Ardestorf. Erfolg für den Naturschutz beim Sand- und Kiesabbau am Schlüsselberg bei Ardestorf. Doch es gibt weiteren Grund zur Sorge.

Teilerfolg für den Naturschutz im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für den geplanten Sand- und Kiesabbau am Schlüsselberg bei Ardestorf: Das etwa fünf Hektar große Waldstück, das für die Sandgrube weichen sollte, ist vorerst gerettet. Naturschützer und Anwohner sind dennoch weiter in Sorge wegen der Auswirkungen, die der großflächige Abbau mit sich bringt.

Aus den Plänen, die am 9. Januar in die Auslage gehen, geht hervor, dass die Heidelberger Sand und Kies GmbH auf das Abholzen des Waldstücks im Norden des neuen Abbaugebiets verzichtet. „Wir wollten das Verfahren nicht weiter komplizieren“, erklärt Thorsten Rasch, Manager Rohstoffsicherung bei HSK, auf Abendblatt-Nachfrage die Abkehr von dem Vorhaben, das Waldstück in die neue Abbaufläche zu integrieren. Das Unternehmen habe auf eigene Initiative auf die Einbeziehung verzichtet und nicht etwa auf Anweisung der zuständigen Behörde beim Landkreis Harburg, so Rasch: „Da gab es kein Ringen.“

Landkreis bestätigte die Einigung mit dem Investor

Der Landkreis bestätigte die Einigung mit dem Investor: „Wir versuchen immer, ein Genehmigungsverfahren möglichst konfliktfrei zu gestalten“, sagt Sprecher Bernhard Frosdorfer. Das Abholzen von fünf Hektar Wald stelle in Zeiten der Klima-Diskussion eine überaus unpopuläre Maßnahme dar sowie einen erheblichen Kostenfaktor für den Antragsteller, der als Ausgleichsmaßnahmen für Waldersatz hätte sorgen müssen.

Insgesamt will die HSK am Schlüsselberg nach den neuen Plänen einen 24 Hektar großen Neuaufschluss einer Sandgrube inklusive eines Spülteichs realisieren. Die Jahresproduktion soll etwa 200.000 Tonnen Sand betragen, die an lokale Bauprojekte gehen und zum Stader Betonwerk der HSK gefahren werden sollen. Rasch hofft auf einen Start in etwa eineinhalb Jahren.

Unternehmen wollte geplante Kiesgrube auf fast 30 Hektar vergrößern

Zwischendurch wollte das Unternehmen die geplante Kiesgrube auf fast 30 Hektar vergrößern und dafür die fünf Hektar Wald fällen lassen. Der Naturschutzbund BUND hatte diese Pläne und die Abholzung des Wäldchens aus Klima- und Naturschutzgründen, aber auch wegen des Eingriffs in das Landschaftsbild und den Erholungswert der Umgebung für die Anwohner scharf kritisiert. Insbesondere der Diplom-Biologe Stephan Rost vom BUND Neu Wulmstorf machte sich für den Wald als größtes Gehölz im Umkreis und einer der letzten Rückzugsräume für Wildtiere in der ansonsten relativ ausgeräumten Ackerlandschaft stark.

Auch für die besorgten Anwohner in Ardestorf, Immenbeck und Grauen gibt es vonseiten des Investors gute Nachrichten: Der Verkehr soll ausschließlich am Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) vorbei auf die B 3 geführt werden. „Wir fahren nicht nach Süden, wir fahren nicht nach Ardestorf und Immenbeck. Um das zu vermeiden, gehen wir den langen und teuren Weg“, sagt Rasch. „Wir nehmen einen siebenstelligen Betrag in die Hand, damit wir nicht an einem einzigen Haus vorbeifahren müssen“, versichert der Manager.

Konflikt mit Verkehr am AWZ soll es aufgrund der Arbeitszeiten nicht geben

Er rechnet mit drei bis vier Lkw-Fahrten pro Stunde. Gearbeitet wird von 7 bis 17 Uhr. Einen Konflikt im Bereich des AWZ, wo zu bestimmten Zeiten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen besteht – teilweise mit Rückstau bis auf den Ketzendorfer Weg – sieht der HSK-Manager nicht: Am AWZ herrsche besonders am Freitagnachmittag und am Sonnabend „Primetime“, so Rasch. „Und dann arbeiten wir nicht.“

BUND-Mann Stephan Rost ist zunächst erleichtert, dass das Wäldchen in den aktuellen Abbauplänen keine Rolle mehr spielt und stehen bleiben darf. Der Naturschützer hat auch die BUND-Stellungnahme zum Neuaufschluss des Sandabbaus bei Elstorf verfasst. „Aus Sicht des Klima- und Artenschutzes ist zu begrüßen, dass der Waldbereich am Schlüsselberg nach neuem Planungsstand nicht mehr für den Sandabbau weichen muss“, so Rost.

Die östlich an den Wald angrenzende Fläche solle aber weiter abgebaut werden, schränkt der Biologe ein. „Dies führt dazu, dass der Boden um den Wald von zwei Seiten freigelegt werden wird und das Feldgehölz, das mit dem Wald verbunden ist, verloren geht.“

Er sehe es als sinnvoll an, wenn dieser Bereich zu einem möglichst späten Zeitraum in der Abbauplanung beansprucht würde, um die Dauer der Offenlegung zu reduzieren. „Der nutzbare Bereich ist dort sowieso eingeschränkt, weil an den Abbaugrenzen Verwallungen zum Schutz vor Lärm- und Staub-Emissionen beziehungsweise eine Böschungskante zum Waldrand notwendig werden“, so Rost.

Geschützte Stillgewässer mit Laubfrosch-Vorkommen

Der Naturschützer macht sich auch Sorgen um den Grundwasserstand sowie zwei geschützte Stillgewässer mit Laubfrosch-Vorkommen im Süden und Südwesten der Abbaufläche. „Beide Gewässer sind als Lebensraum für den Laubfrosch bekannt und gesetzlich geschützte Biotope“, so Rost. „Sie könnten trockenfallen.“ Die Einschätzung des Vorhabenträgers, dass keine erheblichen Auswirkungen für die Artengruppe der Amphibien zu erwarten seien, teile der BUND nicht. Auch HSK-Manager Rost ist von Haus aus Biologe und betont, das sein Unternehmen alles tun werde, um die Amphibien zu schützen. So würden Schutzzäune aufgestellt und dauerhafte Flachwasserbereiche geschaffen, die nicht austrocknen.

BUND bietet Zusammenarbeit mit Kieskuhlen-Management an

Das vorhandene Feuchtbiotop solle mit einer Lehmschicht geschützt und vergrößert werden. „Und zusätzlich stellen wir die Hälfte des geplanten Spülteichs für den Amphibienschutz her“, so Rasch.

„Auch die neuen Pläne stellen weiterhin einen erheblichen Eingriff in die Natur dar“, sagt BUND-Mann Stephan Rost. Das Areal sei aber nun einmal als ein Vorranggebiet für Bodenabbau ausgewiesen und nun müsse im Verfahrensverlauf das Beste für die Umwelt herausgeholt werden. „Wir sind auch gerne bereit, die Erfahrungen des BUND mit dem Management einer Kieskuhle bei Daerstorf für den Naturschutz einzubringen“, so Rost.