Hittfeld. Mensch-Tier-Bestattungen sind ein neuer Trend auf Friedhöfen. Die Verbundenheit über den Tod hinaus soll aber auch Geld bringen.

Wenn das geliebte Haustier stirbt, wünschen sich viele Menschen einen würdigen Ort der Erinnerung. Abgesehen von Tierfriedhöfen gibt es dafür seit einigen Jahren eine weitere Möglichkeit: sogenannte Mensch-Tier-Bestattungen, bei denen zum Beispiel der Hund oder die Katze eingeäschert und in einer Urne im Grab eines Menschen bestattet wird.

Dies soll bald auch auf allen Friedhöfen in der Gemeinde Seevetal möglich sein. So fordert es zumindest die Gruppe aus Grünen und Linken im Rat. Sie begründen ihren Vorstoß zum einen mit einer gestiegenen Aufmerksamkeit für einen würdevollen Verbleib verstorbener Haustiere. Darüber hinaus stelle die gemeinsame Grablegung eine neue Einnahmequelle für die Friedhöfe dar.

Die Mensch-Tier-Gräber sind auf normalen Friedhöfen möglich

Mensch-Tier-Gräber gibt es seit 2015 in Deutschland, mittlerweile auch in Hamburg. Sie entstehen auf normalen Friedhöfen, in der Regel werden dafür gesonderte Flächen ausgewiesen und optisch gekennzeichnet. Die visuelle Abgrenzung geschehe aus Rücksicht auf jene Friedhofsbesucher, denen ein solches Konzept „zu weit“ geht, etwa weil sie darin eine Gleichstellung von Mensch und Tier sehen, erläutert Joachim Kotteck, der den Antrag für die Gruppe formuliert hat.

Eine solche Gleichstellung sei bei den Konzept für die „postmortale Gemeinschaft“ von Mensch und Tier, wie es in dem Antrag heißt, ausdrücklich nicht vorgesehen. Das Tier wird nicht wie ein Mensch offiziell bestattet, sondern die Urne wird dem Humangrab lediglich beigefügt. Dem Tier kommt rechtlich somit der Status einer Grabbeigabe zu. Grundvoraussetzung dafür ist die Einäscherung und die Überführung in einer Urne.

Menschen wünschen sich auch bei Bestattungen mehr Individualität

Obwohl das Konzept von der Mensch-Tier-Bestattung gewissermaßen den neuesten Trend in Bezug auf einen würdevollen Umgang mit dem Haustiertod markiere, dürfe nicht von einem regelrechten Ansturm auf diese Bestattungsvariante ausgegangen werden, betont Kotteck. „Vielmehr will ein solches Konzept dem gestiegenen Bedürfnis nach mehr Individualität und Selbstbestimmtheit, wie es innerhalb der Friedhofskultur seit nunmehr rund drei Jahrzehnten verstärkt zu beobachten ist, Rechnung tragen.“ Der zunehmende Wunsch nach mehr Individualität sei unter anderem an der Etablierung vieler anderer Bestattungsformen und Grabarten zu erkennen.

„Angesichts der Tatsache, dass sich immer mehr Menschen an ein Tier binden, verwundert es somit kaum, dass sich ebenso Friedhofskonzepte generieren, die von dieser neuen Qualität im Mensch-Tier-Verhältnis inspiriert sind“, sagt der Linken-Politiker. Mit der Einrichtung von Grabfeldern für Mensch und Haustier wird aber noch ein anderer Zweck verfolgt. So müssen sich Friedhöfe – beziehungsweise die Kommunen als Betreiber der Anlagen – zunehmend Lösungen überlegen, um ihre Einnahmen zu sichern.

Immer mehr leere Flächen auf Friedhöfen – Mensch-Tier-Gräber könnten helfen

Auf vielen Friedhöfen liegen mittlerweile Flächen brach, da sich immer mehr Menschen für eine Urnenbestattung, die weniger Platz benötigt, entscheiden. Auch sogenannte Friedwälder und ähnliche Konzepte stellen eine neue Konkurrenz zu den klassischen Friedhöfen dar. Kotteck: „So bieten die gemeinsamen Grabfelder für Mensch und Tier durchaus die Chance, die wirtschaftliche Krise, in der sich viele Friedhöfe befinden, abzumildern.“ Der Ausschuss für Feuerschutz, Ordnung und Sicherheit der Gemeinde Seevetal berät in seiner Sitzung am Donnerstag, 1. Juni, über den Antrag.