Neu Wulmstorf. Drei Schulneubauten und weitere hohe Investitionen bei knappen Finanzen. Auch Folgen der A26-Eröffnung sind zu bewältigen.
Neu Wulmstorfs Agenda für 2023 ist lang – allen voran steht die Bewältigung einer Herkulesaufgabe im Bereich Bildung: Alle drei Grundschulen werden für insgesamt deutlich mehr als 52 Millionen Euro für die Zukunft fit gemacht. Vor dem Hintergrund der angespannten Finanzlage der Gemeinde Neu Wulmstorf stellt aber nicht nur der Schulbau eine große Herausforderung für die Kommune dar. Im Fokus steht besonders die Öffnung der A26 und deren Folgen.
Bürgermeister: „Uns erwarten fortlaufend neue Herausforderungen“
„Wir blicken in das Jahr 2023 in dem Wissen, dass uns fortlaufend neue Herausforderungen erwarten“, sagt Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke. Die Gemeinde war bereits in das vergangene Jahr mit einem Defizit in Höhe von 4,5 Millionen Euro gestartet. Dies fällt mit rund 2,6 Millionen Euro, wie es die jetzigen Entwurfszahlen vorsehen, zwar niedriger aus und in der Haushaltsplanung werden Neu Wulmstorf außerdem höhere Einnahmen prognostiziert, aber gleichzeitig eben auch deutlich höhere Ausgaben. „Die Ausgangssituation für 2023 und die Folgejahre ist schwierig“, sagt Kämmerer Jörg Schröder. „Trotz gestiegener Erträge können - Stand jetzt - leider die höher gestiegenen Aufwendungen nicht gedeckt werden.“
Obwohl der Haushaltsentwurf noch nicht steht, ist klar, wo es bei den laufenden Ausgaben teurer wird: Kreisumlage, Kindertagesstätten, aber auch die erheblich gestiegenen Energiekosten, die Unterbringung von Ukraine-Flüchtlingen, höhere Zinsen am Kreditmarkt und steigende Personalkosten sind die größten Kostentreiber. „Es wird für uns in den kommenden Jahren eine fortwährende Aufgabe sein, uns sehr genau mit der Notwendigkeit von Investitionen und den laufenden Kosten auseinanderzusetzen“, bestätigt Bürgermeister Handtke. Schwerpunkte sehe die Gemeindepolitik in den Bereichen Bildung, Betreuung und Sicherheit vor.
Neu Wulmstorf hat inzwischen ziemlich genau 24.000 Einwohner
Neu Wulmstorf hat inzwischen ziemlich genau 24.000 Einwohner und Einwohnerinnen – und das ist nicht das Ende der Fahnenstange. Denn nach wie vor drehen sich an vielen Orten der Kommune die Baukräne. So sollen in diesem Jahr die „Wulmstorfer Höfe“ bei den Wulmstorfer Wiesen und der dahinter liegende Convivo-Wohnpark mit seniorengerechten Angeboten fertiggestellt werden. Am Kirchberg laufen die vorbereitenden Arbeiten für den Bau von in Neu Wulmstorf dringend benötigtem Wohnraum für Senioren und erstmals auch einer Tagespflege. Der Flächenverkauf hinter der neuen Grundschule am Moor ist in Vorbereitung, und das Gelände am Moorweg befindet sich in der Planung.
In Schwiederstorf soll am Schwarzenberg weiteres Wohnen ermöglicht werden. Auch am Oheweg soll eine Entwicklung erfolgen. Die Planung für das ehemalige Raisa-Gelände im Ortseingang von Elstorf soll 2023 endlich abgeschlossen werden. Dort sollten längst die Bagger rollen. Ein wichtiges Handlungsfeld muss die Politik in diesem Jahr dringend vorantreiben: Wo kann in Neu Wulmstorf günstiger Wohnraum geschaffen werden?
Mehr Einwohner bedeuten höhere Ausgaben für die Infrastruktur
Immer mehr Einwohner bedeuten höhere Ausgaben für die nötige Infrastruktur – die größten Kostenfaktoren sind hier die Schulen, die für den Ganztagsbetrieb fit gemacht werden müssen, und die Kitas. In dem zu einem Festpreis von 26 Millionen Euro entstandenen Neubau für die Ganztagsgrundschule am Moor mit Veranstaltungsraum und neuer Sporthalle soll der Unterricht nach den Sommerferien starten.
Der Neubau der Grundschule An der Heide soll in die Ausschreibung gehen – Kostenpunkt ebenfalls rund 26 Millionen Euro. Auch die Flächenplanung für das beschlossene Raumkonzept für die Grundschule Elstorf muss vorangebracht werden – die Kosten dafür stehen noch nicht fest. In diesem Jahr wird zudem der Anbau der Kita Fuchsbau fertiggestellt. Und mit der Kindertagesstätte Lessinghöfe soll eine weitere Einrichtung nach und nach den Betrieb aufnehmen.
