Landkreis Harburg. Der Landkreis Harburg will für eine bessere Bezahlung in der Kindertagespflege sorgen und gestiegene Kosten ausgleichen
Tagesmütter und Tagesväter im Landkreis Harburg können aufatmen. Die Politik hat entschieden: Es gibt mehr Geld für die rund 150 Beschäftigten in der Kindertagespflege der Region. Um die gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten auszugleichen, will der Landkreis Harburg die Stundensätze in der Kindertagespflege erhöhen. Das hat der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch einstimmig beschlossen. Demnach steigt der Betrag zur Anerkennung der Förderleistung für Tagesmütter und -väter rückwirkend zum 1. August 2022 um 80 Cent. Ab 1. Januar 2023 kommen noch einmal 60 Cent pro Stunde hinzu. Die Regelung soll dann für zunächst zwei Jahre gelten.
Konkret heißt das: Kindertagespflegepersonen, die eine berufsvorbereitende Qualifikation von 160 Stunden absolviert haben (Variante A), erhalten rückwirkend zum 1. August statt 4,10 einen Pflegesatz von 4,90 Euro und ab dem kommenden Jahr 5,50 pro Stunde. Für Pädagogische Fachkräfte mit höherer Qualifikationsstufe (Variante A+) erhöht sich der Stundensatz rückwirkend von 5,10 auf 5,90 und ab Januar weiter auf 6,50 Euro. Allein für das laufende Jahr bedeutet das für den Landkreis Mehrkosten in Höhe von 236.000 Euro. Die zusätzlichen Kosten für das kommende Jahr werden bei etwa einer Million Euro liegen.
Nun entfällt die vom Landkreis Harburg lange gewährte Verpflegungspauschale
Gleichzeitig entfällt die vom Landkreis Harburg in der Vergangenheit gewährte Verpflegungspauschale. Diese betrug bislang bei fünf Tagen Betreuung pro Woche 42 Euro pro Monat für eine Hauptmahlzeit, 56 Euro für zwei Hauptmahlzeiten und 70 Euro für drei. „Das Verpflegungsgeld ist eine freiwillige Leistung des Landkreises Harburg für jedes Kind, das mindestens 30 Stunden in der Woche in der Betreuung ist und dementsprechend zwei Mahlzeiten pro Tag erhält“, sagt Martina Menzel, die bei der Kreisverwaltung für besondere Leistungen für Kinder und Jugendliche zuständig ist. „Das zahlt kein anderer Jugendhilfeträger in Deutschland.“ Menzel hatte für eine geringere Erhöhung des Stundensatzes und für die Beibehaltung des Verpflegungsgeldes plädiert, die Politik aber nicht mit ihren Ideen überzeugen können.
Die monatlich gezahlte Sachkostenpauschale von bisher 320 Euro pro Vollzeit betreutem Kind, die steuerfrei zur Verfügung steht und für Sachkosten wie Nahrungsmittel, Strom, Materialien für die Kinderpflege, Reinigung oder die Instandhaltung des Gebäudes vorgesehen ist, wird substanziell auf rund 450 Euro erhöht.
Angeschoben hatte die Debatte die Gruppe Grüne/Linke im Kreistag
Angeschoben hatte die Debatte die Gruppe Grüne/Linke im Kreistag. In einem gemeinsam Antrag hatten sich die Fraktionsmitglieder für eine bessere Bezahlung von Tagesmüttern und Tagesvätern auf Landkreisebene stark gemacht und im August einen entsprechenden Antrag gestellt. „Die Tagespflege füllt einen Bedarf aus, den wir aktuell im Landkreis haben“, begründet Grünen-Fraktionsmitglied Erhard Schäfer den Vorstoß. „Wir haben nicht ausreichend Kitas, um allen Kindern einen Betreuungsplatz anbieten zu können. Daher ist das zusätzliche Angebot der Kindertagespflege für den Landkreis Harburg unverzichtbar.“ Und jene, die diese wichtige Aufgabe leisteten, müssten angemessen bezahlt werden. „Die Leistungen, die wir erbringen, müssen auskömmlich sein“, so Schäfer weiter.
Es reiche nicht aus, rückblickend zu erhöhen, um den Inflationsausgleich zu leisten. Maßstab müsse die aktuelle Situation und die Zukunft sein. Vor diesem Hintergrund hatte die Gruppe Grüne/Linke eine Erhöhung der Stundensätze auf 5,10 bzw. 6,10 Euro gefordert bei weiterer Zahlung des Verpflegungsgelds. Die nun gefundene Lösung ist ein Kompromiss, auf den sich Verwaltung und Politik einigen konnten. Die Beschlussvorlage soll im Dezember dem Kreistag vorgelegt werden.
Bei den Tagesmüttern und Tagesvätern sorgt das Ergebnis für geteiltes Echo
Bei den betroffenen Tagesmüttern und Tagesvätern sorgt das Ergebnis für geteiltes Echo. „Die Stundensätze sind ein guter Abschluss“, sagt Tagesmutter Christiane Schulze, die mit ihrem Mann Gernot eine Großkindertagespflege mit acht Kindern in Tostedt betreibt. Stellvertretend für 80 Tagesmütter und -väter hatte sie die Forderung nach besserer Bezahlung gestellt. Seit Februar laufen die Gespräche mit Politik und Verwaltung. „Das jetzt Erreichte ist ein guter Abschluss“, sagt sie. „Er umfasst sowohl den Blick in die Vergangenheit als auch in die Zukunft.“
Sandra Schmidt, Sprecherin der Berufsvereinigung der Tagesmütter, hätte sich eine andere Lösung gewünscht. „Die Verpflegungspauschale mit den Stundensätzen zu verbinden, halte ich nicht für die richtige Lösung“, sagt sie. „Wir hätten lieber direkt mit den Eltern eine Pauschale für die Mahlzeiten festgelegt und gemeinsam entschieden, wie viel Geld diese für die Ernährung ihrer Kinder ausgeben möchten.“
In einer ersten Fassung des Textes hieß es, dass die Sachkostenpauschale nicht erhöht würde. Dies wurde korrigiert.