Hittfeld. Zwei Hausärztinnen lassen sich in Seevetal nieder – gefördert mit Programm des Landkreises, das junge Mediziner „auf’s Land“ locken will
Eine neue Praxisgemeinschaft verbessert die hausärztliche Versorgung in Hittfeld und im Landkreis Harburg. Die beiden Allgemeinmedizinerinnen Dr. Gesa Hansen-Prenz und Dr. Christina Wolf haben ihre Praxisgemeinschaft im neuen Hittfelder Ärztehaus am Weg zur Mühle eröffnet. Gefördert wurde die Ansiedlung vom Landkreis Harburg mit dem Programm „stadtlandpraxis“, mit dem dem Ärztemangel vor allen im ländlichen regionen begegnet werden soll.
„Wir bieten eine hausärztliche Versorgung, bei er die persönliche und individuelle Betreuung im Vordergrund steht. Im Mittelpunkt steht der Mensch in seiner individuellen Komplexität aus Geist, Körper und Seele“, so die Prämisse der beiden Hausärztinnen mit Zusatzangeboten. Dr. Christina Wolf ist es wichtig, bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten auch Homöopathie, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin einzusetzen.
Medizinische Versorgung in Hittfeld und Umgebung wird verbessert
Dr. Gesa Hansen-Prenz setzt auch die traditionelle chinesische Medizin mit Kräuterheilkunde und Akupunktur sowie westliche Naturheilverfahren bei chronischen oder aktuellen Erkrankungen ein. „Wir sind Ärztinnen für die ganze Familie“, sagen die beiden. „Als Mütter von jeweils drei Kindern unterschiedlicher Altersgruppen kennen wir die Bedürfnisse von Familien aus erster Hand.“
„Eine gute Gesundheitsversorgung ist sehr wichtig für die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger und oft entscheidend bei der Wahl für den Wohnort oder Unternehmensstandort“, betont Reiner Kaminski, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis. „Wir freuen uns, dass es uns mit Hilfe der Initiative stadtlandpraxis gelungen ist, die Praxisgemeinschaft mit gleich zwei Hausärztinnen in Hittfeld anzusiedeln und so die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger weiter zu verbessern.“
Hausärzte werden weiterhin dringend gesucht
Grundsätzlich gilt: Hausärzte werden weiterhin dringend gesucht. Aktuell gibt es 151,5 Hausarztstellen im Landkreis, 21,5 weitere Hausarztstellen könnten eingerichtet werden. Hinzu kommt: Ein großer Teil der Mediziner sind älter als 50 Jahre. Um einem Hausärztemangel entgegenzutreten, hatte der Landkreis Harburg bereits 2012 das Programm stadtlandpraxis mit verschiedenen Fördermöglichkeiten ins Leben gerufen, das sich gezielt der Förderung und Ansiedlung des Mediziner-Nachwuchses annimmt.
Der Landkreis Harburg gehört mit der Initiative zu den Pionieren, die der Herausforderung Ärztemangel aktiv und erfolgreich begegnen. Die Initiative stadtlandpraxis als Verbund aus Kreisverwaltung, Krankenhäusern, Hausärzten und Kassenärztlicher Vereinigung unterstützt junge Allgemeinmediziner, vermittelt beispielsweise Stellen oder Partner für die Niederlassung. Seit 2020 bietet Programm zudem verschiedene finanzielle Fördermöglichkeiten. Die Niederlassung von Hausärzten wie für die neue Praxis wird unterstützt, Fördermöglichkeiten gibt es aber auch für Studierende der Humanmedizin, die sich schon während des Studiums für eine spätere hausärztliche Tätigkeit im Landkreis entscheiden, sowie für die Absolvierung von Famulaturen und des Praktischen Jahres (das Abendblatt berichtete mehrfach).
365 grundsätzlich Interessierte für eine hausärztliche Tätigkeit im Kreisgebiet
Über die Initiative wurden bisher 365 grundsätzlich Interessierte für eine hausärztliche Tätigkeit im Kreisgebiet gefunden. 61 Ärztinnen und Ärzte haben sich durch das Programm stadtlandpraxis niedergelassen oder sind als Angestellte tätig, 33 Mediziner arbeiten als Assistenten in Weiterbildung in den Krankenhäusern Buchholz und Winsen oder in Praxen. Seit 2020 wurden 20 Niederlassungen und 15 Anstellungen finanziell gefördert sowie vier Stipendien.
Diese Unterstützung und vor allem die Betreuung durch die Kreisverwaltung hat auch den beiden Hausärztinnen, die bislang in Hamburg und Buchholz tätig waren, den Schritt zur neuen Praxis erleichtert. Bei der Praxiseinweihung hoben sie besonders die gute Begleitung und unbürokratische Hilfe bei der Praxisgründung hervor. In der Hittfelder Praxis stehen ihnen 120 Quadratmeter „mit VR-Brille selbst geplant“ zur Verfügung – Platz für zwei Behandlungszimmer, ein Labor und einen Funktionsraum. Zwei Medizinische Fachangestellte unterstützen die Ärztinnen.