Freibad bliebt so lange geöffnet, wie die Technik es zulässt
Die Bäderfrage bleibt in Neu Wulmstorf auch 2023 aktuell: Viereinhalb Millionen Euro wurden in die Sanierung der Schwimmhalle gesteckt, die Anfang März eröffnet werden soll. Auch auf ein Freibad möchten die Anwohner auf beiden Seiten der Landesgrenze ungern verzichten, doch das alte ist marode und für ein neues Freibad fehlt der Gemeinde schlicht das Geld. Auch aus Hamburg kommen keine neuen Signale für ein mögliches gemeinsames Bad im direkt an Neu Wulmstorf angrenzenden Hamburger Neubaugebiet Fischbeker Reethen.
Dort sind ohnehin kaum Fortschritte zu erkennen. Also bleibt auch 2023 zunächst alles beim Alten: „So lange es die Technik zulässt, wollen wir unser Freibad geöffnet lassen“, verspricht Handtke. „Wir halten an der kommenden Freibad-Saison fest, solange wir es können und keine großen außerplanmäßigen Investitionen anstehen.“
Öffnung der A26 zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf Mitte Februar
Eines der wichtigsten Themen in diesem Jahr wird die Eröffnung der A26 zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf sein, die voraussichtlich für Mitte Februar vorgesehen ist. Dann endet die neue Autobahn, die Stade von 2026 an mit Hamburg verbinden soll, in Rübke. Dem Dorf droht der Verkehrskollaps, wenn sich der Verkehr von und zur Autobahn über den Nincoper Deich und die Buxtehuder Straße ergießt – zumal Buxtehude in absehbarer Zeit keine eigene Anschlussstelle haben wird und es an der Zufahrt in Rübke eine Ampellösung geben muss, weil der Brückenbau über die Autobahn abgesagt ist und erst im kommenden Jahr fertiggestellt wird.
Rübkes Anwohner erwarten nun zügig Lösungen – vom Land, vom Landkreis und von der eigenen Gemeinde. „Wir sind mit den entscheidenden Akteuren fortlaufend und mit Nachdruck im Gespräch darüber, die Verkehrslenkung auf die Eröffnung des neuen Teilstücks auszurichten“, versichert Tobias Handtke. Mit der A26-Eröffnung wird es aber auch im Kernort mehr Verkehr geben. Die Verkehrsbelastung in der Ortsmitte wird erheblich wachsen, weil viele Autofahrer auf dem Weg von der Autobahn zur B 73 Richtung Hamburg nicht die Ortsumgehung über die B3, sondern den kurzen Weg durch die Bahnhofstraße nehmen werden.
Die Verkehrsbelastung in der Ortsmitte wird erheblich wachsen
Die Planer rechnen dann beispielsweise an der Kreuzung Bahnhofstraße/Wulmstorfer Wiesen mit 13.000 Fahrzeugen. Maßnahmen auf der Bahnhofstraße, die in diesem Jahr beginnen und der Aufwertung der Hauptgeschäftsstraße dienen sollen, sollen gleichzeitig dem Schleichverkehr durch die Ortsmitte den Garaus machen – unter anderem durch eine Verengung und Tempo 20. In der bald anstehenden Umsetzungsphase dürfte es innerörtlich zu Behinderungen kommen. Geduld ist gefragt: „Auch nach Abschluss der Baumaßnahmen wird sich der Verkehr seine Wege suchen. Für die Nebenstraßen wird jetzt geprüft, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Belastungen gering zu halten“, so Handtke.
Neuer Investor für ehemaliges Firmengelände von „Schwarz Cranz“
Im Bereich der Wirtschaft hat Neu Wulmstorf im vergangenen Jahr zwei Problemfälle lösen können: Für das ehemalige Gelände des Pleite-Fleischfabrikanten „Schwarz Cranz“ wurde mit dem Industrieimmobilien-Konzern Segro ein neuer Investor gefunden, der sich in den Gremien bereits vorgestellt hat. „Damit wird eine Gewerbebrache zu neuem Leben erweckt“, freut sich Handtke. „Mit dem Unternehmen werden nun die nächsten Schritte beraten und besprochen, die uns betreffen – besonders die verkehrlichen Auswirkungen für das Gewerbegebiet.“
Außerdem sind an der Bahn bereits die Bauarbeiten für eine Erweiterung der Prologis-Logistikflächen in vollem Gang. „Wir sind froh, dass dieser Lückenschluss nach mehr als 15 Jahren Stillstand nun zum Abschluss kommt“, so Handtke. Als Folge dieser beiden großen Investments würden Arbeitsplätze geschaffen und Gewerbesteuer generiert, so der Bürgermeister. Eine gute Perspektive für 2023.