Brackel/Ramelsloh/Reppenstedt. Im Landkreis Harburg und in Lüneburg trafen sich Anwohner, die um ihre Dörfer und Ortschaften fürchten
Tausende Anwohner haben am Sonnabendabend bei zehn Protestaktionen in Niedersachsen gegen einen möglichen Neubau einer ICE- und Güterverkehrstrasse zwischen Hamburg und Hannover demonstriert. Im Landkreis Harburg beteiligten sich etwa 1000 Teilnehmer an zwei Kundgebungen in Brackel und Ramelsloh. Die Teilnehmer fordern einen Ausbau der bestehenden Bahnverbindung entlang Lüneburg und Celle und lehnen eine Neubaustrecke entlang der Autobahn 7 ab. Sie wurden dabei in Brackel unter anderem von den Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler (SPD) und Michael Grosse-Brömer (CDU) unterstützt.
Die Deutsche Bahn hatte im Dezember vier mögliche Varianten der Strecke Hamburg - Hannover ans Bundesverkehrsministerium geschickt. Dabei fehlt bisher noch eine gesetzlich vorgeschriebene Empfehlung für die sogenannte Vorzugsvariante. In diesem Jahr soll der Bundestag abstimmen, welche Variante aus- oder neugebaut werden soll. Insgesamt gab es in Niedersachsen nach Veranstalterangaben zehn Protestaktionen unter dem Motto „Mahnfeuer von den Alpen bis zur See“. In ganz Deutschland gab es 21 weitere Kundgebungen zur Unterstützung der Bürgerinitiativen in Niedersachsen.
Am Ortsrand von Reppenstedt hatten sich etwa 250 Menschen versammelt
Am Ortsrand von Reppenstedt hatten sich am Sonnabend etwa 250 Menschen versammelt, um zu erfahren, was ein Ausbau der Bestandsstrecke für diese Gegend bedeuten würde. In dem Abschlussdokument des Dialogforums Schiene Nord finde sich das kleine Wort „Ortsumfahrung“, sagte Samtgemeindebürgermeister Steffen Gärtner. „An dieser Stelle würde das eine Bahntrasse von etwa 30 Meter Breite bedeuten, dazu Brücken und eine Lärmschutzwand, die Reppenstedt von Lüneburg abschneiden würde.“ Die Variante sieht vor, dass die Bahn hinter Radbruch ausgefädelt und dann an Vögelsen und Gut Wienebüttel sowie Reppenstedt vorbei geführt würde. Auch Böhmsholz, das als „Dorf nahe Hamburg“ zurzeit zum Verkauf steht, liegt ganz in der Nähe.
Die bestehende Bahnstrecke ist mehrere Kilometer entfernt. Das für ein wirtschaftliches Bauprojekt erforderliche Kosten-Nutzen-Verhältnis sei bei dieser Variante nicht gegeben, betonte der Bürgermeister. „Unsere Forderung lautet daher, ein Raumordnungsverfahren einzuleiten.“ Unterstützung kam von mehreren Politikern, darunter die Lüneburger Bundestagsabgeordneten Jakob Blankenburg (SPD) und Julia Verlinden (Grüne) sowie die Landtagsabgeordneten Philipp Meyn (SPD) und Detlev Schulz-Hendel (Grüne). „Dies ist eine unwirtschaftliche Trasse. Alles, was an Daten vorliegt, ist auf unserer Seite“, sagte Blankenburg. „Das macht mir Hoffnung.“