Maschen. Autorenkollektiv schreibt Buch über verborgene Orte in Seevetal, darunter einer mit besonderer Bedeutung für einige Menschen.

Auf diesen Moment haben die fünf Menschen, die sich an diesem Abend in einem Wohnzimmer in Maschen treffen, monatelang gewartet. Ihr Buch „Streifzüge durch Seevetal“ ist vor wenigen Tagen erschienen, etliche der 1500 Exemplare liegen bereits in verschiedenen Verkaufsstellen in der Gemeinde aus. Die ersten Rückmeldungen sind äußerst positiv, so erzählen die Redaktionsmitglieder es beim Gespräch am Kamin. Erleichterung und Stolz ist in ihren Gesichtern zu erkennen. Dass die Arbeit geschafft ist. Und dass das Ergebnis ihre eigenen Erwartungen noch übertroffen hat. „Es ist sogar schöner geworden, als wir die ganze Zeit gehofft haben“, sagt Gabriele Dummschat, die normalerweise Kinderbücher schreibt.

33 Beiträge, 20 Autoren, zahlreiche Fotos, Zeichnungen und Karten enthält das annähernd ein Kilogramm schwere Buch. Fast zwei Jahre hat die Gruppe daran gearbeitet, bei regelmäßigen Treffen wurden die Beiträge gesichtet, über das Layout diskutiert, Tipps zur Recherche ausgetauscht und die Finanzierung durchgerechnet. Dazwischen brachen sie selbst auf, um den Geschichten in ihrer Heimatgemeinde nachzugehen. Manchmal im wörtlichen Sinne, wie Joachim von Elsner, der auf einem siebenstündigen Spaziergang dem Lauf der Seeve folgte. Manchmal auf andere Weise, wie bei intensiven Nachforschungen in Archiven oder in vielen Gesprächen mit Menschen aus Seevetal. „All diese Menschen zu treffen, war für uns sehr spannend und faszinierend“, sagt Historikerin Katrin Lembke-Schlaaff, ebenfalls Teil des Redaktionsteams.

Buch soll den Lesern Lieblingsorte und Entdeckerplätze in Seevetal näher bringen

Das Buch soll den Lesern ganz verschiedene „Lieblingsorte und Entdeckerplätze“ im Gemeindegebiet näher bringen, so verspricht es der Untertitel. „Bei unseren Streifzügen durch unsere Heimat haben wir Neues entdeckt und alte Schätze wiedergefunden“, schreiben die Autoren im Vorwort. „Unsere Lieblingsplätze erzählen von vergangenen Zeiten, von alten Höfen und Baudenkmälern, aber auch von besonderen Orten und der wunderbaren Natur, die uns umgibt.“ Geprägt sind die Beiträge von den Kontrasten in in Seevetal, hier gibt es kleine Dörfer und die Metropole Hamburg ganz in der Nähe, die namensgebende Seeve fließt in die große Elbe und besondere Naturlandschaften liegen zwischen Autobahnen und Europas größtem Rangierbahnhof in Maschen. Bei ihrer Spurensuche hätten sie selbst viel gelernt, sagt Mit-Initiator Matthias Clausen. „Es war auch für uns sehr interessant, was die Nachforschungen ergeben haben.“

Der frühere Dorotheenhof in Maschen (historisches Bild).
Der frühere Dorotheenhof in Maschen (historisches Bild). © Gemeindearchiv Seevetal | Gemeindearchiv Seevetal

Gabriele Dumschat machte sich auf zu den vier äußersten Grenzpunkten der Gemeinde – und war überrascht, was sie dort jeweils entdeckte. Noch immer begeistern erzählt sie von der Elbe im Osten, einer Platanenallee im Süden, dem Wald im Westen und der Seevemündung im Norden. „Überall sah es anders an, diese Kontraste waren total spannend.“ Auf historische Spuren begab sich Arndt-Hinrich Ernst, im Hauptberuf Seevetaler Gemeindearchivar und ebenfalls Mitglied der Projektredaktion. Er befasste sich mit dem früheren Dorotheenhof in Maschen, einem einst stattlichen Anwesen mit wechselvoller Geschichte.

Grundstück gleicht heute einem verwunschenen Garten

Erbaut im Jahr 1878 wurde es nach glanzvollen Jahren im Zweiten Weltkrieg zum Notkrankenhaus der Stadt Hamburg, bis 1948 war hier eine Entbindungsstation untergebracht. Bei seinen Recherchen sprach Arndt-Hinrich Ernst auch mit mehreren Seevetalern, die hier zur Welt kamen. „Auch wenn sie keine Erinnerungen daran haben, ist es ein besonderer Ort für sie.“ Das Grundstück gleicht heute einem verwunschenen Garten, die Villa steht schon lange nicht mehr. Im Archiv des Freilichtmuseums am Kiekeberg stieß der Historiker auf alte Bauunterlagen und Postkarten, auf deren Grundlage Jakob Möller, ein weiteres Redaktionsmitglied, Zeichnungen für das Buch anfertigte.

Das Buch
Das Buch "Streifzüge durch Seevetal" ist auf Initiative der Kulturstiftung Seevetal entstanden. © Kulturstiftung Seevetal | Kulturstiftung Seevetal

Viele der Texte sind in einem persönlichen Stil verfasst, mit Eindrücken von den jeweiligen Orten. Die Beiträge überlappen und ergänzen sich teilweise gegenseitig, so tauchen einige historische Mühlen in verschiedenen Texten auf. Beim Schreiben der Texte wurde den Autoren größtmögliche Freiheit gelassen. „Es gab ganz bewusst keine Vorgaben, nicht beim Stil und auch nicht bei den Themen“, sagt Joachim von Elsner. „So ist eine Mischung aus Historischem und Gegenwärtigen entstanden. Und in jeder Geschichte erfährt man ein kleines Geheimnis aus Seevetal.“

Herausgeber des Buchs ist die Kulturstiftung Seevetal, für die Finanzierung wurden Fördermittel der EU und der Leader-Region Achtern-Elbe-Diek eingeworben. Zu den weiteren Unterstützern des Projekts zählen die Gemeinde Seevetal und Stelle, die Stadt Winsen sowie die Samtgemeinden Elbmarsch und Bardowick.

„Streifzüge durch Seevetal“ hat 224 Seiten und und kostet 19,50 Euro. Es kann unter der ISBN 978-3-9821859-8-9 in jeder Buchhandlung bestellt werden und ist zudem an folgenden Orten erhältlich: Stoffträume und Buchhandlung Köhnke in Maschen, Buchhandlung Seevetal in Hittfeld, Spielwaren Toll in Meckelfeld, Overmeyer Landbaukultur in Emmelndorf, Museum im Marstall und Tourist-Information in Winsen sowie Museumsshop im Freilichtmuseum am Kiekeberg.

Die Liste der Verkaufsstellen sowie ein Online-Shop sind auch im Internet zu finden: www.streifzuege-durch-seevetal.kulturstiftung-seevetal.de.