Stade. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und Energieminister Christian Meyer betonen nationale Bedeutung des neuen Anlegers.

Auch von oben scheint es den Segen zu geben für den Neubau des Anlegers für verflüssigte Gase (LNG) in Stade. Denn nach trüben grauen Tagen riss am Freitag pünktlich zum ersten Rammschlag für den Bau des Flüssiggas-Anlegers über der Elbe der Himmel auf – die Sonne beschien die Szenerie. Gemeinsam mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Energieminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) konnte Niedersachsen Ports (NPorts) den Neubau für einen weiteren LNG-Anleger im Land offiziell bei blauem Himmel starten.

Die Fotomontage des Hafenbetreibers Niedersachsen Port zeigt die künftige LNG-Anlage im Stader Hafen, die Ende des Jahres in Betrieb gehen soll.
Die Fotomontage des Hafenbetreibers Niedersachsen Port zeigt die künftige LNG-Anlage im Stader Hafen, die Ende des Jahres in Betrieb gehen soll. © NPorts | Niedersachsen Port

Für Hafenbetreiber NPorts ist es mit bis zu 300 Millionen Euro Investitionssumme das größte Bauprojekt seit Bestehen der landeseigenen Hafengesellschaft – weit vor dem ersten deutschen LNG-Terminal in Wilhelmshaven, das am 17. Dezember eröffnet wurde. Anders als in Wilhelmshaven, wo ein Anleger an einer vorhandene Brücke ergänzt wurde, wird in Stade-Bützfleth der neue Importanleger für verflüssigte Gase für eine schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit – eine sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) – von Grund auf neu gebaut. Eine Inbetriebnahme ist im Winter 2023/24 geplant.

Die Infrastruktur könne zum Sprungbrett für die Energiewende werden, sagt Lies

Wie mehrfach berichtet, soll diese FSRU so lange in Stade in Betrieb sein, bis das landseitige LNG-Terminal 2026/2027 seine Arbeit aufnimmt. Die Anlage in Stade soll jährlich mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas ins Netz einspeisen, etwa zehn Prozent der in 2021 aus Russland gelieferten Menge. Betreiber der FSRU in Stade wird die „Hanseatic Energy Hub“ (HEH) sein. HEH plant auch das stationäre Terminal in Stade-Bützfleth zur Anlandung von jährlich etwa 13 Milliarden Kubikmeter regenerativ erzeugter Gase.

Wie berichtet, soll damit der jetzt entstehende schwimmende LNG-Anleger abgelöst werden. Vom Hafen Bützfleth besteht eine kurze Netzanbindung über 2,5 Kilometer an das Fernleitungsnetz. Bis 2026 ist eine weitere 25 Kilometer lange Netzanbindung geplant, damit größere Mengen klimaneutraler Gase in das Ferngasnetz eingespeist werden können.

Um sicher und gut aufgestellt zu sein, brauche es dringend zusätzliche Importkapazität

„Nach Wilhelmshaven werden wir Niedersachsen auch in Stade liefern. Wir brauchen diese Terminals, um die Versorgungssicherheit der deutschen Wirtschaft und genauso der Haushalte zu gewährleisten“, sagte Niedersachsens Wirtschafts- und Hafenminister Olaf Lies. „Denn wir haben Glück, dass wir dieses Jahr einen besonders milden Winter erleben. Sich darauf aber auch im kommenden Winter zu verlassen, wäre eine fahrlässige Wette gegen unseren Industriestandort.“ Um sicher und gut aufgestellt zu sein, brauche es dringend zusätzliche Importkapazität. „Parallel schaffen wir hier auch die Voraussetzung für den Import grüner Gase. So kann diese Infrastruktur zum Sprungbrett für die Energiewende werden“, so Lies.

Die Fläche der zukünftig benötigten Hafenerweiterung für das geplante Import-Terminal für Flüssigerdgas an der Elbe. In Stade soll bis 2026 ein Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) entstehen. Von dort sollen dann bis zu 13,3 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich in die Netze geleitet werden - rund 15 Prozent des deutschen Gasbedarfes.
Die Fläche der zukünftig benötigten Hafenerweiterung für das geplante Import-Terminal für Flüssigerdgas an der Elbe. In Stade soll bis 2026 ein Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) entstehen. Von dort sollen dann bis zu 13,3 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich in die Netze geleitet werden - rund 15 Prozent des deutschen Gasbedarfes. © picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer bekräftigte diese Sichtweise: „Der Hafenausbau ist auch eine Investition in die Zukunft, ein wichtiger Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende. Denn wir müssen raus aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.“ Das zweite LNG-Terminal im Land in Stade werde ab dem kommenden Winter dazu beitragen, die Energieversorgung in Deutschland auch ohne russisches Gas sicherzustellen. „Daher ist es gut, dass Anleger und Regasifizierung schnell realisiert werden“, so Meyer.

In Stade-Bützfleth entsteht ein komplett neuer Hafen

Der Umwelt- und Energieminister kündigte „eine sichere, saubere und zukunftsgewandte Energieversorgung“ an – mit Hilfe des Standortes Stade. „Wir zeigen dem Aggressor Putin, was in Europa steckt. Wir lassen uns mit diesem verbrecherischen Energiekrieg nicht erpressen“, so Meyer. Das Stader Terminal sichere zudem die Versorgung bis Spanien und Italien.

Das Projekt sei in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung, sagte NPorts-Geschäftsführer Holger Banik. In Stade entstehe ein komplett neuer Hafen. Die Gegebenheiten vor Ort seien komplex: Die Deichsicherheit und Höhenunterschiede in der Topographie mussten berücksichtigt werden. 28.000 Tonnen Stahl, 17.000 Tonnen Beton würden verbaut – vier- bis fünfmal so viel wie in Wilhelmshaven. „Wir sind auf die Energiewende vorbereitet und können unseren Beitrag leisten, auch dank der Unterstützung auf Landes- und Bundesebene“, so Banik. Die Kosten für den Hafenausbau von bis zu 300 Millionen Euro werden anteilig von Bund und Land mit jeweils 100 Millionen Euro sowie zusätzlich durch einen Kredit der Nord-LB für NPorts getragen.

Erst Anfang Juni 2022 hatte NPorts die Unterlagen eingereicht

„Das ist heute ein guter Tag für Stade und die ganze Region“, sagte Stades Landrat Kai Seefried. „Wir können hier zeigen, wie die Energiepolitik der Zukunft aussieht.“ Seit Jahren werde in Stade an einem solchen Terminal gearbeitet. Der Seehafen bringe beste Voraussetzungen mit: enorme Umschlagkapazitäten und eine große Wertschöpfung.

Beeindruckend sei, mit welcher Geschwindigkeit das Projekt umgesetzt werde, hob der Chef der Kreisverwaltung hervor. Erst Anfang Juni 2022 hatte NPorts für den Hafenausbau die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren eingereicht. Die Genehmigung für vorbereitende Baumaßnahmen wurde bereits Mitte September erteilt. „Dieses Tempo muss beispielhaft auch für die Realisierung von anderen wichtigen Infrastrukturprojekten sein“, sagte der Landrat.