Himmelpforten. Weihnachtsmann empfängt an Adventssonntagen Kinder und ihre Familien. Auch das Christkindpostamt hat seine Arbeit wieder aufgenommen.

  • In Himmelpforten bei Stade sind schon jetzt weit über 1600 Briefe angekommen
  • Viele kommen in diesem Jahr aus Asien – vor allem Taiwan, Singapur oder Malaysia
  • Das berühmte Christkindpostamt wird von Ehrenamtlichen betrieben

„Hallo, liebes Erdenkind!“: Wer einen Brief mit dieser Anrede erhält, hat womöglich himmlische Post erhalten. Ein Blick auf die Unterzeichner bestätigt die Vermutung: Das Christkind, der Weihnachtsmann und alle kleinen und großen Helfer wünschen ein besinnliches Weihnachtsfest. Auch der Briefumschlag ist besonders: Wer hat schon einen eigenen Briefstempel? Der Absender kann also nur der Weihnachtsmann oder das Christkind sein.

Empfänger der Zeilen haben womöglich mit dem Brief gerechnet oder wenigstens gehofft, dass er kommt. Denn zuvor haben sie ja an den Weihnachtsmann oder das Christkind geschrieben. Nach Himmelpforten, denn wo sonst sollten zwei der Hauptakteure der Weihnachtszeit wohnen?

Adventszauber in Himmepforten: Zu Besuch bei Weihnachtsmann und Christkind

Seit genau 61 Jahren gibt es das Christkindpostamt in Himmelpforten. Und auch in diesem Jahr werden in den festlich geschmückten Räumen der Villa von Issendorff mit dem Büro und der Stube des Weihnachtsmanns wieder tausende Briefe eintrudeln: Heute, am 1. Dezember öffnet das weltberühmte Postamt in der Nähe von Stade seine Türen. Da die Post-Flut an den Weihnachtsmann und das Christkind selbst für himmlische Geschöpfe nicht allein zu bewältigen ist, werden sie wieder von weltlichen Helfern unterstützt.

Sie beantworten die Briefe ans Christkind: Knapp 20 fleißige Ehrenamtliche in Himmelpforten.
Sie beantworten die Briefe ans Christkind: Knapp 20 fleißige Ehrenamtliche in Himmelpforten. © HA | Sabine Lepél

Knapp 20 fleißige Ehrenamtliche arbeiten schon jetzt jeden Tag hinter verschlossenen Türen die vielen Schreiben ans Christkindpostamt ab – bis zum 23. Dezember. Sie öffnen, lesen und beantworten die vielen Briefe. Der Weihnachtsmann selbst hat an diesen Tagen wenig Zeit dazu: Er sitzt nebenan und empfängt Kinderbesuch. Diese Audienz hält der Mann mit dem Rauschebart in Himmelpforten trotz Hochsaison und vieler anderer Verpflichtungen weltweit mindestens an den Adventssonntagen von 14 bis 17 Uhr ab – ausgenommen ist in diesem Jahr der vierte Advent: Er fällt auf den 24. Dezember.

Wer hier nicht in Weihnachtsstimmung kommt, muss komplett immun sein

Die Helfer und Helferinnen haben viel zu tun: „Wer noch Antwort erhalten möchte, dessen Brief sollte bis spätestens zum dritten Advent bei uns eingegangen sein“, rät Gerhard Albers. Er gehört erst seit vierJahren zum Team von Wolfgang Dipper, der die ehrenamtlich besetzte Poststelle leitet. Die meisten sind schon viele Jahre dabei. Albers wurde von seiner Frau Petra fürs Christkindpostamt „rekrutiert“. Sie macht seit 16 Jahren mit. Und Petra Albers nahm sich wiederum ein Beispiel an ihren Eltern Hans-Jürgen und Margarethe Pleßmann, die schon mehr als 20 Jahre im Christkindpostamt arbeiten.

Die Helfer und Helferinnen können viele Geschichten erzählen über besondere Wünsche, rührende Botschaften oder ausgesprochen liebevoll gestaltete Briefe von Kindern und Erwachsenen aus aller Welt. „Wer hier nicht in Weihnachtsstimmung kommt, der muss komplett immun dagegen sein“, sagt Petra Albers.

Manche Kinder haben eher bescheidene Wünsche wie ein Buch

Bis zu 1500 Antwortschreiben bereiten die Helfer pro Tag zum Versenden vor. Es gab Jahre, da gingen 50.000 Wunschschreiben in Himmelpforten ein. „Seit Corona ist die Zahl rückläufig“, sagt Gerhard Albers. In diesem Jahr könnte es aber bergauf gehen, denn auf einigen Weihnachtsmärkten der Region gibt es nach der Corona-Pause wieder eine „Außenstelle“ des Himmelpfortener Postamts. Bereits 2022 waren im Postamt auch wieder Briefe eingegangen, die Kinder auf dem Buxtehuder oder dem Harburger Weihnachtsmarkt abgegeben hatten.

