Lüneburg. Um Lüneburg entsteht Modellregion für Kreislaufwirtschaft. Auch Bürger sollen sich mit ihren Ideen und Erfahrungen einbringen.

In der Herstellung und beim Gebrauch von Produkten entstehen ständig Reste, die am Ende nicht selten verbrannt werden. Das ist nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch eine Verschwendung von Ressourcen. Für beides soll die Kreislaufwirtschaft Lösungen bieten: Indem Rohstoffe immer wieder aufs Neue verwendet werden, sollen nicht nur negative Folgen fürs Klima vermieden, sondern auch positive Veränderungen im ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereich angestoßen werden.

Im nordöstlichen Niedersachsen soll in den kommenden Jahren eine Modellregion entstehen, in der verschiedene Ansätze der Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg haben sich dafür zusammengetan und gemeinsam mit weiteren Partnern bereits 2021 ein Projekt gestartet, in dem bis zum Jahr 2035 ein sogenannter Masterplan für die Modell­region erarbeitet wird. Kooperationspartner des Projekts sind die Leuphana Universität Lüneburg, die Technische Universität Hamburg und die Wachstumsinitiative Süderelbe AG.

Im Cradle-to-Cradle-Lab entstehen Ideen für die regionale Wirtschaft

Kern des Vorhabens ist ein sogenanntes Cradle-to-Cradle-Lab – einem Ort, an dem neuartige und vielversprechende Ansätze aus dem Bereich der Kreislaufwirtschaft wie in einem Labor gefördert und ausprobiert werden. Dieses Leuchtturmprojekt soll einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Konzept in die praktische Anwendung zu bringen und in den strukturschwachen Gebieten der Landkreise voranzutreiben. Angedacht ist bisher, dies zum Beispiel im produzierenden Gewerbe oder im Baubereich umzusetzen. Das Projekt ist bis 2035 angesetzt, in dieser Zeit soll der entwickelte Masterplan bereits teilweise umgesetzt werden.

Cradle to Cradle steht für eine vollständige Kreislaufwirtschaft, in der Produkte von Beginn an so entwickelt und – unter Einsatz erneuerbarer Energien, geschlossenen Stoffkreisläufen und fairen Arbeitsbedingungen – so hergestellt werden, dass die eingesetzten Materialien nicht nur verträglich, sondern mit positiver Wirkung für Mensch und Umwelt verbunden sind. Nach der Nutzung sollen sie in gleichbleibender Qualität vollständig wiederverwendet werden. So sollen auch die Wettbewerbsfähigkeit und der Wohlstand in der Region gesteigert werden.

Kreislaufwirtschaft heißt, Produkte länger zu nutzen und wiederzuverwerten

„Ziel der Kreislaufwirtschaft ist, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln, also Ressourcen möglichst effizient in zirkulärer Weise zu nutzen, unter anderem durch die Verlängerung der Lebens- und Nutzungsdauer von Erzeugnissen oder durch die Wiederverwertung von Produkten, Materialien und Stoffen“, heißt es auf der Internetseite des Förderprogramms „Region gestalten“ des Bundesministeriums des Inneren und des Bundesministeriums für Wohnen. Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft biete gerade für ländliche Regionen große Entwicklungschancen, so die Grundannahme des Förderprogramms. Als Beispiele werden Reparatur und Recycling im Handwerk und in der Produktion sowie die Wiederverwendung von Biomasse und Baustoffen genannt.

Die Modellregion zählt zu den geförderten Projekte, die im Zuge der Initiative „Aktive Regionalentwicklung“ jeweils bis zu 700.000 Euro erhalten. In dem Projekt „Neue Strategien und Strukturen für eine Cradle to Cradle Modellregion in Nordost-Niedersachsen“ soll eine Innovations-, Transfer- und Nachhaltigkeitsstrategie für die Region entwickelt werden. Die Kooperationspartner entwerfen somit einen Plan, wie gute Ideen aus diesem Bereich unterstützt, in regionalen Wirtschafts­betrieben umgesetzt und langfristig verankert werden können.

Cradle-to-Cradle-Prinzip wird bei Infoveranstaltungen vorgestellt

Im nächsten Schritt können sich die Menschen aus den beiden Landkreisen mit ihren Vorschlägen und Kritikpunkten an dem Prozess zur Entwicklung des Masterplans beteiligen. Bei zwei Veranstaltungen wird über das Konzept Cradle to Cradle, die Zielsetzung und den Fortschritt des Projekts informiert und es gibt Möglichkeiten zum Mitmachen. Im Anschluss an die Vorträge, die jeweils Professoren der beteiligten Universitäten halten, sind die Menschen aus dem Publikum aufgefordert, ihre Ideen und ihr lokales Wissen einzubringen.

Im Landkreis Lüneburg findet die Veranstaltung am Montag, 20. März, im Bürger- und Kulturhaus Dahlenburg statt. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg ist der Infoabend bereits am Donnerstag, 2. März, in den Räumen des Kulturvereins Platenlaase in Jameln. Einlass ist jeweils von 18 Uhr an, Beginn ist um 18.30 Uhr. Um Anmeldung per E-Mail an kreisentwicklung@landkreis-lueneburg.de beziehungsweise an regionalentwicklung@luechow-dannenberg.de wird gebeten.

Förderprogramm für die Entwicklung ländlicher Räume

Das Programm „Region gestalten“ der Bundesregierung hat zum Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen. Durch gezielte Förderung sollen Unterschiede zwischen den Regionen verringert werden, sodass Menschen überall dort gut leben können, wo sie leben wollen.

Unterstützung erhalten Konzepte, die mit neuen Ansätze die Entwicklung ländlicher Räume vorantreiben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Dies können zum Beispiel Modellvorhaben, Angebote für regionale Akteure sein, auch Studien werden gefördert.

Vier Schwerpunkte zählen zu dem Förderprogramm: Strukturwandel und regionale Strukturpolitik, Sicherung der Daseinsvorsorge, Regionale und interkommunale Zusammenarbeit & Demografischer Wandel sowie regionale und kulturelle Identität.

Das Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) arbeiten für das Programm mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zusammen.