Neu Wulmstorf. Auch der berühmte Sänger hat mal Angst. Im Buch von Christine Rickhoff verraten er und andere Prominente, wie sie mit Furcht umgehen.
Emil hat nachts manchmal Angst vor Geistern und Skeletten. Lilly fürchtet sich vor dem schwarzen zotteligen Monster unter ihrem Bett. Und Max Giesinger – also der bekannte Sänger und Songwriter – ist in Sachen Angst auch nur einer von 80 Millionen. Er kennt sie genauso wie Emil und Lilly und alle anderen in Deutschland und auf der ganze Welt. „Als Kind habe ich irgendwann einmal einen Film gesehen, in dem eine Stoffpuppe zum Leben erwachte. Es war kein super gruseliger Film, aber die Vorstellung hat mich so verfolgt, dass meine Oma immer ihre Dekopuppe verstecken musste, wenn ich zu Besuch kam“, erinnert sich der Popstar in dem neuen Buch „Keine Angst vor der Angst“ von Christine Rickhoff und Felicitas Horstschäfer (Illustrationen).
„Genauso gruselig fand ich das Alleinsein in dem großen Haus, in dem wir nach der Trennung meiner Eltern wohnten. Der Freund meiner Mutter war Jäger, und überall hingen Geweihe, es gab sogar einen ausgestopften Dachs“, erzählt Max Giesinger weiter. „Wenn dann noch die Balken des Hauses knackten, verkroch ich mich einfach nur im Bett und hoffte, dass meine Mutter bald nach Hause kommt.“
Max Giesinger schlotterten vor einem Auftritt die Knie
Und auch als Max Giesinger vor vielen Jahren bei „The Voice of Germany“ mitmachte, schlotterten ihm vor Angst die Knie, wie er zugibt. Sein Tipp gegen die Angst: „Ich versuche, meine Konzentration auf das zu lenken, wofür ich dankbar bin. All die guten Dinge in meinem Leben lassen die Angst nicht einfach verschwinden, aber wenn ich an sie denke, geht es mir trotzdem immer etwas besser.“
Der Sänger von Hits wie „80 Millionen“, „Auf das was da noch kommt“ oder „Legenden“ ist einer von 100 Menschen, die in dem Buch der Neu Wulmstorfer Autorin und Online-Journalistin Christine Rickhoff erzählen, wovor sie als Kinder Angst hatten und außerdem Tipps geben, was am besten hilft, wenn die Angst überhand nimmt. Darunter sind viele Prominente, wie Fußball-Nationalspieler Thomas Müller, Altrocker Peter Maffay, „Let’s Dance“-Star Motsi Mabuse, Sängerin und Schauspielerin Lina Larissa Strahl, Pippi-Langstrumpf-Darstellerin Inger Nilsson und Kinderlieder-Komponist Rolf Zuckowski. Auch der aus dem Kinderfernsehen bekannte „Checker Tobi“ verrät in dem Buch, dass er manchmal Albträume hat. Und Florian Sump von der Musikgruppe „Deine Freunde“ berichtet, wie die Bandmitglieder ihre Furcht davor überwinden, vor tausenden Menschen auf eine Bühne zu treten.
Zu Wort kommen auch eine Astronautin, ein Feuerwehrmann und eine Haiforscherin sowie „ganz normale“ Leute wie eine Lehrerin, ein Zahnarzt oder eine im Krieg aufgewachsene Uroma. Experten, wie ein Angstforscher und ein Kindertherapeut, geben kindgerechte Ratschläge für den Umgang mit Angst und Panik, die auch für Eltern wertvoll sein können.
Rickhoff widmete ihr neues Buch ihrem Sohn Emil
Rickhoff widmete ihr neues Buch ihrem Sohn Emil: „Mein Sohn hat mich vor drei Jahren gefragt, was er machen kann, wenn er Angst hat“, sagt die Neu Wulmstorferin. Die Vierfach-Mutter erklärte dem damals sechsjährigen Emil, was ihr persönlich bei Angst hilft, und dass jeder Mensch seine ganz eigene Antwort auf diese Frage hat. „Daraufhin hat er mich gebeten, ein Buch darüber zu schreiben – damit sich kein Kind mehr alleine fühlen muss mit seiner Angst“, so die Autorin.
Sie nahm die Idee auf, erstellte zunächst eine Liste, bei wem sie zu dem Thema anfragen könnte und legte los. „Ich wollte vor allem auch mit Fachleuten sprechen und mit Menschen, die bei Kindern großes Vertrauen genießen. Aber der Moment, als dann wirklich Thomas Müller bei mir anrief, um mit mir über Angst zu sprechen, war komplett verrückt“, sagt Rickhoff. Da habe sie erst so richtig verstanden, wie wichtig das Thema offensichtlich ist. „Ich meine, wie viele Anfragen für Projekte dieser Art bekommen Menschen wie der Fußball-Nationalspieler oder Alvaro Soler und die vielen anderen Prominenten täglich?“ Etwas bewog sie offenbar, ausgerechnet bei genau diesem Buch dabei sein zu wollen, das im Hamburger Vorort entstand.
