideort und fortan als „Oase der Erholung“ für viele Hamburger Familien ein begehrtes Ziel. Nur zwei Tage dauerte es, bis der Bach die knapp zehn Hektar große ausgebaggerte Fläche mit rund 135.000 Kubikmetern Wasser gefüllt hatte. Bereits eine Woche nach der Eröffnung kamen etwa 4000 Besucher, vorwiegend aus der Metropole, inklusive Verkehrschaos an den rund 60 Kilometer entfernt gelegenen Stausee.
Die Region wurde seinerzeit von Hamburger Familien verstärkt am Wochenende zum Naherholungsurlaub genutzt. Die Hansestadt hatte daher großes Interesse am Ausbau des Fremdenverkehrsangebotes in und um Amelinghausen.
Hamburg finanzierte einen großen Teil gewagten Projektes in der Lüneburger Heide
Und so flossen aus dem sogenannten Hamburg-Niedersachsen-Abkommen eine halbe Million Mark in das Projekt. Die übrige Summe teilten sich der Landkreis Lüneburg und das Land Niedersachsen. Die Gemeindekasse wurde damals laut Berichten nur mit 17.000 Mark belastet. Angesichts der Bedeutung des Stausees für die Entwicklung des Ortes kommt das einer Meisterleistung gleich.
Genauso wie die Tatsache, dass sich Hamburg auch an anderen örtlichen Tourismus-Projekten wie der Überdachung des Nichtschwimmerbeckens im Waldbad, dem Bau eines großen Parkplatzes davor und einer Brücke über die Lopau sowie am Landschaftspflegeplan Lopautal mit insgesamt etwa 230.000 Mark beteiligten.
Idee: Mit neuer Attraktion den Fremdenverkehr vor Ort und in der Region stärken
Die Idee, an der heutigen Stelle auf ehemaligen Berieselungswiesen an der Bundesstraße 209 einen Stausee für Freizeit und Erholung zu schaffen, wurde bereits 1969 geboren. Damals gab es noch die beiden selbstständigen Gemeinden Sottorf und Amelinghausen. Maßgebliche Initiatoren waren Ideengeber Hermann Hedder und der spätere Amelinghausener Orts- und Samtgemeindebürgermeister Helmuth Petersen.
Sie wollten mit dieser neuer Attraktion den Fremdenverkehr vor Ort und in der Region stärken – oder wie Petersen vermerkte, „nicht noch mehr Fischteiche errichten, sondern einen ordentlichen See bauen“.
Mehr als ein Dutzend Eigentümer mussten vom Verlauf ihres Landes überzeugt werden
Es folgten Jahre voller mühevoller Überzeugungsarbeit. Mehr als ein Dutzend Eigentümer mussten vom Verlauf ihres Landes überzeugt werden. „Nicht alle waren dafür“, erinnert sich Anneliese Petersen. Die Ehefrau des 2011 verstorbenen Bürgermeisters liefert gleich noch eine Anekdote: „Hier bei uns unter den Linden vor der Haustür saßen Hermann Hedder, mein Mann und Lüneburgs Oberkreisdirektor Klaus Harries, der an die beiden gleich eine klare Ansage machte: Er holt das Geld ran, die beiden die Grundstücke.“ Sie hat in der Schublade ihres Bauernschranks Fotos von damals und alte Schriftstücke ihre Mannes aufbewahrt.
Doch trotz vorbehaltloser politischer Unterstützung auf dem Weg zur Touristengemeinde und zum Wassersportparadies: die Realisierung des Großprojektes dauerte. Erst im Mai 1972 erfolgte der erste Spatenstich. Außerdem summierten sich die zunächst auf 375.000 Mark geschätzten Kosten auf 1,5 Millionen und „noch einige Mark mehr“, wie Helmuth Petersen bei dem mehrmals wegen Lieferschwierigkeiten eines Hydraulikstempels verschobenen Festaktes am ersten Tag der Stauung am Montag, den 13. August 1973, launig zu Protokoll gab.
Erbsensuppe, Freibier und eiskalter Heidekorn für die Ehrengäste
Grund für die hohen Baukosten waren die erheblichen Auflagen, die es zu erfüllen gab. Der 800 Meter lange Lopausee mit seinem auf 45 Meter über dem Meeresspiegel liegenden, rund 150 Meter langen Deich am Nord-Ufer gilt aufgrund des aufgestauten Wassers als Talsperre. Damit unterliegt er der Talsperrenaufsicht. Doch die Gemeinde hatte Glück. Sie erhielt die versprochene finanzkräftige Unterstützung.
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Als einen Monat später, am Donnerstag, 13. September, die offizielle Eröffnung des Lopausees stattfand, war jede Menge politische Prominenz vor Ort. Aus Hamburg neben Vertretern aus der Bürgerschaft beispielsweise die damaligen Staatsräte Dr. Schulze (Senatskanzlei) und Dr. Haas (Baubehörde). Die Fidelen Lopautaler spielten auf, Fallschirmjäger der Panzer-Brigade 8 landeten im Wasser. Dazu gab es 600 Portionen Erbsensuppe, Freibier und einen durch Heidekönigin Uta Kruse gereichten eiskalten Heidekorn für die Ehrengäste.
Bürgermeister Petersen erhielt neben viel Lob („goldrichtiger Plan“, „Chancen erkannt und genutzt“) bei der Einweihung einen goldenen Kugelschreiber „zum Zählen der Gäste“ von seinem Neetzer Amtskollegen Ernst Klinge geschenkt. Der dürfte eine Woche später angesichts des Besucherandrangs leer geschrieben gewesen sein.