Hollenstedt. Zwei Nächte lang bauten Polizei und Zoll sich an der Autobahn auf. Sie suchten vor allem Drogen. Und fanden auch ein kurioses Gespann.
Mehr als 200 Fahrzeuge und mehrere hundert Reisende haben Zoll und Polizei am Wochenende an der Autobahn 1 bei Hollenstedt kontrolliert. Im Fokus der Fahnder stand dabei vor allem die Suche nach Rauschgift. Die A1 zwischen Bremen und Hamburg sei eine der Hauptrouten von Schmugglern, um Drogen aus den niederländischen Häfen in den Norden Deutschlands und teilweise über Fähren weiter nach Skandinavien zu bringen, heißt es vom Zoll.
„Wir zeigen mit dieser Großkontrolle Präsenz und halten den Kontrolldruck hoch“, sagte Keven Blanck vom Hauptzollamt Hamburg. Auf dem Rastplatz Aarbachkate bei Hollenstedt wurde deswegen in zwei aufeinanderfolgenden Nächten eine große Kontrollstation aufgebaut. Bis zu zehn Fahrzeuge konnten Zöllner und Polizisten gleichzeitig überprüfen. Große Flutlichtmasten des Technischen Hilfswerks Hamburg-Harburg ließen den Parkplatz in der Nacht wie ein Filmset wirken. Auf einer mobilen Wache der Polizei untersuchte ein Arzt auffällige Fahrer auf Alkohol und Drogen. Wer in der Kontrolle landete, entschieden die Beamten, die auf der Autobahn im laufenden Verkehr in Zivil- und gekennzeichneten Wagen mitfuhren. Nach eigenem Ermessen leiteten sie auffällige oder geradezu auffällig unauffällige Autos, Transporter und Fernbusse auf die Raststätte.
Niederländische Rentnerinnen, junge polnische Erwachsene und Familien
Damit landeten niederländische Rentnerinnen, junge polnische Erwachsene genauso wie Familien in der Kontrolle. Neben den obligatorischen Fahrzeugschein-, Führerschein- und Alkoholüberprüfungen musste bei einigen Reisenden das komplette Gepäck ausgeladen werden. Ein Rauschgiftspürhund suchte dann nach versteckten Drogen. Besonders viel Gepäck oder Ladung schoben die Zöllner durch eine mobile Röntgenstation, die wie an einer Sicherheitskontrolle am Flughafen die Stücke durchleuchtete. Dabei untersuchten die Zöllner jedes Teil der Gepäckstücke. Als bei einer Verpackung der Inhalt auch nach dem Röntgen nicht klar wurde, öffneten die Beamten die Behälter. Am Ende stellte es sich als harmloser Tee heraus. Große Drogenfunde stellten die Polizisten und Zöllner in der ersten Kontrollnacht nicht fest. Um jedes Klischee zu bedienen, lagen dafür zwei Joints in einem Fernbus aus Amsterdam.
Bei Kontrollen in der Vergangenheit fanden die Fahnder in den Gepäckstücken der Busreisenden auch schon einmal kiloweise Heroin. Es komme natürlich immer etwas aufs Glück an, was man findet, sagte ein Zöllner. An die wirklich richtig großen Schmuggler komme man bei solchen Kontrollen selten. Diese hätten Vorausfahrzeuge, die solche Kontrollstellen entdeckten. Um diese Drogentransporte zu finden, gäbe es andere Möglichkeiten.
Passagiere eines Linien-Reisebusses mussten nach dem unfreiwilligen Halt aussteigen und wurden vom Rauschgiftspürhund Nanny beschnuppert. Obwohl die deutsche Schäferhündin manchmal anschlug, konnten die Fahnder Betäubungsmittel bei den Reisenden nicht mehr finden. Eine Gesamtbilanz aller Funde war bis Redaktionsschluss nicht vorhanden. Während unverbrauchte Drogen in der ersten Nacht noch nicht in großen Mengen gefunden wurden, stellte die Polizei mehrere Autofahrer fest, die Betäubungsmittel schon im Blut hatten. Sechsmal hieß es: „Weiterfahrt verboten“.
Abschleppvorgang mit 100 km/h und einfachem Spanngurt
Die Drogenfahrer wurden entweder von Freunden weitergebracht oder mit Taxen zum nächsten Bahnhof gefahren. Ein besonders kurioses Gefährt zogen die Beamten mitten in der Nacht gegen 1 Uhr aus dem Verkehr. Auf der rechten Fahrspur war ein alter Opel Corsa unterwegs, fast alle Lichter erloschen und nur mit einem Kennzeichen bestückt. Allein fahren konnte der Wagen auch nicht mehr. Er war mit einem dünnen Spanngurt an einem vor ihm fahrenden Mercedes befestigt. Der war mit einem Tempo von 90 bis 100 Kilometern unterwegs. Im Licht der Raststätte zeigte sich die Verbindung zwischen den beiden Fahrzeugen als noch unsicherer als gedacht.
Nur mit einem einfachen Knoten waren zwei Spanngurte zusammen befestigt worden. Die drei Insassen der beiden Autos behaupteten, den Opel erst kurz vorher in Bremen gekauft zu haben. Sie hätten ihn dann über die Autobahn bis nach Schleswig-Holstein schleppen wollen. Die Fahrt endete für den nicht verkehrssicheren Wagen nach über 70 Kilometern direkt auf dem Parkplatz. Die Polizei untersagte die Weiterfahrt. Die Beamten ermitteln wegen dem nicht verkehrssicheren Transport. Denn als Abschleppen gilt diese Überführung nicht. Ein Fahrzeug müsste sofort an der nächsten Abfahrt die Autobahn verlassen und ein geeignetes Seil verwenden. Außerdem waren falsche Kennzeichen an dem Opel angebracht und keine Versicherung abgeschlossen worden.