Ehestorf. Die süßen Jungtiere werden bald ihre Umgebung erkunden – im Wildpark Schwarze Berge wurden sie deshalb nun tierärztlich untersucht.

,,Ich schätze: zwei Weibchen und ein Männchen“, sagte Martina Schmoock-Wellhausen. ,,Dann sage ich: ein Weibchen und zwei Männchen“, hieß es sofort darauf: So ging es hin und her zwischen der Fachtierärztin und den Tierpflegern, kurz bevor der Luchs-Nachwuchs im Wildpark Schwarze Berge im Süden Hamburgs zur Welt kam. Wer seine Wette verliert, zahlt ein Essen, so der Wetteinsatz. Doch mit drei Männchen hatte niemand gerechnet.

Am 7. Mai waren die Luchsdame Ronja und ihr Partner Finn das fünfte Jahr in Folge im Wildpark Eltern geworden. Dass die beiden Drillinge bekommen, hat bereits Tradition. Aber drei männliche Jungtiere hatten sie noch nie. Süß und kuschelig sehen sie aus – sogar die typischen Pinselohren sind schon ein wenig zu sehen.

Mit etwa vier Wochen fangen die kleinen Luchse an, den Bau zu verlassen

Bei der Geburt sind die Luchskinder noch blind und wiegen etwa 250 bis 300 Gramm. Nach etwa vier Wochen fangen sie langsam an, den Bau zu verlassen. ,,In circa zweieinhalb Wochen werden sie die ersten Ausflüge alleine unternehmen“, erklärt der leitende Tierpfleger Manuel Martens. ,,Natürlich stets unter den wachsamen Augen ihrer Mutter Ronja.“

Drei männliche Luchs-Babys: Das hatten sie im Wildpark Schwarze Berge noch nie. Auch wenn dies schon der fünfte Wurf von Luchsdame Ronja und Männchen Finn ist.
Drei männliche Luchs-Babys: Das hatten sie im Wildpark Schwarze Berge noch nie. Auch wenn dies schon der fünfte Wurf von Luchsdame Ronja und Männchen Finn ist. © HA | Lina Fost

Um sie für dieses Abenteuer fit zu machen, wurden die Jungen am Mittwoch von Fachtierärztin Martina Schmoock-Wellhausen erstuntersucht.

Zu dieser Untersuchung gehört zuerst das Wiegen. Der diesjährige sei ein sehr homogener Wurf, erzählt die Ärztin – alle Tiere wiegen zurzeit etwas mehr als 1500 Gramm. Während der Untersuchung mit dem Stethoskop huscht ein Lächeln über das Gesicht der Veterinärin: ,,Das Herz schlägt kräftig und regelmäßig“, sagt sie.

Besucher versuchen, einen Blick in den Korb mit den Tierbabys zu erhaschen

Um potenziellen Wurmbefall auszuschließen, wird anschließend eine Wurmkur verabreicht. Zum Schluss werden die Tiere noch gechippt. Der Chip wird mittels einer Spritze in die linke Halsseite injiziert, das sei EU-Standard. Durch den Chip sind die Tiere lebenslang gekennzeichnet. Sollte ein Tier aufgefunden werden, kann man direkt feststellen woher es kommt und ,,welchen Weg es schon auf sich genommen hat“, erklärt Martina Schmoock-Wellhausen.

Während der Untersuchung bildet sich eine Traube Menschen um die Tierärztin und die Tierpflegerinnen und Tierpfleger Immer mehr Besucherinnen und Besucher bleiben auf ihrem Gang durch den Park stehen und versuchen, einen Blick in den Korb mit den niedlichen Luchsbabys zu erhaschen oder Fotos zu machen.

Auch Elchkuh Heidi hatte Anfang Mai zwei Kälbchen zur Welt gebracht

Für viele ist es mit Sicherheit das Highlight das Tages – wobei ja auch Elchkuh Heidi Anfang März zwei Kälbchen im Wildpark zur Welt gebracht hat.

Elchkuh Heidi mit ihrem Nachwuchs im Wildpark Schwarze Berge.
Elchkuh Heidi mit ihrem Nachwuchs im Wildpark Schwarze Berge. © HA | Wildpark Schwarze Berge

Momentan leben mit den drei Jungtieren fünf Luchse im Wildpark Schwarze Berge. Erst im Januar verließ der Nachwuchs des vergangenen Jahres den Park und streift nun im Rahmen eines Ansiedlungsprojekts durch die Wälder Polens.

Der Luchs ist die größte in Europa lebende Wildkatze

Ob die Jungen aus diesem Jahr es ihnen irgendwann gleichtun werden, steht noch nicht fest, doch auch sie werden im kommenden Dezember oder Januar den Wildpark verlassen und an andere Projekte weitergegeben.

Der Luchs ist die größte in Europa lebende Wildkatze. Um 1850 war sie wegen intensiver Bejagung und dem Verlust von Lebensraum in Deutschland ausgerottet. Dank zahlreicher Ansiedlungsprojekte beispielsweise im Pfälzer Wald und im Harz lebten laut des Bundesamts für Naturschutz 2020 rund 200 Luchse in deutschen Wäldern.