Buchholz. Mordfall erschütterte 1989 Buchholz. 45-Jährige wurde im Wald mit Stich in den Hals getötet. Was der „Heidemörder“ mit dem Fall zu tun hat

Zwei Morde erschütterten 1989 die Bewohner von Buchholz. Innerhalb von einem halben Jahr fanden Passanten die Leichen von zwei Frauen in dem Waldgebiet Lohberger Forst, das sich von Sprötze bis nach Holm-Seppensen erstreckt. Im Fall einer getöteten 22-Jährigen wurde der später als „Heidemörder“ bekannt gewordene Thomas H. verurteilt. Beim Mord an der 45-jährigen Gitta Schnieder fehlt dagegen bis heute jede Spur vom Täter. Die Polizei startete in dieser Woche eine großangelegte Suchaktion um den damaligen Tatort im Waldgebiet südlich der Straße Lohbergen. Die Ermittler der Cold-Case-Einheit der Polizeidirektion Lüneburg hoffen dabei neue Beweismittel im Waldboden zu finden.

„Mord verjährt nicht und auch nach fast 34 Jahren möchten wir den mutmaßlichen Täter noch ermitteln“, erklärt Polizeisprecherin Julia Graefe die Motivation der Cold-Case-Ermittler.

Durch einen Messerstich in den Hals starb sie noch in dem Waldgebiet in Buchholz

Gitta Schnieder war am Abend des 10. April 1989 auf einem Waldweg von der Drei-Männer-Kiefer aus in Richtung Bundesstraße 3 spazieren gegangen. Es war eine übliche Route, die die Mutter eines damals sechsjährigen Sohnes schon oft mit ihrem Hund Moritz gemacht hatte. In Höhe der damaligen Rodelbahn attackierte sie dann der bisher unbekannte Täter. Durch einen Messerstich in den Hals starb sie noch in dem Waldgebiet.

Als Jogger ihre Leiche wenig später fanden, wachte noch ihr Hund neben ihr. Die umfangreichen Ermittlungen führten nie zu einem Täter und wurden schließlich eingestellt. Auch die Tatwaffe konnten die Beamten nie finden.

Gitta Schnieder mit Sohn und Hund
Gitta Schnieder mit Sohn und Hund © HA | Polizei LG

Im vergangenen Jahr nahmen sich die Ermittler für Cold-Case-Fälle des Mordes neu an. Dabei werteten die Beamten des Sachgebiets zunächst einmal die Akten aus. Unterstützt wurden sie von Studierenden der Polizeiakademie Niedersachsen im Rahmen ihres Bachelorstudiums. Schon alleine die Akten durchzugehen, die damals nach einem ganz anderen Vorgehen angelegt wurden und nicht digitalisiert sind, dauert Stunden, tage, mitunter Wochen. Nach der Auswertung stand fest: „Es gibt nach kriminalistischen Analysen und nach dem Aktenstudium neue Ansätze”, sagt Julia Graefe. Deswegen habe man sich jetzt entschlossen, ein etwa zehn Hektar großes Gebiet um den Tatort und die möglichen Fluchtwege neu abzusuchen. Zwar wurde auch schon 1989 der Bereich untersucht, aber nicht in dem jetzigen Ausmaß.

Am Wochenende sollen Mitarbeiter vom Landesamt für Denkmalpflege nach Buchholz kommen

Doch so einfach, wie es sich anhört, gestaltet sich die Suche nach fast 34 Jahren nicht. Zunächst entfernen Polizisten, Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks und weitere Helfer Totholz und Gehölz. Denn die möglichen Beweismittel liegen im Waldboden verborgen. „Dabei muss natürlich auch der Natur- und Tierschutz beachtet werden“, erklärt Graefe. Deswegen sei im Vorfeld eine enge Abstimmung mit der Revierförsterei und dem Landkreis Harburg nötig gewesen. Diese Vorarbeiten nehmen vermutlich die komplette Woche in Anspruch. Am Wochenende sollen dann Mitarbeiter vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege nach Buchholz kommen. Die Spezialisten haben Metalldetektoren, die auch bei Funden in mehreren Metern Tiefe ausschlagen. Dabei suchen die Polizisten nach allen möglichen Fundstücken. „Das können persönliche Gegenstände des Opfers sein. Das können aber auch Dinge sein, die der Täter vielleicht auf der Flucht verloren hat”, sagt die Polizeisprecherin. Bis die Suche abgeschlossen ist, bleibt das Waldgebiet in diesem Bereich abgesperrt.

Das Waldgebiet ist für die Suchmaßnahmen weiträumig abgesperrt.
Das Waldgebiet ist für die Suchmaßnahmen weiträumig abgesperrt. © JOTO | Joto

Nach all den Jahren sind die Beamten noch immer auf Zeugen angewiesen. Auf einen Aufruf der Polizei im Sommer 2022 meldeten sich zwar Personen aus dem Freundeskreis und Umfeld von Gitta Schnieder. Große neue Erkenntnisse habe es aber nicht gegeben. Deswegen sei der Zeugenaufruf noch immer aktuell, sagt Polizeisprecherin Julia Graefe: „Wenn Sie Angaben zu den Geschehnissen am Tattag machen können, mit Gitta Schnieder in Kontakt standen oder über Hinweise zu ihr oder einem möglichen Täter verfügen, dann melden Sie sich bitte unter der Telefonnummer 04131/83 06 11 81 oder per E-Mail unter cold-case@pd-lg.polizei.niedersachsen.de.“

Heidemörder Thomas H. kommt für die Tat wohl nicht in Frage

Einen Zusammenhang zum „Heidemörder“ Thomas H. schließen die Ermittler bisher nahezu aus. Holst legte ein halbes Jahr nach dem Mord an Gitta Schnieder die Leiche einer 22-Jährigen im gleichen Waldstück ab und wohnte im Nachbarort. Doch seine später insgesamt drei nachgewiesenen Morde hätten ein sexuelles Motiv gehabt. Das und weitere Merkmale würden nicht mit dem Mord an Schnieder zusammenpassen.

Nach seiner Verurteilung, einer dreimonatigen Flucht mithilfe seiner Therapeutin, sitzt Thomas H. bis heute hinter Gittern. Während der Mörder von Schnieder vermutlich noch in Freiheit ist.