Buchholz. Heiner-Schönecke-Preis prämierte die besten MINT-Ideen im Landkreis Harburg. Welche Lösung Schüler für unnötig laufende Wasserhähne fanden.

Heiner Schönecke, der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete und Mitbegründer der Zukunftswerkstatt in Buchholz, hatte am Dienstag gleich doppelten Grund zum Feiern: Er wurde 77 Jahre alt und durfte diesen Geburtstag in der „Turnhalle für den Kopf“ mit vielen jungen Leuten verbringen. Denn die Zukunftswerkstatt vergibt seit 2019 alle zwei Jahre den Heiner-Schönecke-Preis für die besten MINT-Ideen im Landkreis Harburg.

Der Namensgeber hatte den Wettbewerb für Schülergruppen und Schulklassen mit den Spenden ausgelobt, die zu seinem 70. Geburtstag eingegangen waren. In diesem Jahr wurden Preisgelder in Höhe von insgesamt 6500 Euro an die Siegerteams vergeben, die allesamt auf den MINT-Geschmack gekommen sind.

18 Schülergruppen legten beeindruckende Beiträge vor

Ziel der Zukunftswerkstatt ist es nämlich, Kinder und Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu begeistern. Deshalb wurden für den diesjährigen Wettbewerb Ideen für die „Schule der Zukunft“ gesucht: MINT-Projekte zur nachhaltigen Gestaltung von Unterricht, Schule und Schulhof. Die Ideen konnten in Form von Präsentationen, Videos, Podcasts, Texten, Prototypen oder Programmen eingereicht werden.

Jule Mauer von der Oberschule Jesteburg mit nachhaltigen Produkten, für die ihre Gruppe mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde.
Jule Mauer von der Oberschule Jesteburg mit nachhaltigen Produkten, für die ihre Gruppe mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde. © HA | Sabine Lepél

18 Schülergruppen legten beeindruckende Beiträge vor, die von einer Jury – bestehend aus Vertretern und Vertreterinnen der Bereiche Wirtschaft, Ehrenamt, Schule und Wissenschaft – gesichtet wurden. Die Entscheidung fiel der Jury diesmal offenbar besonders schwer, denn sowohl der erste als auch der zweite Platz wurden doppelt vergeben. So gingen die „Goldmedaillen“ und damit jeweils ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro an die Realschule am Kattenberge und zugleich an das Gymnasium am Kattenberge.

Eine gemütliche Mensa, in der ein Roboter das Essen an den Tisch bringt

Die Arbeitsgruppe der Realschule hatte das Projekt „Schule der Zukunft“ entwickelt und mit viel technischem Verständnis und Kreativität in Form eines professionellen Videos präsentiert. Zudem wurde ein eigenes Modell der „Traumschule“ programmiert und in 3D ausgedruckt.

„Der Beitrag glänzt durch ein hohe MINT-Aktivität mit 3D-Modellen, Drohnenaufnahmen, 3D-Druck, Einsatz technischer Mittel, Bildbearbeitung, Videoschnitt und einer sehr hohen Schüleraktivität“, lobte Laudator Olaf Brandes, Geschäftsführer der Stiftung Niedersachsen-Metall und der IdeenExpo 2024. „Wir wollten eine Schule entwerfen, in die die Schüler und Schülerinnen gern gehen und in der sie sich wohlfühlen“, sagt Teilnehmerin Maria, eines der wenigen Mädchen bei der Preisverleihung am Dienstag in der Zukunftswerkstatt.

Eine gemütliche Mensa, in der sich die Schüler per Fingerabdruck registrieren und ein Roboter das Essen an den Tisch bringt, nachhaltige Klassenräume und Außenbereiche mit Aufenthaltsqualität bis hin zu Details wie einer automatischen Bewässerung der Pflanzen während der Ferien – so stellen sich die Schülerinnen und Schüler ihre Traumschule vor.

Ein Timer, der einen laufenden Wasserhahn automatisch schließt

Die Realschüler vom Kattenberge teilen sich Platz eins mit den Nachbarn des Gymnasiums, die mit dem „Aquatimer“ überzeugten. Schüler der Technik-Informatik-AG entwickelten einen automatischen Wasserhahn, mit dem sich Wasser sparen lässt. „Das ist ein sehr ernsthafter Beitrag“, sagte Laudator Brandes. „Ich hätte diese Erfindung gern für die Ideen-Expo im kommenden Jahr in Hannover. Dann erwarten wir wieder mehr als 400.000 Gäste. Was könnte man mit eurer Entwicklung an Wasser einsparen!“

Liebling der Zukunftswerkstatt: Hausroboter Pepper mit Heiner Schönecke und seinem Nachfolger Jan Bauer (rechts).
Liebling der Zukunftswerkstatt: Hausroboter Pepper mit Heiner Schönecke und seinem Nachfolger Jan Bauer (rechts). © HA | Sabine Lepél

