Lüneburg. Strohballenbau ist nachhaltig und energieeffizient. In Lüneburg wird ein Mehrparteienhaus mit 40 Wohnungen gebaut.

Dirk Scharmer ist überzeugt vom Hausbau mit Holz, Lehm und Stroh. „Das ist beim Heizen vorbildlich“, sagt der Architekt der derzeit größten strohgedämmten Wohnanlage Deutschlands in Lüneburg. Im Hanseviertel Ost entsteht ein generationsübergreifendes Wohnprojekt mit 40 Wohneinheiten (wir berichteten). Die Hansestadt ist Vorreiter, auch wenn die Anlage bis zur bundesweiten Fachtagung am Sonnabend in Kooperation mit der Leuphana Universität noch nicht fertiggestellt war.

Die Kosten seien zunächst höher als bei konventioneller Bauweise, die Gebäude mit den Holzfußböden aber hochwertig ökologisch. Bei der Herstellung eines Strohballen-Hauses werde viel Energie gespart.

In Lüneburg wurde schon 2019 ein Bauprojekt mit 20 Wohnungen fertiggestellt

Der Gebäudesektor ist einer der größten Hebel, um die Klimaschutzziele der EU zu erreichen. Rund 40 Prozent der Endenergie und 30 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen entfallen auf diesen Bereich, heißt es vom Fachverband Strohballbau.

In Lüneburg wurde schon 2019 ein Bauprojekt mit 20 Wohnungen fertiggestellt und jetzt hat die Stadt einen strohgedämmten Hortneubau für eine ihrer Grundschulen beauftragt. Er werde der erste kommunale, lehmverputzte, strohgedämmte Holzbau in Deutschland sein. „Strohbau schützt das Klima dreifach“, sagt Lüneburgs Bürgermeisterin Claudia Kalisch, „denn im Wachstum entzieht Stroh der Atmosphäre CO2 und die Herstellung der Strohballen benötigt wenig Energie.“ Dazu helfe Stroh als hervorragender Dämmstoff, Heizenergie zu sparen. „Um CO2-Emissionen im Bauwesen zu senken und die Klimaschutzziele zu erreichen, ist diese Bauweise hervorragend geeignet“, betont die Grünen-Politikerin.

Derzeit gibt es in Deutschland rund 1500 strohgedämmte Gebäude

Wie funktionieren urbane, mehrgeschossige, strohgedämmte Holzbauten in der Praxis? Welche neuen Erkenntnisse kommen aus Forschung und Anwendung? Wie positioniert sich Stroh im nachhaltigen Bauen? Mit diesen Fragen befassten sich die Referenten beim Strohbautag. Derzeit gibt es in Deutschland rund 1500 strohgedämmte Gebäude – von Einfamilienhäusern bis zu einem fünfgeschossigen Bürogebäude, das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen in Verden/Aller, wo der Fachverband seinen Sitz hat.

„Strohballen sind deswegen so wichtig, weil sie die eleganteste Methode sind, CO2 zu speichern“, führt Michael Braungart an, Professor für Öko-Design an der Leuphana Universität. Stroh und Lehm zu verbauen ist für ihn Hightech, „weil die Luft besser wird“. 40 Prozent der Gebäude in Deutschland seien von Schimmel befallen, Kinder würden vermehrt an Asthma erkranken. Das liege auch an ungesunden Chemikalien, die verbaut würden.