Lüneburg. Lebenshilfe Lüneburg-Harburg produziert drei Clips aus dem Alltag von Menschen mit Behinderung

Bordsteine, Treppen und kaputte Fahrstühle – das sind Barrieren, die auch Menschen ohne Behinderungen als Barrieren nachempfinden können. Doch es gibt auch Barrieren, die unsichtbar sind. Um genau diese geht es in drei kurzen Filmen, die die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg anlässlich des heutigen Tages hat drehen lassen. Denn heute ist der europäische Gleichstellungstag für die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler arbeiten in den Werkstätten der Lebenshilfe und gehören zu den drei Theaterensembles in Lüneburg und Tostedt. „Sie haben sich intensiv über das Thema Diskriminierung ausgetauscht“, berichtet Theaterpädagoge Stefan Schliephake. Am Ende stand der Wunsch, Sehgewohnheiten zu brechen und eine zeitgemäße, eindrucksstarke Umsetzung der Themen zu schaffen.

Protagonisten kollidieren mit Barrieren und sind die Heldinnen und Helden

Drei Szenen sind zu sehen, alle drei haben eines gemeinsam: Die Protagonisten kollidieren mit Barrieren und sind die Heldinnen und Helden der Handlung. Da fängt es zum Beispiel an mit: „Da sind Sie bei uns richtig!“, als jemand am Telefon sagt, dass er gern Tischtennis spielen möchte. Als er dann erzählt, dass er eine Behinderung habe, lautet die Antwort nach kurzer Pause schnell ganz anders: „Hören Sie? Das können wir uns nicht vorstellen.“ Doch der junge Mann gibt nicht auf. Geht einfach hin zu einem Training, spielt ein Doppel mit – klatscht mit seinem Partner ab und streift am Ende strahlend das Vereinstrikot über. Doch das Happy End war nur ein Traum.

Andere Szene: Eine Frau und zwei Männer wollen tanzen gehen. Sie sind schick angezogen und werden vom Türsteher trotzdem abgewimmelt. Beobachten, wie die nächsten hinter ihnen in den Club gelassen werden. Schleichen sich durch ein Schlupfloch hinein. Trinken Limonade und tanzen – neben ihnen die jungen Leute aus der Reihe hinter ihnen. Auch das: unrealistisch, wird dem Betrachtenden klar.

Die Filme sind witzig und hart zugleich. Sie sollen sensibilisieren, Inklusion stärken

Der dritte Film spielt in einer Behörde. Ein junger Mann sitzt dem Verwaltungsbeamten gegenüber und hält so lange durch, bis er die Unterstützung bekommt, die er benötigt. Sein Trick? Er zieht zwischendurch einfach den Stecker des Sachbearbeiters – und der Mensch ihm gegenüber macht einen Reset. Nach dem kurzen Tiefschlaf ist er hilfsbereit und freundlich.

Die Filme sind witzig und hart zugleich. Sie sollen sensibilisieren, Inklusion stärken und über alltägliche Diskriminierungserfahrungen aufklären, sagt Stefan Schliephake. „Die Sichtweisen von Menschen mit Behinderungen kommen im gesellschaftlichen Diskurs zu kurz. Hiergegen setzen die Filme ein Statement.“

Die Clips sind entstanden in Kooperation mit professionellen Schauspielern sowie unterschiedlichen Einrichtungen in Lüneburg und Umgebung. Finanziell unterstützt wurde die Produktion von den beiden Fördervereinen der Lebenshilfe in Lüneburg und Harburg. Die Angebote der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg nutzen rund 2.100 Menschen mit Behinderung, sie beschäftigt 950 Hauptamtliche. Zu sehen sind die Clips unter www.lhlh.org.