Winsen. Auf dem Vorplatz der St. Marien-Kirche haben Archäologen Entdeckungen gemacht. Diese werden jetzt gehoben

Eine besondere Baustelle in der Winsener Innenstadt, in der derzeit zahlreiche Straßen erneuert werden, ist der nördliche Kirchvorplatz. Hier finden Grabungen und Untersuchungen des Archäologischen Museums Hamburg statt, das den Bereich wegen seiner außergewöhnlichen historischen Bedeutung in den Blick genommen hat. An dieser Stelle standen bis zu seinem Abbruch 1928 das 1629 errichtete Rathaus der Stadt und auch schon dessen Vorgängerbau aus dem 16. Jahrhundert.

Direkt neben dem Rathaus hatte ein 1578 erstmals erwähnter, städtischer Turm seinen Platz, in dem die Kirchenglocken hingen und der nach Zerstörungen mehrfach erneuert wurde. Und darüber hinaus war die Fläche zwischen Kirche und dem ehemaligen Rathaus bis zum Jahr 1829 mindestens 600 Jahrelang Teil des Winsener Friedhofs. Die Voruntersuchungen des in Harburg ansässigen Museums haben Mauer- und Fundamentreste bestätigt und Hinweise auf Bestattungen gegeben.

Aufwändige wissenschaftliche Ausgrabung auf Winsener Kirchvorplatz

Deshalb wird das Archäologische Museum nun als zuständige Stelle für die Bodendenkmalpflege eine tiefergehende und aufwändige wissenschaftliche Ausgrabung vornehmen, um die Funde detailliert zu dokumentieren. Diese Ausgrabung wird Ende Mai beginnen und voraussichtlich vier bis fünf Monate dauern. Kostenträgerin ist die Stadt Winsen, mit der das Museum kurzfristig einen sogenannten Grabungsvertrag nach den Vorgaben des Denkmalschutzrechtes schließen will. Nach ersten Schätzungen wird der finanzielle Aufwand sich auf etwa 200.000 Euro belaufen. „Mit historisch wertvollen Funden während der Straßenbauarbeiten gerade in diesem Bereich war zu rechnen“, so Bürgermeister André Wiese.

„Dass sich die Baukosten erhöhen und die Bauzeit verlängert, ist erst einmal keine gute Nachricht. Ich finde es aber ausdrücklich gut und richtig, wie mit Bodendenkmälern dieser Art umgegangen wird. Solche kulturgeschichtlichen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren müssen akribisch dokumentiert und – wenn das geht – erhalten werden. Das macht das Archäologische Museum Hamburg bei uns in den nächsten Monaten. Und nach den bisherigen Erfahrungen werden das Museum, die Baufirma und wir als Bauherrin auch dabei gut kooperieren.“

Wenn die geplanten Baumaßnahmen es zulassen, bleiben die Mauer- und Fundamentreste nach ihrer Dokumentation im Boden. Dort, wo aber zum Beispiel die Pumpenkammer für das neue Wasserspiel vorgesehen ist, müssen vorher Teile aus dem Boden entfernt werden, und zwar in dem unbedingt erforderlichen Umfang. Über den Umgang mit ganz besonderen Fundstücken ist noch nicht entschieden; andere Teile werden entsorgt. Funde aus dem Bereich des ehemaligen Friedhofs werden der Kirchengemeinde St. Marien zur Umbettung überlassen.