Der „Aquatimer“ basiert auf einer elektronischen Schaltuhr, die einen handelsüblichen Wasserhahn selbstständig nach einer vorgegebenen Zeit schließt. Die Zeit kann individuell eingestellt werden. Realisiert wurde das Projekt unter anderem mit sogenannten Mikrocontrollern ESP32 und einem Relais, das abhängig von der über ein Potentiometer einstellbaren Zeitvorgabe geschlossen wird. Ein Display zeigt die Restzeit an, so dass die Nutzer immer genau wissen, wie lange der Wasserhahn noch geöffnet ist. Der Clou: Sobald der „Aquatimer“ den Wasserhahn schließt, sendet er eine E-Mail.

Das nächste Projekt: ein Bewässerungssystem für den Schulacker

Die erste Anwendung haben die Schüler der fünften und siebten Klassenstufe bereits im Chemieunterricht gefunden. Als nächstes wollen sie sich ein Bewässerungssystem für den Schulacker ausdenken. „Das Projekt zeigt, wie nachhaltige Themen und Informatik zusammenhängen können“, zeigte sich auch Heiner Schönecke begeistert von der Entwicklung der jungen Preisträger.

Die Realschule Tostedt überlegte sich einen aufwendigen Schulgarten

Die beiden zweiten Preise, die mit jeweils 1000 Euro dotiert waren, gingen an die Erich-Kästner-Realschule Tostedt und die Oberschule Jesteburg.

Die Schüler und Schülerinnen der Realschule Tostedt haben mit großem Engagement und viel Herzblut einen aufwendigen Schulgarten aufgebaut. Viele Überlegungen zur nachhaltigen Gartengestaltung waren notwendig, um am Ende Gurken, Kartoffeln, Karotten, Paprika oder Gartenkräuter zu ernten und damit in der Schulküche ein leckeres Essen zubereiten zu können. „Der Schulgarten beschäftigt sich mit vielen Themen, denen sich auch der Naturschutz verschrieben hat: Schutz der natürlichen Umwelt, sorgsamer Umgang mit Ressourcen, giftfreie Lebensmittelherstellung, nachhaltiges Wirtschaften – über die Gartenarbeit gelangen diese manchmal kompliziert erscheinenden Themen ganz selbstverständlich in den Schulalltag“, befand die Jury.

Schüler in Jesteburg produzierten nachhaltigen Kerzen und Waschmittel

Die Jesteburger Oberschüler der Klassenstufe 5 bis 8 wurden für das Projekt „All days for future“ geehrt, mit dem sie sich angelehnt an die „Fridays for Future“-Bewegung für eine ökologische Lebensweise einsetzen und nachhaltige Konsumgüter wie Schmuck, Seifen, Lippenbalsam, Kerzen oder Waschmittel produzieren. „Uns ist es besonders wichtig, möglichst vielen Schülern die bewusste nachhaltige Einstellung im Leben näherzubringen und weitere Mitmenschen zum bewussten nachhaltigen Konsum anzuregen“, sagte Lehrerin Kornelia Petersen. Es scheint zu wirken: „Ich verschenke die Sachen gern in meiner Familie und die freuen sich eigentlich immer“, sagte die elfjährige Jule Mauer aus Asendorf.

Ein fairer Snackautomat für die IGS in Seevetal

Platz drei beim Heiner-Schönecke-Preis 2023 war einfach besetzt: Er ging an die IGS Seevetal für ihre Schülerfirma „Fair-o-Mat“. Die Schülergruppe möchte einen „fairen“ Snackautomaten in der Schule aufstellen, diesen mit ausgewählten Bio-Fairtrade-Produkten bestücken und dann als Arbeitsgemeinschaft betreuen. Die 500 Euro Preisgeld dürften ihnen bei der Umsetzung des Vorhabens nützlich sein.

Preisstifter Schönecke freut sich bereits jetzt auf das Jahr 2025, wenn der nach ihm benannte Preis für innovative Schülerprojekte zum insgesamt vierten Mal vergeben wird. „Wir werden uns schon bald zusammensetzen und das Thema für den nächsten Heiner-Schönecke-Preis überlegen“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete und Schönecke-Nachfolger Jan Bauer. Er ist gleichzeitig der Vorsitzende des Fördervereins der Zukunftswerkstatt.

In den kommenden zwei Jahren hat Heiner Schönecke vielleicht auch das Geburtstagsgeschenk zusammengebastelt, das er vom Team der Zukunftswerkstatt zum jetzigen 77. geschenkt bekam: eine Windkraftanlage aus dem 3D-Drucker, die noch aufgebaut werden muss sowie einen Lötkursus. Auch in diesem Punkt baut der findige Elstorfer auf die Jugend: „Meine Enkel können das viel besser als ich. Die werden mir dabei helfen.“