Lüneburg. Mit seiner Verkehrsgesellschaft MOIN will der Landkreis Lüneburg den Nahverkehr modernisieren – auch auf dem Wasser.

Mit einem eigenen Verkehrsunternehmen will der Landkreis Lüneburg den Nahverkehr in der Region neu aufstellen. In Zukunft wird die Mobilitätsinfrastruktur und -betriebs GmbH Lüneburg – kurz MOIN – nicht nur für den öffentlichen Busverkehr im Landkreis zuständig sein, sondern auch elektrische Kleinbusse als Rufbusse in den Einsatz schicken. Das dahinter stehende Mobilitätskonzept beschränkt sich nicht auf die Straße: Auch der Bau einer klimaneutralen Elbfähre gehört dazu.

Aufgabe der neuen Verkehrsgesellschaft ist es, den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in der Region zu stärken und neue Wege zu finden, die den Landkreis auch in Richtung Klimaneutralität weiterbringen. In der Praxis kann sie zum Beispiel Fördermittel beantragen, die für den Landkreis sonst nicht zugänglich wären, oder Fahrzeuge anschaffen.

Landkreis kündigt Verträge mit KVG und gründet Mobilitätsgesellschaft für Busbetrieb

Auf der jüngsten Kreistagssitzung wurden die künftigen Aufgaben der neuen Verkehrsmanagementgesellschaft konkretisiert. Grundlage war ein Strukturgutachten, das die genaue Ausrichtung der im Juli 2022 gegründeten Gesellschaft untersucht hatte. Wichtigstes Ziel ist zunächst die Übernahme der Verantwortung für den Bus­verkehr. Bisher liegt dieser in der Hand der KVG, die Verträge mit dem Verkehrsunternehmen wurden zum Ende des Jahres 2026 gekündigt.

Aus der MOIN wird nun eine Verkehrsmanagementgesellschaft, die mithilfe von Subunternehmerverträgen den öffentlichen Busverkehr im Landkreis Lüneburg übernimmt. „Dazu gehört auch die Planung und später eine eigene Leitstelle für Busse und Rufbusse“, sagt Jürgen Krumböhmer, Erster Kreisrat und Geschäftsführer der Gesellschaft, die auch über eigenes Personal verfügen wird. Zwischen Politik und Verwaltung sei man sich weitgehend einig, dass der eingeschlagene Weg der richtige sei, sagt Krumböhmer. „Mit diesem Systemwechsel erreichen wir einen deutlich höheren Einfluss und mehr Transparenz.“

Lüneburgs Nachbarlandkreise haben bereits kreiseigene Gesellschaften für Busverkehr

„Wir wollen einen starken ÖPNV – und dafür ist die MOIN das richtige Instrument“, sagt auch Lüneburgs Landrat Jens Böther und verweist auf positive Erfahrungen aus anderen Regionen. „Wie Busverkehr mit einer kreiseigenen Gesellschaft funktionieren kann, sehen wir mit Blick auf unsere Nachbarlandkreise Ludwigslust-Parchim und Lüchow-Dannenberg. Eins ist klar: Wir wollen die Menschen mit einem attraktiven Angebot in die Busse bringen – nur so kann die Verkehrswende gelingen.“

Dazu beitragen sollen auch zehn neue Elektro-Kleinbusse, die künftig als Rufbusse im Landkreis unterwegs sein werden. Dafür beantragt die MOIN in Kürze eine Förderung beim Land Niedersachsen. Dasselbe ist für die neue Elbfähre bereits geschehen. Hier griff ein entscheidender Vorteil der landkreiseigenen Gesellschaft, auf den auch Geschäftsführer Krumböhmer hinweist: „Die speziellen Fördermittel dafür können nur Unternehmen in Privatrechtsform erhalten.“

Klimaneutrale Elbfähre wird mit Biomethan angetrieben

Die finanzielle Förderung des Landes für den Bau einer neuen Fähre mit Bio­methan-Antrieb wurde inzwischen bewilligt. Für den Neubau wurden zudem Fördermittel bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn beantragt. Die Ausschreibung für den Bau startet in den kommenden Wochen. Die klimaneutrale Elbfähre soll die „Amt Neuhaus“ aus dem Jahr 1939 ersetzen.

Im Gesellschaftsvertrag der MOIN wurde festgehalten, dass diese in Zukunft auch noch weitere Aufgaben im Mobilitäts­bereich übernehmen könnte. Krumböhmer: „Mit der MOIN werden wir weitere Bereiche des Personenverkehrs angehen, wenn sie uns zukunftweisend, ökologisch und ökonomisch sinnvoll erscheinen.“

Neue Struktur, neuer Leiter: Mobilität erhalt beim Landkreis höheren Stellenwert

Die Gründung der Gesellschaft ist Teil des erklärten Ziels des Landkreises Lüneburg, die Mobilität in der Region in unterschiedlicher Hinsicht zu verbessern. So entsteht derzeit eine 13 Kilometer lange sogenannte Fahrrad-Premiumroute, die Adendorf, Scharnebeck und Lüneburg miteinander verbindet.

Zudem wird in der Landkreisverwaltung zum 1. Juli ein neuer Fachbereich Mobilität und Finanzen geschaffen. Die Leitung übernimmt Rainer Müller, derzeit noch Leiter des Fachbereichs Finanzen bei der Hansestadt Lüneburg Die neue Struktur soll der zunehmenden Bedeutung der Verkehrswende in Stadt und Land Rechnung tragen und diese mit den finanziellen Fragen verbinden.

„Gemeinsam mit der Politik, dem motivierten Team beim Landkreis und künftig auch der MOIN möchte ich die Mobilität der Zukunft denken und gestalten“, sagt Müller über seine Aufgaben. „Daneben gehören für mich Themen wie die Digitalisierung, die Arbeitsmarktentwicklung und der demografische Wandel zu den großen aktuellen Herausforderungen.“