Das Schild am Christkindpostamt in der Villa von Issendorff.
Das Schild am Christkindpostamt in der Villa von Issendorff. © HA | Sabine Lepél

„Manche Kinder haben eher bescheidene Wünsche wie ein Buch“, sagt Inge Rademaker aus dem Helfer-Team. Oft sind die Listen aber etwas länger, und es sind häufig Klassiker wie Puppe, Stofftier oder die Spielekonsole darauf zu finden. Alle Jahre wieder wünschen sich viele Kinder ein Pferd oder einen Hund. „Es kommt aber auch vor, dass wir einfach einen Prospekt erhalten, auf dem die Wünsche angekreuzt sind“, sagt Inge Rademaker. Und dass auf der Wunschliste einfach nur Klamotten mit Artikelnummer und Größenangabe aufgelistet sind, gebe es ebenfalls.

Es kommt auch vor, dass es im betriebsamen Postamt vor Rührung ganz still wird

„Und neulich hat sich eine Frau einen Mann zu Weihnachten gewünscht“, berichtet Meta Stielper, seit 24 Jahren als Helferin im Christkindpostamt aktiv. „So einen Brief hatte ich noch nicht, der ging ganz schön ins Detail. Das konnte ich hier gar nicht vorlesen, ohne rote Ohren zu bekommen“, sagt sie lachend.

Viel häufiger ist aber die Freude, die die Helfertruppe empfindet, wenn sie die Mühe und die Liebe erkennen, mit der viele Wunschbriefe geschrieben und verziert wurden. Es kommt auch vor, dass es im betriebsamen Postamt vor Rührung ganz still wird – etwa, wenn ein kleiner Junge den Weihnachtsmann bittet, ihm seine verstorbene Oma wiederzubringen, weil er sie so vermisst. Oder wenn schon Grundschüler von den Geldproblemen ihrer Eltern oder deren Trennung berichten.

Himmelpforten hat sich den Beinamen Christkinddorf schützen lassen

Solche Kinder erhalten einen persönlichen, von Hand geschriebenen Brief. In besonders schwierigen Fällen werden sogar die örtlichen Pastoren eingeschaltet. Ansonsten versendet das Christkindpostamt aber vorgedruckte Antwortschreiben. Nur Briefe ohne Absender müssen unbeantwortet bleiben: „Es kommt immer wieder vor, dass die Adresse vergessen wird“, sagt Petra Albers. „Schade, denn sicher sind diese Kinder etwas traurig darüber, dass sie keine Antwort aus Himmelpforten erhalten haben.“

Himmelpforten hat sich den Beinamen Christkinddorf schützen lassen. Es gibt ein Weihnachtsmannhaus, in dem das Schlafzimmer des Mannes mit dem Rauschebart zu sehen ist sowie eine Sammlung von Weihnachtsmannfiguren. Vom 1. Dezember an lockt der Christkindmarkt zur Villa von Issendorf.

Im Weihnachtsmannhaus gibt es unter anderem das Schlafzimmer des Weihnachtsmanns zu sehen.
Im Weihnachtsmannhaus gibt es unter anderem das Schlafzimmer des Weihnachtsmanns zu sehen. © HA | Sabine Lepél

Zu verdanken hat Himmelpforten den Weihnachtstourismus übrigens Bärbel Rosendahl. Sie hatte als Achtjährige vor 61 Jahren einen Brief an den Weihnachtsmann beim damaligen Himmelpfortener Postamtsleiter abgegeben. Der machte sich den Spaß, den Brief an den Weihnachtsmann zu beantworten und an die junge Adressatin zurückzuschicken. Als dann auch noch die gewünschte Puppe unter dem Weihnachtsbaum lag, sprach sich Bärbels Erfolg schnell herum – erst in der Umgebung und nach Medienberichten in ganz Deutschland. Der Himmelpfortener Weihnachtszauber war geboren und hält bis heute an.

Der Christkindmarkt in Himmelpforten öffnet in diesem Jahr wieder für zehn Tage seine Türen – Start ist am 1. Dezember um 17 Uhr mit dem Einzug des Weihnachtsmanns. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 15 bis 19.30 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 13 bis 19.30 Uhr. Villa von Issendorff , Christkindplatz 1, 21709 Himmelpforten.

Wer dem Christkind schreiben möchte, schickt seine Post an diese Adresse: An das Christkind, 21709 Himmelpforten.