Lüneburg. Ausblick 2023: Viel los in Lüneburg! Stadt plant Mobilitätskonzept, Turnhallen und Skateranlage sowie Unterkünfte für schutzbedürftige Menschen
Trotz vieler Herausforderungen, die das kommende Jahr in Lüneburg unweigerlich prägen werden, soll sich in der Stadt einiges bewegen. Mobilität statt Stillstand soll die Agenda 2023 bestimmen. Dies gilt im Wortsinn, wenn es um Themen wie Verkehrskonzept, Parkplätze und Fahrradring geht. Es gilt aber auch im weiteren Sinn bei Projekten, die die Stadt in Bereichen wie Stadtentwicklung, Bildung und Klimaschutz voranbringen sollen.
Die Ausgangslage ist – wie in vielen anderen Kommunen – schwierig. „Angesichts des Millionendefizits im Haushalt der Hansestadt wird es in diesem Jahr weiterhin darum gehen, jede Ausgabe auf den Prüfstand zu stellen sowie weitere Spar-Optionen zu nutzen“, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Ein wesentlicher Grund für das Haushaltsminus ist der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen: die Unterbringung der Geflüchteten, die Inflation und die massiv gestiegenen Energiekosten. Daher soll „mit Nachdruck“ mit Bund und Land über Kostenerstattungen für die Unterkünfte verhandelt werden.
Turnhallen in der Stadt mussten für Geflüchtete hergerichtet werden
Im vergangenen Jahr mussten mehrere Turnhallen in der Stadt für Geflüchtete hergerichtet werden. 2023 sollen zu den fünf bestehenden Gemeinschaftsunterkünften weitere geplant und gebaut werden. „So sollen die Menschen, die bei uns Schutz suchen, möglichst kurz in den Notunterkünften verweilen und wir können die Turnhallen für Schulsport und Vereine wieder freigeben“, sagt Kalisch.
Auch weitere schutzbedürftige Menschen sollen in Lüneburg künftig besser unterstützt werden. So verhandelt die Stadt zurzeit über ein Grundstück, um eine zusätzliche Obdachlosenunterkunft zu errichten. Zudem unterstützt die Stadt den Verein Frauen helfen Frauen bei der Suche nach einem Grundstück für ein geplantes Frauenschutzzentrum. Bereits im Januar startet das Projekt Second Stage, ein Wohnprojekt von Stadt und Landkreis Lüneburg. Es bietet Übergangswohnungen für Frauen und ihre Kinder, die den umfangreichen Schutz durch das Frauenhaus nicht mehr benötigen.
Personalgewinnung bleibt ein wichtiges Thema für die Verwaltung
Zu den weiteren Herausforderungen in diesem Jahr zählt die Wohngeldreform sowie Gesetzesänderungen, die für Bürgeramt und Ausländerbehörde zahlreiche zusätzliche Aufgaben bedeuten. Auch ist die Personalgewinnung bleibt ein wichtiges Thema für die Verwaltung, zahlreiche Stellen sind unbesetzt, vor allem Erzieherinnen und Erzieher sowie Ingenieurinnen und Ingenieure werden gesucht. Anfang dieses Jahres geht zudem Kämmerin Gabriele Lukoschek in den Ruhestand, die Leitung des Finanzdezernats soll möglichst schnell neu besetzt werden.
Die Mobilitätswende ist ein erklärtes Ziel der Stadt Lüneburg, sie soll 2023 weiter vorangetrieben werden. Am Bahnhof entsteht eine sogenannte Mobilitätszentrale im früheren Reisezentrum der Bahn, es bündelt unterschiedliche Mobilitätsangebote an einer Stelle. Das gemeinsame Projekt von Stadt und Landkreis wird voraussichtlich im Herbst eröffnet.
Um den Fuß- und Radverkehr zu stärken und Verkehrsräume neu aufzuteilen, sind zudem mehrere Bauprojekte vorgesehen. So wird noch bis zum Frühjahr die Salzstraße Am Wasser saniert und soll in diesem Zuge trotz Kopfsteinpflaster fahrradfreundlicher werden. Dazu werden die historischen Pflastersteine an einigen Stellen geschnitten und neu eingesetzt. Der zweite Abschnitt des Fahrradrings an der Haagestraße soll im März fertiggestellt sein. An der Lüner Rennbahn ist der Bau einer neuen Brücke über die Ilmenau geplant, die sowohl Pendlern als auch Radtouristen zugute kommen soll. Und an der Dahlenburger Landstraße wird ein Abschnitt nahe dem Bahnhof besser auf Fußgänger und Radfahrer eingestellt, zunächst allerdings kommt es durch die Bauarbeiten zu umfangreichen Beeinträchtigungen im Verkehr.