„Angst kann hemmen und blockieren. Sie kann aber auch vor Schaden bewahren. Damit richtig umzugehen, ist im Leben entscheidend“, begründet „Tabaluga-Vater“ Peter Maffay seine Teilnahme an dem Buchprojekt. Tobias Krell, bekannt als „Checker Tobi“ meint: „Alle Menschen haben Angst, Kinder genauso wie Erwachsene. Sie gehört im Leben ebenso dazu wie Freude oder Wut – nur dass niemand gern über seine Ängste spricht.“
Umso schöner sei die Idee, in einem Buch verschiedene Geschichten über die Angst zu sammeln, findet der Kika-Moderator. Und die aus „Bibi & Tina“ bekannte Lina Larissa Strahl findet Rickhoffs Buch so wichtig, weil es „das Thema Angst bei den Wurzeln packt und schon den Kleinsten die Möglichkeit gibt, sich selbst und seine Gefühle besser zu verstehen.“
Eine wunderbare Umarmung von 100 guten Freundinnen und Freunden
„Ich glaube, es war einfach überfällig, dass wir alle endlich mal die Hosen herunterlassen und ehrlich sagen, dass wir nicht in jedem Moment mutig und stark sind“, sagt Christine Rickhoff. „Keine Angst vor der Angst“ sei ein sehr persönliches Buch geworden: „Es fühlt sich für mich wie eine wunderbare Umarmung von 100 guten Freundinnen und Freunden an, die alle sagen: ,Ich kenne dein Gefühl genau und weiß, wie scheußlich es sein kann. Aber ich weiß auch, was dir helfen könnte!’“, sagt Rickhoff.
Das Buch kommt zur rechten Zeit. Der Klimawandel, der Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Corona-Pandemie – all das zusammen führt vielfach zu Stress und erhöhter psychischer Belastung bei jungen Menschen, wie verschiedenen Studien belegen. Die Sorgen und Ängste der Kinder sind größer geworden. Immer öfter treten schon bei den Jüngsten depressive Verstimmungen auf, der psychische Stress macht sich beispielsweise durch Kopf- oder Bauchschmerzen, extreme Müdigkeit oder schlechte Laune bemerkbar.
Eltern müssten trotz Pandemie und Kriegsgeschehen der Fels in der Brandung sein
„Unsere Kinder werden in einer Zeit groß, in der wir von einer Krise in die nächste stolpern“, sagt Christine Rickhoff. Sie hofft, dass ihr Buch mit den fröhlichen Illustrationen von Felicitas Horstschäfer dazu beitragen kann, die Gefühle von Furcht und Angst zu regulieren und ihnen die Stirn zu bieten. „Durch das Buch erkennen sie, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind oder gar falsch liegen,“ so die Autorin. Den Kindern werde bewusst, dass selbst ihre Helden und Heldinnen Angst kennen und sie lernen viele verschiedene Bewältigungsstrategien kennen, so Rickhoff.
Und auch für Eltern halte das Buch einige Ratschläge bereit: „Als Mama ist mir schmerzlich bewusst, wie viel Familien in den letzten Jahren abverlangt wurde“, sagt Rickhoff. Eltern müssten trotz Pandemie, Kriegsgeschehen und anderen Umbrüchen immer der Fels in der Brandung sein, Fragen beantworten, Sicherheit vermitteln. „Und das in Zeiten, die sich für keinen von uns wirklich sicher anfühlen. Ich glaube und hoffe, mein Buch kann auch uns Eltern darin unterstützen, unseren Kindern bei Angst beizustehen und Zuversicht zu vermitteln.“
Sohn Emil ist inzwischen drei Jahre älter und selbst zum Angst-Experten geworden
Ihr Sohn Emil ist inzwischen drei Jahre älter und selbst zum Angst-Experten geworden. Auch er gibt im Buch seiner Mutter das Rezept weiter, mit dem er seine Furcht vor Geistern und Skeletten besiegte: „Ich habe mir einfach etwas total Lustiges zu der gruseligen Sache ausgedacht. Zum Beispiel habe ich dem Skelett in meinen Gedanken ein rosa Kleid mit lila Blümchen angezogen. Und jetzt versuch mal, vor einem Skelett im Blümchenkleid Angst zu haben...“.
Der Oetinger-Verlag lädt zur Buchpremiere für „Keine Angst vor der Angst“ von Christine Rickhoff. Sie findet am Sonntag, 26. Februar, ab 15.30 Uhr in der Friedenskirche in Altona (Otzenstraße 19) statt. Christine Rickhoff liest aus dem Buch, erzählt von spannenden Gesprächen mit interessanten Menschen und gibt den Kindern spielerisch hilfreiche Tipps mit auf den Weg. Die Hamburger Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Tina Hellwig erklärt kindgerecht, wie Angst überhaupt entsteht, warum sie so wertvoll ist und wie man lernen kann, sich nicht von ihr überwältigen zu lassen. Mit TV-Moderatorin Tanja Mairhofer und Florian Sump von „Deine Freunde“, komplettieren Profis in Sachen Kinderunterhaltung das Team, um dem Thema Angst so fröhlich und kindgerecht wie möglich zu begegnen. Der Eintritt ist frei, Spenden für ukrainische Familien werden erbeten.
Im Rahmen eines Familienabends in Neu Wulmstorf stellt die Autorin ihr Buch vor. Neben Geschichten aus dem Buch gibt es ein Quiz und Tipps. Die Veranstaltung für Kinder und Erwachsene findet am Freitag, 3. März, ab 17 Uhr im Familienzentrum, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 14, statt. Karten gibt es in der Bücherei im Rathaus. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 5 Euro, Kinder kostenlos.