Rosengarten. Am Kiekeberg wurden die Sieger des plattdeutschen Lesewettbewerbs für den Landkreis Harburg ermittelt

Zwei Dutzend fröhlich aufgeregter Kinder und Jugendlicher haben sich am Eingang des Freilichtmuseums am Kiekeberg versammelt – zwei Dutzend Kinder, die in Tostedt, Moisburg, Klecken, Fliegenberg, Buchholz, Winsen, Hittfeld und Meckelfeld zur Schule gehen. Die meisten werden begleitet von ihren Eltern, Großeltern und auch Geschwistern. Schick angezogen und frisiert, steuern sie unterschiedliche Räume des Museums an, wo sie, eingeteilt in vier Schuljahrgänge von der Grundschule bis zur dreizehnten Klasse, den von ihnen gewählten Text einer Jury vorlesen sollen. Sie alle haben sich nämlich für den Kreisentscheid des Plattdeutschen Lesewettbewerbs „Schölers leest Platt“ qualifiziert.

Seit über 20 Jahren ist das Freilichtmuseum Gastgeber des Kreisentscheids im Landkreis Harburg, der alle zwei Jahre stattfindet. Er wird von der Sparkasse Harburg-Buxtehude gemeinsam mit Rike Henties ausgerichtet, Plattdeutsch-Koordinatorin des Landkreises Harburg, sowie dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg.

Feier mit Siegerehrung ins Agrarium

Nachdem alle Teilnehmer ihre Texte mit glühenden Wangen den Daumen drückenden Eltern sowie einer gebannt lauschenden Jury vorgetragen hatten, gab es erstmal eine Pause, in der sich die Juroren beraten konnten. Die Kinder und Jugendlichen durchstreiften währenddessen das Gelände am Kiekeberg, bestaunten die interessanten Gebäude, streichelten Lämmer und Ferkel oder tobten auf dem Spielplatz.

Die „Lütt Finkwarder Speeldeel“ begeisterte mit Gesang und Tanz.
Die „Lütt Finkwarder Speeldeel“ begeisterte mit Gesang und Tanz. © HA | Marion Wenner

Dann ging’s zur Feier mit Siegerehrung ins Agrarium. Dort sorgten Moderator Wilfried Staake und die Lütt Finkwarder Speeldeel mit stimmungsvollen platt- und hochdeutschen Liedern sowie fröhlichen Volkstänzen für Unterhaltung.

Wilfried Staake verlas die Namen sämtlicher Erstplatzierter (Platz eins bis vier) der vier Gruppen, die mit coolem Gesichtsausdruck oder nervös in die Hosentaschen gesteckten Armen zur Bühne gingen, um ihre Urkunden und kleinen Geschenke entgegenzunehmen. Diese erhielten sie abwechselnd aus den Händen von Rike Henties, Wiebke Erdtmann (Beraterin für Niederdeutsch an Schulen im Landkreis Harburg), Bernd Meyer von der Sparkasse Harburg-Buxtehude sowie von Anette Randt.

Landrätin betont die Wichtigkeit, mit dem Plattdeutschen „ein Stück Kultur zu erhalten“

Die stellvertretende Landrätin betonte die Wichtigkeit, mit dem Plattdeutschen „ein Stück unserer Kultur zu erhalten“. Es sei mit dem Niedergang der Hanse Mitte des 15. Jahrhunderts vernachlässigt worden. Ab den 60er Jahren hätten viele Familien ihre Kinder dazu angehalten, statt Platt nur Hochdeutsch zu sprechen. Dabei sei es doch förderlich für den Erwerb weiterer Sprachen, in der Kindheit neben Hochdeutsch auch Plattdeutsch zu erlernen. „Platt is wat för de Plietschen“, resümierte Anette Randt.

Fünf plietsche Plattsnackers, die sich den ersten Platz der jeweiligen Gruppe „erlesen“ oder „vertellt“ hatten, durften ihren Text dem Publikum vorstellen. Und so wurde zunächst die Tostedter Drittklässlerin Isabella Holtmann auf die Bühne gebeten, um „De eensame Kantüffel“ zu lesen. Gerührt und stolz verfolgten Eltern und Geschwister den Auftritt ihrer talentierten Plattsnackerin.

Ihr folgte der laut bejubelte Auftritt der Viertklässlerin Clara von Rothkirch, die mit ausdrucksstarker Mimik und gekonnter Betonung die in dem Text „Ümmer op de Lütten“ geschilderten Verbote und das Gemecker der Erwachsenen beklagte. Layan Othmans Lesung von Ina Müllers „Multikulti“ (wir berichteten über die Tostedterin mit den syrischen Wurzeln) belegte den zweiten Platz bei den Kindern der vierten Klassen. Jesper Amadeus Schmitt vom Gymnasium Meckelfeld trug als Sieger der Gruppe C (5. – 6. Schuljahr) seinen Text vor, und danach berichtete Lee Naschke aus der siebten Klasse des Gymnasiums Hittfeld vom „Weekenend bi Papa“.

Plattdeutsch verfasste Gedanken über Sinn und Unsinn des Genderns

Sie spielte an diesem Nachmittag eine Doppelrolle, denn sie sang und tanzte aktiv im Unterhaltungsprogramm bei der „Lütt Finkenwarder Speeldeel“ mit. Mit den plattdeutsch verfassten Gedanken über Sinn und Unsinn des Genderns, vorgetragen von der 15jährigen Mira Sophie Meier aus Regesbostel, die die elfte Klasse der IGS in Buchholz besucht, endete die kleine Vortragsreihe der Gewinner. Sie alle haben sich qualifiziert für die Teilnahme am Bezirksentscheid des Wettbewerbs am 31. Mai in Suderburg, auf den zum Abschluss am 12. Juni der Landesentscheid bei der Niedersächsischen Sparkassenstiftung in Hannover folgt.