Lüneburg. Aus ehemaligem Jugendzentrum wird ein Gründerzentrum für soziale und nachhaltige Unternehmen. Erste Idee ist mehrere Jahre alt.

Wo bis zum Frühjahr das Lüneburger Jugendzentrum untergebracht war, hängt jetzt ein Plakat am Bauzaun, und drinnen sind Handwerker am Werk. Die Hansestadt bekommt eine neue Anlaufstelle für Menschen, die sich selbstständig machen wollen: Das „Utopia“ öffnet seine Türen für soziale und nachhaltige Unternehmen.

Es sind drei Menschen, die unabhängig voneinander die Idee hatten, dass Lüneburg ein Gründerzentrum für soziale und nachhaltige Unternehmen braucht: Corinna Krome, Kerstin Blumberg und Martin Auer. Krome ist mit Kopf und Tat am längsten dabei: Seit sechs Jahren arbeitet die Unternehmerin daran, das sogenannte Social Impact Lab aufzubauen.

Erste Idee: Zentrum für Begegnung, Ideenaustausch und Ehrenamtsberatung

Krome hatte 2014 das Eckhaus Katzenstraße/ Neue Sülze erworben, um dort 2018 das „Mosaique“ zu eröffnen, ein Zentrum für Begegnung, Ideenaustausch und Ehrenamtsberatung. Auch Veranstaltungen von Sprachkursen über Theater und Lesungen bis zu Tanz und Konzert sollten dort stattfinden. Doch die gebürtige Lüneburgerin, die nach Politikstudium und Promotion neun Jahre in Frankreich lebte, träumte weiter: bis zu einem Treffpunkt für Unternehmer, Gründer und Menschen aller Art, die sozial und nachhaltig wirtschaften wollen.

„Das erste Mal kam mir 2016 die Idee“, erzählt die 36-Jährige. Schon vor Jahren wandte sie sich daher an die Stadtverwaltung mit der Bitte, sich doch bei ihr zu melden, wenn das Nachbargebäude zum Verkauf stehe. Der Coup gelang – und vor einem Jahr lernte sie noch dazu zwei Menschen kennen, die in eine ganz ähnliche Richtung denken wie sie. Die drei taten sich zusammen.

In Lüneburg fehlte bisher ein Ort für soziales Unternehmertum

Kerstin Blumberg, gebürtig aus der Lüneburger Heide, hat Verlagskauffrau gelernt und Medienmanagement studiert, arbeitete einige Jahre in Berlin und Hamburg, unter anderem als Innovationsmanagerin. Sie kam dabei in Kontakt mit dem Social Impact Lab Berlin und dem Impact Hub Hamburg. „Ich tauchte ein in die Welt des Social Entrepreneurship und war davon begeistert.“ Als sie 2019 nach Mechtersen zog, suchte sie in Lüneburg nach einem Ort für soziales Unternehmertum, und wunderte sich, dass es den nicht gab. „Dann muss ich wohl selbst einen schaffen, dachte ich mir.“

Ein Besuch auf der Baustelle: Kerstin Blumberg, Martin Auer und Corinna Krome im ersten Stock, wo Co-Working-Plätze entstehen sollen.
Ein Besuch auf der Baustelle: Kerstin Blumberg, Martin Auer und Corinna Krome im ersten Stock, wo Co-Working-Plätze entstehen sollen. © HA | Carolin George

Martin Auer, gelernter Industriemechaniker aus der Nähe von München, studiert an der Leuphana Universität Lüneburg International Business Administration and Entrepreneurship. „In einer Vorlesung hat Corinna ihre Idee vorgestellt, ich war sofort Feuer und Flamme“, erzählt der 22-Jährige.

„Wollen sozialen und ökologischen Unternehmen und Initiativen Raum geben“

Seit einem Jahr nun arbeiten sie zu dritt an „Utopia“. „Wir wollen sozialen und ökologischen Unternehmen und Initiativen Raum geben“, sagt Corinna Krome. „Wir hoffen, dass sie sich gegenseitig inspirieren und dadurch Schneeballeffekte entstehen.“ Im Keller entsteht ein „Maker-Space“, also Platz um Dinge zu machen oder herzustellen, im Erdgeschoss gibt es eine Gemeinschaftsküche sowie einen Raum mit Bühne für Veranstaltungen aller Art. Im ersten Stock entstehen 25 Plätze für Co-Working, die Schreibtische sind tage-, monats- oder jahresweise zu mieten. Und ganz oben wird es drei Büros geben für Gründer, die einen festen eigenen Raum brauchen.

Zusammenarbeit mit Leuphana Universität sowie Industrie- und Handelskammer

„Wer es dorthin geschafft hat, fliegt nach drei Jahren raus“, sagt Kerstin Blumberg (39) und lacht. „Wir hoffen natürlich, dass manche schon eher gehen: weil sie mehr Fläche benötigen zum Beispiel.“„Utopia“ wird eng zusammenarbeiten mit der Leuphana Universität, der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, der Lüneburger Wirtschaftsförderung, dem Co-Working-Anbieter „Freiraum“ Lüneburg UG, dem Gründerzentrum „E.novum“ sowie dem Gründerprogramm „Holistic Impact Incubator“ (HOLII). Weitere Netzwerkpartner sind herzlich willkommen. Die ersten Interessenten gibt es, „wir kuratieren zurzeit, wer gut zusammenpassen könnte“, sagt Martin Auer.

Netzwerktreffen am Mittwoch, 14. Dezember, um 19 Uhr im „Mosaique“

Bei der Auswahl fester Mieterinnen und Mieter orientieren sich die drei Initiatoren an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN Sustainability Goals. Wer Interesse hat, bei „Utopia“ dabei sein zu sein, wendet sich an das Team unter info@utopia.de oder kommt zum Netzwerktreffen: am Mittwoch, 14. Dezember, um 19 Uhr im „Mosaique“, Katzenstraße 4. Gefördert wird das Gründerzentrum für nachhaltige Unternehmen aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).