Der angestrebte Weg zur Mobilitätswende ist nicht unumstritten in der Stadt
Der angestrebte Weg zur Mobilitätswende ist nicht unumstritten in der Stadt. Ein brisantes Thema ist der Raum für Parkplätze und die Gebühren für deren Nutzung. „Wer parkt wo zu welchem Preis?“ Mit dieser Frage würden sich Verwaltung und Politik 2023 beschäftigen, sagt die Oberbürgermeisterin. Grundlage ist das Parkraumbewirtschaftungskonzept, das Anfang des Jahres vorgelegt wird. Kalisch kündigt an, dass die Verwaltung einen Vorschlag vorlegen wird, der sowohl zum Verzicht auf die Autofahrt in die Innenstadt motivieren als auch die Alternativen attraktiver machen soll. „Die Verkehrswissenschaft geht davon aus, dass eine Kombination aus sogenannten Push-Maßnahmen, also einschränkenden Schritten wie Parkraumbewirtschaftung, und Pull-Maßnahmen, wie Erhöhen der Attraktivität von ÖPNV, Zufußgehen und Fahrradfahren, den effektivsten Beitrag leistet, um die Mobilitätswende zu fördern.“
2023 startet der Prozess zur Erstellung eines Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans, kurz: NUMP. Die Bewohner Lüneburgs können sich an dem Prozess beteiligen, am Ende sollen ein konkretes Maßnahmenpaket und ein Handlungskonzept stehen. Umfangreiche Bürgerbeteiligung ist auch ein wichtiges Instrument beim Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das in diesem Jahr in die zweite Phase geht und verschiedene Themen zusammenbringt.
Wo kann die Stadt grüner werden, wo kann sie noch wachsen?
Dabei gehe es um das Lüneburg von Morgen, sagt Kalisch. „Wie kann sich Lüneburg zu einer weiter zukunftsfähigen und lebenswerten Stadt entwickeln? Wo kann die Stadt grüner werden, wo kann sie noch wachsen, wie können sich Lüneburger und Lüneburgerinnen künftig noch schneller und sicherer zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV fortbewegen? Und wie kann die Stadt attraktiv bleiben oder noch attraktiver werden für Wirtschaft, für Kultur, für Jugendliche und Senioren?“ Auf diese Fragen soll das ISEK Antworten geben. Mit Hilfe eines externen Beratungsteams werden im nächsten Schritt strategische Ziele für unser Lüneburg von morgen entwickelt, die auf dem in der ersten Stufe entwickelten Leitbild basieren.
Im Bereich Umwelt- und Klimaschutz werden ebenfalls verschiedene Strategien entwickelt. So entsteht mit einigen Partnern ein Integriertes Wassermanagementkonzept für eine nachhaltige Nutzung des Grundwassers. Der Klimaschutzplan der Stadt wird, ebenfalls unter Beteiligung der Lüneburger, fortgeschrieben, um die Treibhausgasbilanz von 2022 zu verbessern. „Die Ergebnisse der Bilanzierung haben eindeutig gezeigt, dass sich Lüneburg beim Klimaschutz noch stärker als bisher engagieren muss“, sagt Kalisch. Dies gelte für die Stadtverwaltung ebenso wie für Privathaushalte und die Wirtschaft.
Klimafonds wird nach einem Beschluss des Rats erneut aufgestockt
Da das Thema Wärmeversorgung eine neue Aktualität erhalten hat, will man im Lüneburger Rathaus 2023 damit beginnen, eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Der Klimafonds wird nach einem Beschluss des Rats erneut aufgestockt, um Investitionen von Privathaushalten in die energetische Sanierung und in regenerative Energien zu fördern. So werden Steckersolargeräte, die zum Beispiel auch am Balkon von Mietwohnungen installiert werden können, besonders gefördert.
Für die Kinder und Jugendlichen in der Stadt soll in diesem Jahr an mehreren Schulen und Kitas gebaut und saniert werden. Fast fertig ist der neue Mitteltrakt mit Mensa und Unterrichtsräumen an der Grundschule Lüne, die Bauarbeiten sollen im Frühjahr beendet werden. Im Januar beginnt der Bau des Horts Anne-Frank im Stadtteil Kaltenmoor, auch für die Erweiterungen der Kitas Lüner Weg und Brandheider Weg ist der Baustart für dieses Jahr vorgesehen. Außerdem werden weitere Schulen im Zuge des Digitalpaktes mit WLAN und digitalen Medien ausgestattet. Ziel der Stadtverwaltung ist es, bis Ende 2023 einen Großteil der Schulen mit der Technik ausgerüstet zu haben. Fertiggestellt werden die ersten beiden von vier Sporthallen als Public-Privat-Partnership-Projekt im Hanseviertel und an der Grundschule Hagen. Parallel startet der Bau der Sporthallen an der Grundschule Lüne und der Grundschule Hasenburger Berg. Bereits in diesem Jahr wird in Kaltenmoor das neue Jugendzentrum fertiggestellt.
Generell sollen für Jugendliche wieder mehr Plätze entstehen
Generell sollen für Jugendliche wieder mehr Plätze entstehen, an denen sie sich aufhalten können, ohne dass andere Bürger darunter leiden. In den vergangenen Jahren hatten im Sommer zahlreiche Feiernde auf der Brücke am Stint die Nerven der Anwohner strapaziert. Im Rathaus macht man sich deshalb intensiv Gedanken, wie für Jugendliche sogenannte konsumfreie Räume geschaffen werden können. Es geht um die Frage, wie und wo Jugendliche und junge Erwachsene in den Sommermonaten draußen feiern können – und wie dies mit dem Lärmschutz für die Anwohnenden vereinbar ist.
Ein langersehntes Projekt ist der Bau der Skateranlage an den Sülzwiesen, der Anfang des Jahre beginnen soll. Eine erste Ausschreibung war erfolglos, im zweiten Anlauf wurde der Auftrag an eine Firma aus Nordrhein-Westfalen vergeben, die auf den Bau von Funsportanlagen spezialisiert ist. Die Ausschreibung für den zweiten Bauabschnitt mit Calisthenics-Anlage, Parcours sowie Bänken und Beleuchtung ist geplant, sodass der Skaterpark voraussichtlich im Sommer 2024 eröffnet wird.