Neu Wulmstorf. Viele Autofahrer ignorieren weiter das Verbot, in Rübke auf den neuen Autobahn-Abschnitt zu fahren. Warum auch Google daran Schuld trägt.

Zwei Wochen, nachdem die A 26 zwischen den Anschlussstellen Jork und Neu Wulmstorf für den Verkehr freigegeben wurde, ist das befürchtete Chaos in Rübke zwar ausgeblieben – trotzdem erleben viele Anwohner die nun geöffnete Autobahn vor der eigenen Haustür als massive Einschränkung. Zudem bleibt die Anschlussstelle Neu Wulmstorf mit ihrem Schilderwald vielen Pendlern ein Rätsel. Zur Verwirrung tragen offenbar auch Anzeigen auf Google Maps bei.

„Bisher wird die Belastung durch die Öffnung der A 26 bei den Anwohnern sehr unterschiedlich wahrgenommen“, sagt Andreas Bartels, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dorferhaltung Rübke (ADR). Das zeigt auch eine – nicht repräsentative – Kurzumfrage vor Ort: Ein älterer Herr klagt über Beeinträchtigungen durch den Verkehrslärm seit der Öffnung der A 26, ein junger Mann hört von der Autobahn dagegen nichts, wie er sagt.

Eine Seniorin meint, der Lärm sei durchaus hörbar: „Das hängt stark davon ab, aus welcher Richtung der Wind kommt“, sagt sie. Eine Frau beklagt lange Wartezeiten an der Ampel an der Anschlussstelle, etwa wenn sie ihre Kinder zur Schule nach Neu Wulmstorf fahren möchte. Und Bartels selbst registriert in Rübke vor allem „eine deutliche Verkehrszunahme zu den Hauptverkehrszeiten“.

Die Auffahrt auf die A 26 ist nur aus Richtung Neu Wulmstorf erlaubt

Außerdem gebe es nach wie vor viele Autofahrer, die das Auffahrverbot auf die A 26 von Rübke aus ignorieren und trotzdem auf die neue Autobahn fahren sowie riskante Wendemanöver auf der L235, sagt der ADR-Sprecher. Wie berichtet, ist eine Auf- und Ausfahrt aus und in Richtung Rübke und Neuenfelde zum Schutz der Ortschaften aktuell untersagt – so lange, bis die A 26 an die A 7 angeschlossen ist, also frühestens 2026.

Eigentlich ist die Beschilderung eindeutig, wenn man von Rübke auf die Anschlussstelle Neu Wulmstorf fährt: Hier geht es nur geradeaus weiter. Dennoch biegen Autofahrer an der Ampel immer wieder rechts ab, um direkt auf die A26 zu fahren.
Eigentlich ist die Beschilderung eindeutig, wenn man von Rübke auf die Anschlussstelle Neu Wulmstorf fährt: Hier geht es nur geradeaus weiter. Dennoch biegen Autofahrer an der Ampel immer wieder rechts ab, um direkt auf die A26 zu fahren. © HA | Sabine Lepél

Die Auffahrt ist nur aus Richtung Neu Wulmstorf erlaubt, ebenso kann auch nur in Richtung Neu Wulmstorf abgefahren werden. Und die Landesstraße zwischen Rübke und Neu Wulmstorf wird noch für mindestens ein Jahr über die Anschlussstelle der A 26 geführt, weil die neugebaute Brücke, über die sie eigentlich führen sollte, abgesackt ist und saniert werden muss. Deshalb geht es für Autofahrer, die aus Richtung Rübke auf die Anschlussstelle fahren, lediglich geradeaus nach Neu Wulmstorf.

Immer wieder missachten Autofahrer die Beschilderung und biegen auf die A26 ab

Was allerdings von vielen Verkehrsteilnehmern ignoriert wird, und was auch wiederholte Recherchen von Abendblatt-Reportern am vorläufigen Ende der Autobahn zeigen. Immer wieder missachten Autofahrer die Beschilderung und biegen trotz Verbots nach rechts auf die A26 ab.

Hinter diesem unerlaubten Manöver steckt aber offenbar nicht immer nur Unkenntnis oder die Absicht, einen Umweg über Neu Wulmstorf zu sparen: „Viele Pendler verlassen sich auf ihrem Arbeitsweg auf Google Maps und werden häufig direkt von Rübke aus auf die A26 geschickt, obwohl die Auffahrt gesperrt ist“, sagt Bartels.

Er habe diesen Fehler bereits mehrfach bei Google gemeldet, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. „Dann wird die Verkehrsführung wieder für kurze Zeit richtig angezeigt und anschließend wieder falsch“, hat Bartels beobachtet.

Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr bestätigte eine Verkehrszählung

Zahlen zur Missachtung der Verkehrsführung beziehungsweise zur Verkehrsbelastung allgemein liegen noch nicht vor. Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV) bestätigte eine von Anwohnern beobachtete Verkehrszählung an drei Tagen rund um die Öffnung der A 26 am 3. Dezember: „Die beobachteten Verkehrszählung wurden durch die NLSTBV in Absprache mit der Autobahn GmbH beauftragt“, teilt Dirk Möller vom NLSTBV-Geschäftsbereich Lüneburg dem Abendblatt auf Nachfrage mit.

Die Verkehrserhebungen zur Beobachtung der Auswirkungen der Teilfreigabe der Anschlussstelle Neu Wulmstorf auf die Ortslage Rübke sollen in zeitlichen Abständen erfolgen, so Möller. „Gezählt wird jeweils an drei Werktagen, an denen statistisch keine besonderen Einflüsse auf die Verkehrszusammensetzung wirken, sogenannte Normalwerktage.“

Die erste Erhebung habe den Verkehr an der L 235 innerhalb von Rübke am Knotenpunkt L 235 und der K19 und an der Abfahrtsrampe in Richtung Neu Wulmstorf erfasst. Ende Februar oder Anfang März werde an diesen beiden Punkten erneut gezählt. „Zusätzlich auch die Verkehre, die von beziehungsweise auf die Autobahn fahren“, so Möller: „Frühestens nach der zweiten Zählung können die ersten Auswertungen zur Verkehrsentwicklung erfolgen.“

Auch das Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde scheint die Autofahrer nicht zu interessieren

Auch das mit der Autobahn-Öffnung eingeführte Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde auf der Rübker Ortsdurchfahrt scheint einige Autofahrer nicht zu interessieren, so ist zumindest der Eindruck von Andreas Bartels. „Das wirkt sich nicht nur auf die Verkehrssicherheit negativ aus, sondern auch auf den Verkehrslärm am Nincoper Deich“, sagt er.

Und für die Rübker Schulkinder und Fußgänger, die die Straße in Richtung Bushaltestelle überqueren möchten, gibt es nach wie vor keine Ampel. Diese hatte eine Vertreterin der NLSTBV den Anwesenden bei einer Infoveranstaltung in Rübke im Vorfeld der Öffnung der A 26 am 22. Dezember in Aussicht gestellt, damit der vielbefahrenen Nincoper Deich sicherer überquert werden kann. „Eine grundsätzliche Zusage zu einer Fußgänger-Lichtsignalanlage hat es seitens des Geschäftsbereichs Lüneburg nicht gegeben“, meint Dirk Möller.

Die Fahrt durch die Bahnhofstraße in Neu Wulmstorf lohnt sich aktuell nicht

Es habe lediglich die Zusage gegeben, „eine mobile Fußgängerampel zu installieren, wenn es zu Problemen der Straßenüberquerung auf dem Schulweg beziehungsweise zu den Bushaltestellen über die L235 kommt“. Hierbei seien die Gemeinde, die Polizei und die Untere Verkehrsbehörde des Landkreis Harburg, die die erforderliche verkehrsrechtliche Anordnung ausspricht, zu beteiligen. „Und es muss bestimmt auch wieder gezählt werden, um den tatsächlichen Bedarf zu belegen“, befürchtet Anwohner-Vertreter Andreas Bartels.

Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft hat in diesem Zusammenhang einen Tipp für die Behörden: „Diese Messungen müssten dann aber nicht, wie gehabt, an der Einmündung zur Buxtehuder Straße stattfinden, sondern eher mittig des Nincoper Deichs. Und es bedarf allgemein eines längeren Beobachtungszeitraums. Sonst kommen wir nie zu belastbaren Zahlen“, befürchtet Bartels.

Im Kreisel an den Wulmstorfer Wiesen und auf der Bahnhofstraße in Neu Wulmstorf, wo der Verkehr wegen einer Baustelle derzeit teilweise nur einspurig fließen kann, ist das erwartete Verkehrschaos durch Autofahrer von der A 26 bislang ausgeblieben. Und auch Pendler, die weiterhin über die B 73 in Richtung Hamburg fahren, können sich freuen: Sie standen sonst regelmäßig vor Neu Wulmstorf im Stau. Nach der Eröffnung der A 26 zwischen Jork und Neu Wulmstorf haben die Autofahrer dort meistens freie Fahrt.